LIEBES ABENTEUER
und alle gehen nach draußen. »Wartet! Wartet!« Ich renne zur Bühne und bitte alle, für Brea zu beten. Arin steht neben mir und versucht eifrig, meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
»Ashley, ich muss unbedingt mit dir sprechen«, sagt sie.
»Nicht jetzt«, unterbreche ich sie plump. Das Letzte, was ich jetzt will, ist, Arins Schuldgefühle zu mindern. Wenn sie Schuldgefühle hat, soll sie doch darin schmoren. Meine beste Freundin braucht mich. Ich fahre so schnell ich kann zu Breas Haus, und Mrs. Browning, ihre Mutter, erwartet mich schon an der Haustür mit Miles im Arm, nach vorne, zu mir gedreht. Ich nehme ihr das Kind ab, und er schaut mich nervös an. Seine kleinen Lippen verziehen sich zu einem Schmollmund, und er wird jeden Moment losschreien. »Nicht weinen. Ich bin’s, Tante Ashley.« Ich nehme seiner Großmutter den Schnuller ab und schiebe ihn ihm in den Mund. »Gibt es irgendwelche Anweisungen?«
»Er hat gerade gegessen und müsste bald schlafen. Wenn du mit Miles spazieren gehst, müssen die Hunde in ihre Käfige. Sie sind jetzt drinnen.«
»Lucy und Ricky«, sage ich laut. Breas Möpse. An die hatte ich gar nicht gedacht. »Mrs. Browning, könnte ich wohl Ihr Auto haben, damit ich mit Miles wegfahren kann?«
»Wozu musst du denn weg mit ihm?« Ihr Tonfall klingt, als fragte sie mich, wozu ich denn essen müsse.
»Ich muss meinen Hund holen. Er war den ganzen Morgen allein zu Hause, und meine Mitbewohnerin hat genug davon. Sie macht Abrissarbeiten bei uns zu Hause, und ich will nicht, dass sich der Hund verletzt.«
Mrs. Browning spitzt die Lippen, und ich wappne mich für einen Wortschwall. »Weißt du, Ashley Wilkes Stockingdale, seit du in unser Leben gekommen bist, ist bei dir nur eine Tragödie nach der anderen passiert. Wie wäre es, wenn du heiratest und zur Abwechslung mal eine echte Krise erlebst?«
»Ich habe es ja versucht«, murmle ich.
»Wenn du ab und zu mal an jemand anderes als nur an dich selbst denken würdest...«
Breas Mutter hat mich nie wirklich gemocht. Warum, erklärt sich wohl von selbst. Ich war immer das kleine Gör, das an ihrer entzückenden Tochter hing. Die pummelige Kleine, die kein eigenes Zuhause zu haben schien. Das hatte ich zwar, aber ich musste es mit meinem Bruder Dave teilen, und deshalb war ich so wenig wie möglich dort. Mrs. Browning führte zwar ein christliches Familienleben, aber andere darin aufzunehmen gehörte nicht gerade dazu. Sie wollte, dass ihre Tochter so wird wie sie und auch kleine Christen heranzieht. Weiter reichten ihre evangelistischen Bemühungen nicht.
Aber Mr. Browning mochte mich und nahm mich überall mit hin, wo er mit Brea hinging - sehr zum Verdruss seiner Frau. Wir gingen zu Baseballspielen, zu Pizza & Pipes, einem Pizzarestaurant mit Orgelmusik, wanderten über die Golden-Gate-Brücke und fütterten im Baylands Park die Enten (bevor das aus Umweltgründen verboten wurde). Und wenn ich irgendeinen Abschluss machte, saß Mr. Browning immer in der ersten Reihe und rief meinen Namen, Mrs. Browning an seiner Seite, damit sie sich seiner Treue sicher sein konnte. Als er dieses Jahr an einem Schlaganfall starb, war ich so traurig, als wäre mein eigener Vater gestorben.
Aber hier steht Mrs. Browning und bringt wieder das Thema des egoistischen Singles auf den Tisch, während ihre Tochter leidet. Das Thema habe ich jetzt schon zur Genüge gehört. Sie könnte sich wenigstens was Neues einfallen lassen, oder?
»Ich denke im Moment an Brea, Mrs. Browning, sonst wäre ich nicht hier.« Miles kuschelt sich an meine Brust, als wollte er seiner Großmutter sagen, sie könne ihn mal, und ich drücke ihn an mich. »Du bist mein Baby, mein süßer, kleiner Miles.«
»Halte ihn nicht so. Er mag es, wenn er nach vorne schauen kann«, schreibt mir Mrs. Browning vor.
Sie ist aufgebracht. Wenn es etwas gibt, was ich in den zwanzig Jahren bei dieser Familie gelernt habe, dann, dass man Mrs. Browning niemals drängen sollte, wenn sie aufgebracht ist. Ich drehe Miles um und halte ihn mit dem Arm über seiner Brust, und seine kleinen, pummeligen Arme und Beine strampeln entschlossen.
»Das ist Omas Kleiner«, sagt sie erfreut. Dann ändert sich ihr Verhalten wieder, und sie starrt mich kalt an. »Die Hunde sind erkältet. Halte Miles von ihnen fern, und wenn du mit ihm rausgehst, zieh ihm eine Jacke an und leg eine Decke in den Kinderwagen.«
»Erinnern Sie sich noch daran, wie Brea und ich jahrelang mit Puppen gespielt haben?« Auch als
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