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LIEBES LEBEN

LIEBES LEBEN

Titel: LIEBES LEBEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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seiner Familie. Könnte ich mit ihnen leben?
    »Ach ja, richtig essen gehen.« Ich setze mich an seinen Tisch, hinter meine Mokka-Bombe. »Was ist das eigentlich, richtig essen gehen?«
    Er lacht und zwinkert mir zu. Es ist nur eine einzige Bewegung, die er eindeutig nicht eingeübt hat. Sie kommt ganz natürlich. Er hat viel zu viel Charme. »Richtig essen geht man in einem Restaurant mit Ober und ohne meine Eltern.«
    »Gibt es hier im Silicon Valley solche Restaurants?« Ich zwinkere zurück, aber durch den Mascara verhaken sich meine Wimpern, und ich kann die Augen nicht sofort wieder öffnen. Klasse. Jetzt denkt er, ich hätte ein nervöses Zucken. So viel zum perfekten Make-up.
    »Es gibt hier ausgezeichnete Restaurants, fast so gut wie in San Francisco. Es überrascht mich, dass du in deiner Position nicht öfter dort isst.«
    In meiner Position. Genau. Ich bin Anwältin. Das klingt so lange beeindruckend, bis man dahinterkommt, dass ich heute den ganzen Tag am Computer über Dokumenten brüten werde und soeben den Sohn meiner Chefin in die Schule gebracht habe.
    »Meine Chefin macht das mit der Kontaktpflege. Ihr liegt das.«
    »Also, was meinst du zu einem Abendessen?«
    Ich lächle. Er hat mich tatsächlich zweimal gefragt, und ich habe Seths Zustimmung. Und auch Arins, obwohl mir das keinen Frieden bringt. »Abendessen klingt wunderbar. Es ist schon ewig her, dass ich essen war, außer bei Chili’s und ähnlichen Lokalen. Hoffentlich weiß ich noch, was man mit welcher Gabel isst.«
    »Ich habe noch nie gewusst, was man mit welcher Gabel isst. Du bist mir also voraus.« Er grinst. Habe ich schon seine perfekt geformten Kieferknochen erwähnt? Sie sind filmreif, und jedes Mal, wenn ich ihn sehe, starre ich darauf.
    »Ich muss wieder ins Büro zurück. Meine Chefin wartet sicher schon. Sie hat heute etwas schlechte Laune.« Ich stehe auf und sehe, wie sein Blick über meine Figur gleitet und sich ein verstohlenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet. Unerhört! Aber, äh, irgendwie auch heiß. Und ich bin gerade mindestens einen Meter gewachsen.
    »Du siehst unglaublich gut aus in dem Hosenanzug. Es ist doch nicht sexistisch, so etwas zu sagen, oder?«, fragt er. »Heutzutage weiß man einfach nie, was man sagen darf.«
    »Es ist niemals sexistisch, einer Frau zu sagen, dass sie gut aussieht. Glaub mir.«
    »Also bis morgen Abend?« Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme über der Brust, die viel zu muskulös ist für jemanden mit so viel Köpfchen.
    »Ich habe das Gefühl, ich müsste jetzt etwas auf Französisch sagen.«
    »Mit Chinesisch oder Spanisch hättest du bei mir wahrscheinlich noch mehr Glück. Ich kann absolut kein Französisch.«
    Ich greife nach meiner Handtasche, die sich um den Stuhl gewickelt hat. Einmal kräftig daran gezogen, und der Stuhl fällt krachend um. Alle Köpfe drehen sich zu mir, als sei ich ein widerspenstiges Krabbelkind, das in ihre letzte Bastion des Friedens eingedrungen ist. Ich habe das Gefühl, ich müsste jetzt etwas auf Französisch sagen? Oh Mann, und ich habe das Gefühl, ich sollte mir einen Sack über den Kopf ziehen, während jemand mich aus meinem Elend erlöst.
    Grinsend stellt Kevin meinen Stuhl wieder auf, und meine Augen kleben an seinen muskulösen Unterarmen.
    »Tschüss«, sage ich leise und flitze davon, bevor er es sich noch einmal anders überlegt mit dem Abendessen.
    Mein Kaffee ist stark. Dank des reichen Schokoaromas brauche ich beim Hinausgehen nur einmal kräftig einzuatmen: modernes Riechsalz.
    Als ich zum Auto komme, sehe ich, dass eine Nachricht auf der Mailbox meines Handys ist, und als ich sie abhöre, ist es Purvi, die mich anschreit, dass sie jetzt endlich ins Bett will und wo eigentlich ihr Auto bleibt? Als würde ich freiwillig in dieser Büchse herumfahren und ihren Wunderknaben kutschieren.
    Ich habe heute morgen nicht gebetet, und jetzt merke ich es. Es geht nicht ohne, warum probiere ich es dann immer wieder? Stau auf der 101, und ich habe nur Purvis armseliges Radio zur Unterhaltung. Ich wünsche mir so sehr meinen sechsfach CD-Wechsler.
    Während ich im Verkehr feststecke, wähle ich Breas Nummer.
    Sie ist kein Morgenmensch, aber sie ist auch nie wirklich mürrisch. Also wage ich es. Sie geht nach dem ersten Klingeln dran.
    »Hallo Ash. Seth hat mich angerufen und mir erzählt, dass gestern Abend alles gut gegangen ist. Schön, dass du anrufst.«
    »Tut mir leid. Ich habe gestern Abend gar nicht mehr dran

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