LIEBES LEBEN
gedacht. Ich habe bei Kay übernachtet. Was läuft bei dir?«
»John ist gerade zur Arbeit gegangen. Wir haben letzte Nacht kein Auge zugetan, weil wir uns Sorgen gemacht haben wegen der Adoption.«
»Wann war noch mal der Geburtstermin?«
»Wir glauben in zwei Monaten. Ursprünglich dachten wir, es wären drei, aber sie hat noch keinen Ultraschall machen lassen. Jetzt versuchen wir, sie in unsere Krankenversicherung hineinzunehmen. John wird das heute erledigen. Hoffentlich geht das ohne Schwierigkeiten, aber du kennst ja die Versicherungen.«
»Brea, bist du dir deiner Sache ganz sicher?«
Sie schnalzt mit der Zunge. Ich weiß, dass sie jetzt sauer ist, aber sieht sie das Ganze realistisch? Zwei Monate sind nicht wirklich genug Zeit, um sich darauf einzustellen, ein Kind zu bekommen, oder? Ich weiß, dass sie jetzt denkt, ich sei wieder der egoistische Single. Aber ein Kind! Ein Kind ist eine große Aufgabe, und das achtzehn Jahre lang oder noch länger. Ich will nur nicht, dass sie sich wegen der Fehlgeburt unüberlegt in etwas hineinstürzt. Sie ist nicht in der richtigen Verfassung dafür.
»Du klingst genau wie John.«
Aha, also ist sich John auch nicht so sicher. »Brea, ich glaube, dass eine Adoption die großartigste Sache der Welt ist. Ich will nur, dass du dir sicher bist, dass es das Richtige für dich ist. Du fühlst dich immer angesprochen, wenn jemand in Schwierigkeiten ist. Denk daran, dass Gott groß genug ist, um das auch ohne dich hinzukriegen, wenn es sein Wille ist.«
»Ash, du könntest dich nicht mal an eine Seilfabrik langfristig binden, und du willst mir sagen, wie ich mein Leben zu leben habe?«
»Ich habe dich nicht angerufen, um mit dir zu streiten. Ich versuche nur, dir klarzumachen, dass du mit offenen Augen an die Sache gehen sollst.«
Brea fährt fort. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich mich diesem Mädchen gegenüber verpflichtet. Und jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, weil John sich nicht sicher ist. Aber jetzt, wo diese junge Frau bereit ist, uns ihr Kind zu geben ...«
»Brea, es gibt Millionen von christlichen Ehepaaren, die dieses Kind liebend gern adoptieren würden. Brea, musst es wirklich du sein?« Es gefällt mir gar nicht, wie ich klinge, aber ist es nicht besser, ihr die Wahrheit zu sagen? Sie hatte bisher ein so glückliches Leben, und ich befürchte, dass sie daran zerbrechen könnte, weil sie nicht so darauf vorbereitet ist, wie sie denkt.
»Warum hat Gott sie dann zu uns geführt, wenn ich es nicht sein soll?«
»Ich weiß nicht. Lass uns einfach weiter darüber beten. Wenn das dein Kind sein soll, Brea, dann wird niemand und nichts das verhindern. Weder wir noch die Versicherung, niemand.«
Sie schnieft. »Ich möchte dieses Kind wirklich haben, Brea. Und ich will, dass John es auch will.«
Ich muss lächeln. »John würde alles tun, um dich glücklich zu machen, Brea. Er muss gewusst haben, worauf er sich einlässt, als er dich geheiratet hat. Er kann von Glück sagen, dass er nicht schon siebenundzwanzig Adoptivkinder hat.«
Sie lacht. »Das könnte er gesagt haben. Wirst du mich unterstützen?«
»Wenn es das ist, was du willst, werde ich dich unterstützen bis zum bitteren Ende.« Und das werde ich tatsächlich. Aber bis dahin werde ich viel beten.
»Und was läuft bei dir?«, fragt Brea.
»Ich habe mich für morgen mit Kevin Novak verabredet.«
»Wieder der Arzt?«
»Ja, wir werden nett essen gehen, und alle meine Kleider sind irgendwo gelagert. Aber ich würde ohnehin lieber etwas Neues kaufen.«
»Was soll das heißen, alle deine Kleider sind irgendwo gelagert?«
»Ach ja, ich habe dich gestern Abend ja nicht mehr angerufen. Es sind Ratten im Haus. Ich musste da raus.«
»Da hast du recht. Das habe ich total ausgeblendet, als wir aufgelegt haben. Ich wollte dich zurückrufen, aber wir waren gestern Abend so in ein Gespräch vertieft, und dann hat Seth angerufen und gesagt, dass bei dir alles in Ordnung ist.«
»Es ist eine schwerwiegende Entscheidung.«
»Hast du Lust, heute Abend einkaufen zu gehen?« Sie klingt nicht gerade begeistert, was mich noch weniger begeistert macht.
»Ach nein, ist schon in Ordnung. Es scheint, als bräuchten John und du noch ein bisschen Zeit zusammen.«
»Tut mir leid, Ashley. Ich weiß, dass ich in letzter Zeit keine sehr gute Freundin gewesen bin.«
»Wir sprechen uns ein anderes Mal.« Ich weine, als ich mein Handy zuklappe. Freunde sind im Silicon Valley wahrscheinlich am schwersten zu
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