Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
könnte, dass ich mich über seine eigene Armut lustig mache oder über seine Schulden bei mir.
Der Manager zieht meine Karte durch ein manuelles Lesegerät und gibt sie mir wieder zurück. „Fertig. Wir sehen uns dann heute Abend. Wir veranstalten die besten ‚Rote-Eier-und-Ingwer-Partys‘ in der gesamten Bay Area.“
Ich greife die Karte und stecke sie zurück in meine Tasche. „Ich danke Ihnen. Wir freuen uns sehr darauf. Wir bringen auch mit Sicherheit das süßeste Baby mit zu der Feier.“
Als ich auf Kevins Auto zugehe, werde ich mir plötzlich der Tatsache bewusst, dass ich höchstwahrscheinlich bei einer weiteren Familienfeier ohne meinen Verlobten auftauchen werde. Ich bin mir sicher, dass meine Verwandtschaft schon denkt, dass ich ihn mir nur ausdenke.
Ich betrachte den Ring von Kevins Großmutter. Er bedeutet mir sehr viel, ein Platinring im Art-déco-Stil mit einem kleinen Diamanten im Smaragdschliff in der Mitte. Langsam wird mir klar, dass eine Hochzeit nicht alle meine Probleme lösen wird. Sie wird nur neue erschaffen. Kein sehr tröstlicher Gedanke.
Stellen wir erst einmal eine Liste mit den Fakten auf:
Warum das mit der Hochzeit doch keine so gute Idee sein könnte
1. Kevins Schwester hasst mich. Vielleicht ist „hassen“ ein zu starkes Wort, aber sie schmeißt sicher keine „Willkommen in der Familie“-Party für mich. Offen gesagt kann ich ebenso wenig behaupten, dass sie auf der Liste mit meinen Lieblingsmenschen steht.
2. Was Kevins Eltern und ihre vier wesentlichen Lebensbereiche (Golf, Country-Clubs, straffe Bäuche und photochemische Gesichtsbehandlungen) angeht: Wenn ich sie mit meinen Eltern und deren Bierflaschensammlung, Familienerbstücken aus dem Avon -Katalog und ihrer Freude am allzeit beliebten Grüne-Bohnen-Auflauf vergleiche, frage ich mich, ob ich nicht womöglich irgendein kosmisches Zeitkontinuum durcheinandergebracht habe. Vielleicht ist es ja eine Heirat zweier Menschen aus so unterschiedlichen Kulturen, dass sie gar nicht funktionieren kann: blaues Blut und die blauen Kragen einer Arbeiterfamilie. Wenn man diese beiden Welten zusammenbringt, dann ist das ein bisschen so, als ob nukleare Chemikalien in Stanfords Linearbeschleuniger miteinander kollidieren. Sie vermischen sich nicht, ohne eine kosmische Explosion auszulösen. Unsere Familien sind wie die der Montagues und Capulets – und dabei war mein Leben doch eigentlich als Komödie gedacht, nicht als Tragödie. Da bin ich mir sicher.
3. Womöglich werde ich mich von Käsesteak-Sandwiches aus Philadelphia ernähren müssen. Ich will die brüderliche Liebe und all das ja nicht angreifen, aber wer bei klarem Verstand würde den kalifornischen Traum aufgeben wollen, um nach Philadelphia zu ziehen?
4. Keine Filmszenen mehr mit dem sterbenden Spock bei den Karaoke-Nächten in der Kaffeebar mit der Singlegruppe. Ha! Zumindest diese Vorstellung weckt in mir den Wunsch, heute noch den Gang zum Altar anzutreten!
5. Tatsache ist, ich liebe Kevin und er liebt mich. Und er liebt Gott und seine verrückte Familie. Mal ernsthaft, ist das denn wirklich so schlecht? Nein, aber ich weiß einfach nicht, ob ich sie ein ganzes Leben lang ertragen kann.
Als ich im morgendlichen Sonnenlicht umherwandere, kann ich Baylands salzige Sümpfe riechen und möchte am liebsten an ihnen entlanglaufen, weit weg von meinen Geldsorgen und dem Hochzeitskummer. Ich möchte die perfekte Stille genießen, die nur von Vogellauten und dem Wind, der sanft durch das Schilf weht, unterbrochen wird. Zusammen natürlich mit den allgegenwärtigen Geräuschen der Cessnas von dem kleinen Flughafen in Palo Alto hier ganz in der Nähe. Aber dann fällt mein Blick auf Kevins Auto und ich weiß, dass er es wahrscheinlich braucht. Es könnte einen Notfall im Krankenhaus geben oder seine Schwester wird in Atlanta wegen einer Manikürkrise verlangt. Das Leben ist eine Abfolge von Dingen, die man zu tun hat, aber die sich zu verschlimmern scheinen, je älter ich werde.
Ich eile über die Nebenfahrbahn, bestaune noch einmal die Baylands und versuche mich daran zu erinnern, wie Ruhe und Frieden sich angefühlt haben. Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich nichts anderes wollte als heiraten. Na gut, ich wollte auch ein tolles neues Ann-Taylor-Outfit. Als ich törichterweise noch dachte, dass ein Ehemann und dann ein Kind den Kreislauf meines Lebens vervollständigen würden. Unglücklicherweise kommen in diesem Szenario auch Wölfe vor und ich fühle mich
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