LIEBES ABENTEUER
Wildlederhose sind genau das Richtige für einen Nachmittag bei meinen Eltern. Alles ziemlich modisch, nur rieche ich immer noch nach gebratenem Federvieh.
Ich hole tief Luft, sehe, dass Kay Kevin an derTür begrüßt, und bekomme es mit der Angst zu tun, als ich seine Oberschicht-Eltern hinter ihm stehen sehe. Ich taste nach meinem Wuschelkopf, schaue an meiner legeren Hose hinunter und fange an zu hyperventilieren. Ich will gerade wieder in meinem Zimmer verschwinden, als Kevin mich sieht.
»Ashley, bist du so weit? Schau mal, wer mich besucht hat.« Er lächelt mich an, und meine Promenadenmischung von Hund fällt schnurstracks über die Nylonstrümpfe seiner Mutter her. Ich stürze dem Hund hinterher, aber er will unbedingt diese Strumpfhose haben und wirft dabei einen Tisch mit einer Silberschale voller Nüsse um. Die Nüsse kullern wie ein Kugelhagel auf den Parkettboden.
Mrs. Novak ist entsetzt. Ihre erste Reaktion ist Flucht, was Rhett natürlich als Einladung betrachtet, Fangen zu spielen.
»Ashley!«, schreit Kay mich an und bückt sich dann, um die Nüsse einzusammeln.
Ich mache einen Satz über den Tisch und renne die Straße hinunter. »Rhett! Rhett! Bleib sofort stehen!«
Mrs. Novak flüchtet immer noch, und sie ist recht rüstig für eine ältere Dame. Sie ist schon an der Straßenecke, bis Rhett langsamer wird. Enttäuscht, dass die Jagd nicht halb so lustig war, wie er gedacht hatte, dreht er um. Sein gesenkter Kopf zeigt, dass es ihm leidtut, und ich nehme sein Gesicht in meine Hände.
»Was soll das? Nicht davonlaufen!« Ich bin wie eine dieser hilflosen Mütter, die ihr Kind anschreien: »Hör auf, Mama zu schlagen!« Ich packe Rhett am Halsband und zerre ihn zurück in den Garten. »Kevin! Sag deiner Mutter, sie kann jetzt zurückkommen. Ich sperre Rhett weg.«
Mrs. Novak streicht sich ihre St.-John-Jacke glatt und versucht würdevoll wieder zurückzugehen. Sie tut mir wirklich leid. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es sich anfühlte, als ich noch dachte, ich sei würdevoll. Niemand ist wirklich würdevoll, das ist nur alles vornehme Fassade für die anderen, die man so lange aufrechterhält, bis jemand dahinterschaut. Ich könnte wetten, dass Mrs. Novak ihre Fassade normalerweise länger als fünf Minuten aufrechterhalten kann. Aber andererseits war sie auch noch nicht oft mit mir zusammen.
Ich glaube, Mrs. Novak weiß jetzt, warum ich nicht zur Intelligenz-Elite zähle. Ihr falsches Bild von mir hat sich soeben in Nichts aufgelöst wie ein Tropfen Wasser, der auf einer heißen Platte verdampft. Ich gehe wieder auf die Veranda und strecke Mr. Novak senior die Hand zur Begrüßung hin.
»Dr. Novak, das mit dem Hund tut mir schrecklich leid. Was führt Sie hierher?«
»Wir haben bei einem Wohltätigkeits-Golfturnier in Palm Springs mitgespielt. Da dachten wir, wir fliegen kurz hierher, um zu sehen, wie es unserem Sohn geht.« Er klopft Kevin kräftig auf den Rücken. Mrs. Novak strafft ihre Schultern und kommt die Stufen zur Veranda herauf. »Nun, es wäre wohl an der Zeit für die Hundeschule.«
»Entschuldigen Sie, Mrs. Novak. Rhett hat eine Schwäche für Nylonstrümpfe. Wenn er sie sieht, ist er einfach nicht mehr zu halten.«
Kevins Mutter verdreht die Augen und sagt: »Eine gute Hundeschule würde ihm das ganz schnell wieder abgewöhnen.«
»Ganz bestimmt«, erwidere ich. Und warum ist Seth dann so verkorkst, obwohl er so nette Eltern hat? Und warum ist Kevin so normal? Gene sind eine seltsame Sache. »Kevin, willst du mit deinen Eltern essen gehen? Dann fahre ich allein zu meinen Eltern.«
»Wir dachten, wir bringen dich zu deinen Eltern, begrüßen sie kurz und nehmen dich anschließend mit zum Essen.« Oh ja, tolle Einladung.
Ich lächle, wenn auch etwas herablassend. »Das ist nett, aber ich habe meine Eltern schon fast einen Monat nicht mehr gesehen, obwohl sie nur am anderen Ende der Stadt wohnen. Außerdem macht niemand eine so gute Truthahnfüllung wie meine Mutter, und ich möchte sehen, wie es Mei Ling, meiner Schwägerin, geht.«
Schön. Nett euch alle gesehen zu haben. Passt auf, dass euch beim Rausgehen nicht die Tür ins Kreuz schlägt.
Ich weiche langsam ins Haus zurück, aber Kevin hält mich auf. Er schaut mich flehend an, als freue er sich genauso sehr auf einen Nachmittag mit seinen Eltern wie ich. »Wir gehen ins Acorn essen. Ich weiß, dass das eines deiner Lieblingsrestaurants ist.«
Dabei haben wir über meine Vorlieben beim Essen nie
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