LIEBES LEBEN
habe. Haben Sie meine früheren Vermieter angerufen?«
»Sie ist die Referenz, die gegen Sie spricht.« Er blättert durch die Formulare und genießt meine Demütigung ganz offensichtlich. »Es heißt hier, dass Sie Dinge mitgenommen haben, die Ihnen nicht gehören, wie zum Beispiel die Mikrowelle.«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, das habe ich nicht getan. Ich habe drei Jahre dort gelebt und habe nicht ein Mal die Miete zu spät gezahlt. Rufen Sie Mrs. Manger an.«
»Das habe ich. Mrs. Manger sagte, dass auch der Kühlschrank gestohlen wurde. Sie sagte, das hätte sie nie von Ihnen erwartet.«
Und dann packt mich die Angst, als mir alles klar wird. Es war Seths Freund, Larry. Ich hatte ihm nicht gesagt, dass die Haushaltsgeräte nicht mir gehören. »Das ist ein Missverständnis«, sage ich verzweifelt. »Ich war in Taiwan, und eine Firma hat den Umzug organisiert. Wahrscheinlich haben sie zu viel ausgeräumt. Lassen Sie mich das in Ordnung bringen ...«
»Da gibt es nichts in Ordnung zu bringen.« Er spuckt in die Hecke. »Diebstahl. Mrs. Mangers ist Ihnen auf den Fersen. Sie werden für die Sachen bezahlen, und noch mehr.«
»Bitte, Mr. White. Ich kann Ihnen das alles erklären.«
»Jeder Knacki kann das«, dabei tippt er sich an die Schläfe.
»Aber um Harvey White hereinzulegen, müssen Sie schon früher aufstehen.« Er verschwindet in seiner Wohnung, und ich stehe alleine auf dem Bürgersteig. Kein Grund zur Panik. Das heißt nur, dass diese Wohnung nicht die richtige war , sage ich ruhig zu mir selbst. Erfolgreiche Menschen geraten nicht in Panik. Gottes Kinder geraten nicht in Panik. Im Herrn ist keine Furcht, im Herrn ist keine Furcht , wiederhole ich immer wieder.
Ich gehe auf dem Bürgersteig auf und ab. Trotz des wunderbar sauberen Bürgersteigs und der unmittelbaren Nähe zum Zentrum von Palo Alto versuche ich mir einzureden, dass sicher noch etwas Besseres auf mich wartet. Ich rufe Seth an, um ihn nach Larrys Nummer zu fragen. Irgendjemand wird für dieses »Missverständnis« geradestehen, und das bin ganz sicher nicht ich.
Anrufbeantworter. Grrrrrrr! Ich hacke seine Handynummer rein. Mailbox. Jetzt brauche ich Koffein. Einen riesigen dreifachen Mokka mit einer doppelten Portion Sahne. Ich gehe ins Zentrum zu einem der Cafés. Innerhalb einer Minute klingelt mein Telefon. Es ist Seth. Ich gehe auf ihn los.
»Seth, dein Freund hat den Kühlschrank und die Mikrowelle mitgehen lassen. Jetzt sind meine Referenzen am Arsch, und dieser Vermieter denkt, ich sei eine Diebin. Ich komme gerade aus Taiwan. Ich habe kein zu Hause, und meine Klamotten sind keine Ahnung wo. Was geht hier ab? «
»Ash, beruhige dich. Ich muss dir etwas sagen.«
»Seth, ich habe diesem Typ vollkommen vertraut. Ich weiß, dass alles nur ein Missverständnis ist, aber ich brauche meine Sachen wieder. Ich muss irgendwo wohnen.« Die Menschen drehen sich nach mir um, als ich die Straße entlanglaufe und dabei in mein Handy schreie. Da haben wir es wieder. Zeigt das, dass ich Christ bin? Wohl eher nicht. Eine durchgeknallte, psychopathische Obdachlose, die an der Straßenecke steht und schreit? Treffer!
»Kann ich dich irgendwo abholen? Wir müssen miteinander reden.« Seth klingt wie ein Psychologe. Jetzt drehe ich durch.
Ich schlucke. »Nein, du sagst es mir auf der Stelle.« Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
»Larry musste sein Geschäft aufgeben.«
Mir nimmt es den Atem. Weil ich keine Luft mehr bekomme, setze ich mich auf den Bürgersteig. In meinen nagelneuen Sachen von Bebe! Ich kann ganz eindeutig nicht mehr klar denken.
»Ashley?«
»Seth, ich habe nichts mehr. Wann bekomme ich meine Sachen wieder?«
Er schweigt lange. »Ashley, ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen.«
»Vergiss das alles. Das interessiert mich nicht. Ich gebe dir nicht die Schuld, aber wo sind meine Sachen?«
»Larry hat diesen Typ engagiert. Anscheinend hat er zusätzliche Sachen aus den Wohnungen geräumt. Absichtlich. Dann hat er sie verkauft. Sie haben ihn erwischt, als er deine Haushaltsgeräte gerade in einer Seitengasse in San José verkaufen wollte.«
Ich verberge das Gesicht in den Händen. Ich kann es kaum glauben. »Und wo ist der Rest?«
»Die Sachen wurden von der Polizei in San José beschlagnahmt. Sie katalogisieren alles, um es so schnell wie möglich an die rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Aber du musst Formulare ausfüllen und aufzählen, was alles fehlt.«
»Seth, es war nicht nur ein Koffer! Es war meine
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