LIEBES ABENTEUER
gegangen.«
Er ist zur Arbeit gegangen. Ist er schon mal auf die Idee gekommen, dass er vielleicht seinen Sohn mit zur Arbeit nehmen könnte? »Wo ist deine Mutter?«
»Sie musste zu ihrem Treffen christlicher Frauen im Country Club. Sie kommt heute Nachmittag wieder, aber sie meinte, es sei wichtig, dass sie hingehe, weil sie einen Flohmarkt organisieren.«
Ich möchte ihr am liebsten erklären, dass ein Termin im Country Club an Wichtigkeit ja wohl kaum mit einem Job zu vergleichen ist. Aber ich furchte, es würde nicht funktionieren und ich würde Brea nur verletzen. Außerdem will ich nicht, dass sie denkt, ich liebe Miles nicht. Ich liebe Miles, als wäre er mein eigenes Kind. Ich habe nur keine natürliche Neigung zum Muttersein.
Ich klopfe leise an Hans’ Tür. »Herein!«, ruft er grob. Ich öffne die Tür und sehe seine hochgezogenen Augenbrauen, als wartete er auf eine Entschuldigung von mir. »Und jetzt? Ashley, die Aktionäre sitzen mir im Nacken, und das Produkt muss auf den Markt. Meinen Sie, Sie könnten versuchen, sich jetzt mal auf Ihre Arbeit zu konzentrieren?«
»Wir waren zwei Wochen in Taiwan. Ich habe alles getan, was ich konnte, um dieses Patent herauszugeben, aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich.« Und jetzt kommt’s. »Ob Sie wohl ab und zu nach Rhett schauen könnten, draußen im Hundeeck? Ich muss mal eben ins Krankenhaus fahren. Ich komme gleich wieder, versprochen.«
Er verschränkt die Arme. Seinen Gesichtsausdruck beschreibe ich besser nicht. »Sie bitten mich tatsächlich, auf einen Hund aufzupassen, während Sie sich irgendwo herumtreiben und ein Kind verhätscheln, das nicht einmal Ihr eigenes ist?«
Ich bin drauf und dran vorzuschlagen, dass Sophia es ja tun könnte, aber ich bezweifle, dass das meiner Sache dienlich wäre. »Sie müssen verstehen. Meine Freundin Brea ist schwanger, und es hat Komplikationen gegeben, und ...«
Hans hebt abwehrend die Hand. »Kein Wort mehr. Ich will nichts von diesen Frauenproblemen hören. Davon habe ich genug in meinem eigenen Leben. Gehen Sie einfach und kommen Sie wieder, wenn Sie ein Mann sind.«
»Was?«
»Wenn Sie wieder diese geniale Patentanwältin geworden sind, die ich einmal eingestellt habe, können Sie zurückkommen.«
»Heißt das jetzt, dass Sie auf den Hund aufpassen? Denn Rhett, mein Hund, ist sehr aktiv, und ...«
»Ashley«, sagt er ruhig. »Glauben Sie wirklich, mich interessiert der Charakter Ihres Hundes?«
»Äh, nein«, antworte ich kopfschüttelnd. »Nicht wirklich.«
Er zeigt auf die Tür. »Gehen Sie jetzt!«
Ich nehme Miles’ kleine Faust und winke ihm damit zum Abschied zu. Hans findet das überhaupt nicht lustig, und um den Schaden zu begrenzen, eile ich schnell zur Tür hinaus. Eins habe ich über Hans gelernt: Seine Geduld kann von jetzt auf gleich zu Ende sein. Als wir in Taiwan waren, habe ich mich ernsthaft gefragt, ob er eine bipolare Störung hat. Für ihn ist es vollkommen in Ordnung, einen hilflosen taiwanesischen Mitarbeiter in einer Sitzung anzuschreien und ihm Obszönitäten an den Kopf zu werfen. Apropos hilflose Mitarbeiter...
Wir halten unterwegs bei Jamba an, einem Smoothie-Laden mit total überzogenen Preisen, und holen Breas Fruchtsaft. Ich habe mörderische Rückenschmerzen von all dem Ein- und Aussteigen mit Kind. Es geht mir tierisch auf die Nerven. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach Hunderten von roten Ampeln und Verkehrschaos in Stanford kommen wir schließlich im Krankenhaus an. Plötzlich wird mir klar, dass ich kein warmes Wasser für Miles’ Fläschchen habe, und er ist darüber gar nicht erfreut. Ich setze ihn in seinen Buggy, suche den Schnuller und bete, dass er sauber ist, und steuere dann auf die Cafeteria zu. Er fängt an zu schreien. Schon bald schiebe ich den leeren Buggy, trage ihn auf der Hüfte und versuche, ihm den Schnuller wieder in den Mund zu stecken. Und dabei schleppe ich die ganze Zeit eine überdimensionale Windeltasche mit mir herum.
Direkt neben dem Wasserspender sitzt Kevin. Er steht sofort auf und sieht mich erstaunt an. »Ashley, was machst du denn hier?« Er hat seinen weißen Arztkittel an und sieht einfach zum Reinbeißen aus, obwohl mir das eigentlich gar nicht auffallen sollte. Ich habe mich gerade getrennt. Ich habe mich gerade getrennt.
»Ich bringe Miles zu Brea.« Dabei halte ich ihm das Baby hin. »Kannst du ihn einen Augenblick halten, damit ich sein Fläschchen machen kann?«
»Klar.« Kevin nimmt Miles, und das Baby
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