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Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)

Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)

Titel: Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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hatte. Das brauchte er auch nicht – solche Dinge kamen oft in seinen Träumen vor, und er empfand dann kaum Sehnsucht, sondern eher Widerwillen, als müsste er sich sofort an etwas machen, das immer noch unerledigt war.
    Im Bonnie Dundee waren die Mieter größtenteils allem abgeneigt, was eine Verbesserung genannt werden konnte, aus der Befürchtung, das könnte zu einer Mieterhöhung führen. Es gelang ihm, sie mit respektvollen Manieren und vernünftigen Kalkulationen dazu zu überreden. Das Haus mauserte sich und wurde zu einem mit einer Warteliste. Der Besitzer klagte, es werde zu einer Heimstatt für Spinner. Aber Jackson sagte, sie seien überdurchschnittlich ordentlich und zu alt für Ungehörigkeiten. Da war eine Frau, die früher im Symphonieorchester von Toronto gespielt hatte, ein Erfinder, der mit seinen Erfindungen bislang kein Glück gehabt, die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben hatte, und ein Schauspieler, ein ungarischer Flüchtling, dem sein Akzent im Weg stand, mit dem aber immer noch irgendwo auf der Welt ein Werbespot lief. Alle hatten sie gute Umgangsformen und kratzten irgendwie das Geld zusammen, um ins Restaurant Epikur zu gehen und den ganzen Nachmittag lang ihre Geschichten zu erzählen. Außerdem hatten sie ein paar Freunde, die wirklich prominent waren und durchaus einmal zu einem Besuch hereinschneien konnten. Und nicht zu verachten war die Tatsache, dass das Bonnie Dundee über einen hauseigenen Geistlichen verfügte, dessen Verhältnis zu seiner Kirche – welche es nun auch sein mochte – zwar etwas gestört war, der aber immer, wenn es erforderlich war, seines Amtes walten konnte.
    Die Leute gewöhnten sich tatsächlich an, zu bleiben, bis er ihnen die Sterbesakramente erteilen musste, aber das war immer noch besser, als die Miete schuldig zu bleiben und abzuhauen.
    Eine Ausnahme dieser Art war das junge Paar namens Candace und Quincy, das nie Miete bezahlte und mitten in der Nacht abgehauen war. Der Hausbesitzer war zufällig da gewesen, als die beiden kamen und eine Wohnung suchten, und er entschuldigte sich für seine schlechte Wahl damit, dass im Haus ein frisches Gesicht nottat. Das von Candace, nicht das des Freundes. Der war ein Hallodri.
     
     
    An einem heißen Sommertag hatte Jackson beide Flügel der Hintertür, der Lieferantentür, geöffnet, um so viel Luft wie möglich hereinzulassen, während er daran arbeitete, einen Tisch zu firnissen. Es war ein hübscher Tisch, den er umsonst bekommen hatte, weil der Firnis völlig abgenutzt war. Er dachte, er würde sich gut im Foyer machen, um die Post darauf abzulegen.
    Er brauchte nicht im Büro zu sein, weil der Hausbesitzer darin saß und einige Mieten überprüfte.
    Es klingelte kurz an der Haustür. Jackson wischte den Pinsel ab und wollte schon aufstehen, weil er sich dachte, der Hausbesitzer wollte mitten in seinen Zahlen vielleicht nicht gestört werden. Aber es hatte sich erledigt, er hörte, wie die Tür aufgemacht wurde und dann die Stimme einer Frau. Eine Stimme am Rande der Erschöpfung, doch fähig, etwas von ihrem Charme zu bewahren, von ihrer felsenfesten Überzeugung, ganz egal, was sie sagte, sie würde jeden für sich gewinnen, der in Hörweite war.
    Das hatte sie wahrscheinlich von ihrem Vater, dem Prediger. Jackson dachte das, bevor ihn die volle Wucht der Bedeutung traf.
    Dies war die letzte Adresse, sagte sie, die sie von ihrer Tochter hatte. Sie war auf der Suche nach ihr. Ihrer Tochter Candace. Die möglicherweise mit einem Freund unterwegs war. Sie, die Mutter, war aus British Columbia hierhergekommen. Aus Kelowna, wo sie und der Vater des Mädchens lebten.
    Ileane. Jackson erkannte ihre Stimme ohne jeden Zweifel. Diese Frau war Ileane.
    Er hörte sie fragen, ob sie sich vielleicht hinsetzen könnte. Dann den Hausbesitzer, der ihr seinen – Jacksons – Stuhl zurechtrückte.
    Toronto war viel heißer, als sie erwartet hatte, obwohl sie Ontario kannte, denn sie war ja hier aufgewachsen.
    Sie fragte, ob sie wohl um ein Glas Wasser bitten dürfte.
    Sie musste den Kopf in die Hände gelegt haben, denn ihre Stimme wurde leiser und undeutlich. Der Hausbesitzer ging hinaus auf den Flur und warf Münzen in den Automaten für eine Flasche 7 Up. Vielleicht hielt er das für damenhafter als eine Cola.
    Um die Ecke sah er Jackson und winkte, dass er – Jackson – übernehmen sollte, da er vielleicht eher an verstörte Mieter gewöhnt war. Aber Jackson schüttelte heftig den Kopf.
    Nein.
    Ihre

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