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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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Richtiggehend verseucht.«
    »Ist er nebenberuflich Kammerjäger?«
    »Nein, scheinbar nur ein Nagetierexperte.«
    »Nun ja, nein danke, was das Essen angeht.« Er reibt sich den Bauch.
    »Ich habe heute eine Brautparty für die Verlobte meines Bruders gegeben. Ich hatte also nicht wirklich Zeit, etwas zu essen.«
    Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Ich wäre bereit, irgendwohin essen zu gehen, sogar mit Rabattmarke, aber es kommt keine Reaktion. »Hoffentlich gibt es im Hotel Zimmerservice.« Noch mal Wink mit dem Zaunpfahl. Hallo?
    »Arin hat mich angerufen«, platzt er heraus.
    »Aus dem Urwald?«
    »Sie ist noch nicht dort. Sie ist noch im Hotel in Costa Rica. Darüber wollte ich mit dir reden. Du hast meine E-Mail nicht beantwortet.«
    »Ich war mit der Brautparty beschäftigt. Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat ihren Onkel Doktor zuerst angerufen. Deshalb hat sie mich angerufen.«
    Leichtes Herzklopfen meinerseits. Ich bin jetzt offiziell »die andere«. Schockierend und absolut unrealistisch. »Und?«
    »Er hat Arin erzählt, dass er sich mit dir getroffen hat und dass ihr beide zusammen ausgegangen seid.«
    Ich höre auf, meinen Koffer zu packen, und schaue ihn an.
    Keine Reaktion auf seinem Gesicht. Ist er darüber traurig? Ist er wütend? Darf ich es auch nur für einen Moment wagen anzunehmen, er sei eifersüchtig?
    »Gehst du mit ihm?«, fragt er.
    Schön, gehe ich mit dem Arzt? Ich habe ihn geküsst. Meinen Sie, das zählt? Ich bin mir nicht sicher, wie ich diese Frage verstehen soll. Will er es wegen Arin oder wegen mir wissen? Was ist, wenn er wegen ihr eifersüchtig ist, aber mich küssen möchte, weil ich seinen Konkurrenten ausgeschaltet habe?
    »Wir sind am Freitag zusammen in die Stadt gegangen, als ich aus Taiwan gekommen bin. Zählt das als miteinander gehen?«
    Er reibt sich die Stirn. »Ich weiß nicht. Was hat er danach gesagt?«
    »Dass er mich anrufen würde.« Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Ist das nicht der normale Männer-Ausdruck für »Tschüss«?
    »Hat er dich angerufen?«
    »Weißt du was, Seth? Wenn Arin ihren Arzt haben will, dann sollte sie ihn anrufen. Ich bin doch nicht mehr in der Schule, wo man Zettel weitergibt. Wenn du Nachrichten für sie weitergeben willst, schön, aber lass mich da raus.«
    Er zuckt mit den Schultern. Was für eine Antwort soll das sein?
    »Seth!« Ich winke mit der Hand vor seinen kristallblauen Augen. Sie sind starr und ausdruckslos. »Spielst du Poker?«
    »Nein, warum?«
    »Seth, was willst du eigentlich von mir wissen?«
    Seine schmalen Lippen zeigen keine Regung. »Nichts. Wie gesagt, ich war nur neugierig.« Seth betrachtet den ganzen Krempel, den ich in meiner Wohnung habe. Zu viel für eine Person. »Weißt du was? Ich hatte mal einen Kollegen, der sich jetzt mit einer Internetumzugsfirma selbstständig gemacht hat. Er kann deine Sachen vorübergehend lagern. Sie packen sogar dein Geschirr.«
    Meine Stimmung steigt wieder. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Er hatte die Idee dazu nach dem Internetbusiness Crash, als all die arbeitslos gewordenen Ingenieure nach Ohio und sonst wohin ziehen mussten. Soll ich ihn für dich anrufen? Dann müsstest du dich nicht darum kümmern auszuziehen.«
    Seth ist doch Supermann! »Das wäre super, wenn du ihn anrufen könntest. Ich muss wahrscheinlich mit dem Flug morgen früh schon wieder nach Taiwan.«
    »Kein Problem. Lass mir einfach deinen Schlüssel da. Ich gehe hinterher wieder zur Arbeit und werde mich darum kümmern.«
    Ich stelle mir vor, wie Seth meine Sachen durchwühlt und signierte Bilder von meinem Musiker-Idol Adam Ant oder meine signierten Tiger-Beat-Jugendzeitschriften findet. Aber er ist Seth. Seth wird nicht auf den Gedanken kommen, durch meine Sachen zu wühlen, denn Seth ist nicht ich.
    »Weißt du, wie viel es kosten wird?«
    »Ich denke, er wird all das hier wahrscheinlich für einen Tausender umziehen. Ich habe ihm schon mal zugeschaut.«
    »Verlangt er etwas fürs Lagern?«
    »Ja, ich glaube einhundert Dollar pro Tag, aber er wird dir wahrscheinlich einen Sonderpreis machen, weil er mein Freund ist. Soll ich morgen dein Auto holen?«, meint Seth.
    »Würdest du das tun? Ich möchte es nicht am Flughafen stehen lassen.«
    »Kein Problem. Sam kann mich hinbringen.« Er schaut auf meinen gepackten Koffer. »Warum rufst du nicht einfach Kay an und fragst, ob du heute bei ihr bleiben kannst, bis du weißt, was du tun wirst?«
    Kay Harding. Fest ansässiger, krankhaft ordnungsliebender Single mit

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