LIEBES ABENTEUER
Haus. Aber wie komme ich von hier nach dort? Ich kratze mich am Kopf. Ich bin ein schlaues Kind, aber das entzieht sich meiner Kenntnis. Ich muss mich entscheiden. Soll ich ein schlafendes Kind wecken, oder soll ich es wagen, ihn einen Augenblick allein zu lassen? Aber ich habe keine Wahl, schließlich ist er... ein Baby.
Ich rufe Kay von meinem Handy aus an und bete, dass sie zu Hause ist und Bob Vila aus der Heimwerkersendung spielt. Nach ungefähr zwanzigmal Klingeln geht sie dran. »Was ist? Weißt du, dass du den Hund im Haus gelassen hast? Zum Glück waren es deine Steve-Madden-Schuhe, die er zerkaut hat. Scheinbar hat er den gleichen Geschmack wie du, denn meine L.L.-Bean-Slipper sind unversehrt.«
»Ich bin gekommen, um Rhett zu holen. Ich habe den kleinen Miles hier im Auto, und er schläft. Kannst du Rhett rausbringen?«
»Und ob ich ihn rausbringen kann.« Kurz darauf erscheint Kay mit Rhett am Halsband in der Tür und zerrt ihn hinter sich her zum Auto. Dann sieht er mich und macht einen Satz. So kenne ich meinen süßen kleinen Hund. »Du wirst mit ihm doch in die Hundeschule gehen, oder?«
»Natürlich werde ich das, aber bis vor ein paar Wochen wusste ich ja noch gar nicht, dass ich einen Hund haben würde, und ich war viel zu selten zu Hause, um mit ihm das Training anzufangen.« Rhett springt ins Auto, und da dämmert mir, dass er ein großer Hund ist und Miles da drinnen schläft. Ich reiße ihn an seinem Halsband zurück. »Nein, Junge, nein!« Aber es ist schon zu spät. Rhett fährt Miles einmal mit seiner nassen, schlabberigen Zunge übers Gesicht. Das Gesicht des Babys legt sich in Falten, aber er schläft weiter. Scheinbar hat Miles noch Reste seiner letzten Mahlzeit im Gesicht, denn Rhett leckt gleich noch einmal darüber. Lecker!
Kay steht mit verschränkten Armen daneben und verurteilt meinen Mangel an elterlichem Können, sowohl was den Hund als auch was das Kind angeht. »Nein, Rhett, nein.« Ich ziehe ihn auf den Vordersitz und wische Miles mit einem feuchten Tuch übers Gesicht. Mrs. Browning würde ausflippen.
»Brea vertraut dir ihr Kind an?«, fragt Kay schließlich.
»Warum denken alle, ich sei so blöd? Warst du nicht im Gottesdienst? Brea hat vorzeitige Wehen.«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin früher gegangen. Ich musste das Wasser abstellen.«
»Wir haben also kein fließendes Wasser mehr?«
»Nur heute.«
»Es ist Sonntag. Was ist mit Ruhetag und so?«
»Erklär das deinem Hund. Seine Blase scheint nie Ruhetag zu haben, und ich habe fast keinen Fußbodenreiniger mehr. Ich habe immer noch nicht verstanden, wieso das dein Hund sein soll, da du ja diejenige bist, die sich am wenigsten um ihn kümmert.« Kay starrt mich verächtlich an. »Sag Seth, das nächste Mal soll er dir Schmuck schenken. Für etwas Lebendiges zu sorgen ist nicht wirklich deine Stärke.«
Und Charakter ist nicht gerade deine Stärke, denke ich und entschuldige mich gleich im Stillen dafür, aber was zum Kuckuck ist heute los? Ist heute der Kritik-an-Ashley-Tag? »Ich bin bei Brea, wenn du mich brauchst.«
»Ihre Möpse werden sich zu Tode erschrecken, wenn sie deinen Riesenhund sehen.«
»Das denke ich nicht. Breas Möpse glauben, sie seien Rottweiler.«
»Ich werde für Brea beten«, sagt Kay schließlich, »und für Miles auch.«
Ich fahre kreuz und quer durch die Stadt in der Hoffnung, dass Miles irgendwann aufwachen wird, aber er schläft einen Dornröschenschlaf. Rhett wird nervös und fängt an zu bellen, sodass Miles ganz verängstigt und verwirrt aufwacht. Ich halte an, um ihm zu zeigen, dass ich da bin, seine Tante Ashley, und dass die Fellschnauze in seinem Gesicht es freundlich meint. Aber er ist zu Tode erschrocken und schreit dementsprechend.
Ich steige schnell wieder ins Auto und fahre zu Brea. Ich hole Miles aus dem Auto, und Rhett springt sofort mit einem freudigen Satz hinterher und rennt schnurstracks bellend auf die Käfige der beiden Möpse zu. Im Haus klingelt das Telefon, und Miles schreit immer noch. Ich nehme ihn auf den Arm und sprinte in die Küche. »Hallo, hier bei Wright.«
»Wer ist dort? Ashley? Was ist mit Miles los?«, fragt Mrs. Browning.
»Er ist gerade aufgewacht.« Ich will schon sagen, dass das Telefon ihn aufgeweckt hat, beschließe dann aber, dass ich heute nicht auch noch lügen will.
»John hat mich gebeten anzurufen. Sie haben die Wehen mit Medikamenten gestoppt.«
Gott sei Dank.
»Aber sie braucht erst einmal vollkommene Bettruhe. Und sie
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