LIEBES ABENTEUER
abhängig machen. Das ist erbärmlich. Da!« Ich gebe ihr den Vertrag, den sie mir vor Wochen schon gegeben hat. Während ich über meine Zukunft nachgedacht habe, habe ich ihn die ganze Zeit mit mir in meiner Handtasche herumgetragen. »Diesmal meine ich es ernst. Er ist unterschrieben. Morgen nach dem Gottesdienst können wir zum Notar gehen.«
»Bist du dir ganz sicher, dass du das willst?«
»Absolut sicher. Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie sehr ich dein Angebot überhaupt schätze. Du bist eine wunderbare Freundin, Kay. Dieses Haus zwingt mich, meinen Job bei Gainnet zu behalten und dort klarzukommen, bis ich Chefsyndikus bin. Ich brauche eine echte Motivation. Ich muss wirklich aufhören, in einer Traumwelt zu leben.«
»Du bist so ehrgeizig, Ashley. Heißt das, du wirst Dr. Kevin anrufen?«
»Es heißt, dass Romantik keine Ausflucht mehr für mich ist. Wann immer ich ein Verlangen danach verspüre, werde ich zu Bloomingdale’s gehen und Schuhe kaufen und alle Männer meiden wie die Pest. Weißt du, was wahre Zufriedenheit ist? Wenn einem die Schuhe immer noch gefallen, nachdem man den Kontoauszug gesehen hat. Die Vorstellung, dass ich diese Art von Zufriedenheit je bei einem Mann erfahren könnte, ist lächerlich.«
»Du könntest mal in deiner Bibel lesen«, schlägt Kay vor. »Mir scheint, dass deine Theologie etwas aus dem Gleichgewicht gekommen ist, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Willst du mir jetzt eine Predigt über Zufriedenheit halten? Das Gleiche könnte nämlich auch für dich gelten, wenn ich dich an die Granitarbeitsflächen und die neuen Badezimmer erinnern darf. Deine Unzufriedenheit facht meine noch an.« Ich lächle, und wir fangen beide an zu kichern.
Kay gießt wieder die blutrote Flüssigkeit in die Behälter. »Treffer!«
»Hey, tut mir leid, Kay. Ich wollte dich nicht angreifen. Du hast deine Traumküche verdient.« Auf der Küchentheke steht ein Kürbiskuchen, der förmlich nach mir ruft. Ich mache gerade Diät, aber jetzt kommen die Feiertage. Und Kay backt. Das Fleisch ist schwach. »Kann ich was davon haben?«
»Nimm dir.« Sie hält mir ein Messer und eine Serviette hin. »Was hat Hans von Seth gehalten?«
»Er meint, Seth sei es nicht wert, dass ich meine Karriere opfere«, antworte ich mit vollem Mund. »Aber Hans hat seine eigenen Motive. Er will ja immer noch, dass ich am Dienstag mit ihm nach Taiwan fliege. Aber ich habe einen Plan. Ich werde am Samstagmorgen fliegen.«
»Du glaubst nicht, dass Seth dir einen Antrag machen wird?« Aber die Art, wie sie die Frage stellt, klingt mehr wie, Du bist nicht so dämlich zu glauben, dass Freitag der große Tag sein wird?
»Warum fragst du?«
»Einfach so. Drücken wir es mal so aus, ich verstehe deinen Freund nicht.«
Ich verschlinge die letzten Krümel von Kays leckerem Kürbiskuchen, ignoriere dabei sämtliche Diätabsichten und sage Gute Nacht. Ich gehe in mein Zimmer, das übersät ist mit all den Kleidungsstücken, die ich anprobiert habe, bevor ich heute Abend weggegangen bin. Ich schaue in den Spiegel über der Kommode, wo ein Bild von Seth und mir hängt, in Jeans und karierten Hemden, wie wir uns für das Erntefest in der Gemeinde herausgeputzt hatten. Ich nehme es in die Hand und betrachte es. Dabei fällt mir auf, dass wir nicht glücklich wirken. Wir sehen aus, als fühlten wir uns unwohl. Vielleicht wirken wir sogar etwas skeptisch.
Ich habe neun Monate meines Lebens und zahllose tolle Klamotten an den falschen Mann verschwendet. Jetzt ist Arin wieder da, und vielleicht ist das ja genau Gottes Zeitplan. Vielleicht kann sie die Romantik in diesem Mann wecken. Etwa zwei Sekunden lang fühle ich, wie ich über mich hinauswachse, dann fahre ich die Krallen aus. Ich hoffe nur, dass ihre Kinder aussehen werden wie kleine Urwaldaffen und dass sie Arin zu ihrem Leben als Missionarin zurückholen werden.
Ich sehe mich in meinem Zimmer um: die schneeweiße Deckenleiste, darunter die sonnengelben Wände und eine Mischung aus antiken und rustikalen Möbeln. Wissen Sie was? Ich habe einen großartigen Geschmack. In diesem Zimmer bin ich glücklich. Bei Seth bin ich nervös.
An jenem Abend auf der Hochzeit meines Bruders, als Seth kam und mich einfach aus den Socken haute, dachte ich, dieses Gefühl würde für immer anhalten. Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass nichts für immer hält, außer Jesus, und was das Leben auf dieser Erde angeht, ist Grundbesitz in Palo Alto daher die bessere Grundlage.
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