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Liebesbrand

Liebesbrand

Titel: Liebesbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feridun Zaimoglu
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ich kenne dich irgendwoher, sagte sie.
    Du kommst mir auch bekannt vor, sagte ich, jetzt hab’ ich’s, die Ausstellungseröffnung.
    Stimmt, rief sie aus, die Malerin ist deine Freundin.
    Nein, sagte ich.
    Daraufhin verfiel sie in Schweigen, sie wußte, daß ich wußte, daß sie es wußte: Ich hatte soeben die Liebe für eine Nacht
     zugegeben, die Malerin war bekannt dafür, also konnte ich davon ausgehen, daß sich die beiden Frauen nicht besonders gut kannten.
    Ist es dein erstes Mal? sagte sie.
    |169| Ja. Mein bester Freund hat mich mitgenommen.
    Und wo ist er jetzt?
    Er hat wohl eine Frau gefunden, sagte ich.
    Was, so schnell? sagte sie.
    Sie hatten sich vorab für diese Party verabredet, sagte ich, es ist also ein bißchen geschummelt.
    Und du? sagte sie
    Ich unterhalte mich mit dir, sagte ich, du hast übrigens ein wirklich aufregendes Schönheitsmal.
    Sofort strich sie sich über die Stelle in ihrem Gesicht, gleichzeitig taxierte sie mich mit einem forschenden Blick, ich hielt
     ihm stand, und als sie sich davon überzeugte, daß ich es ernst meinte, lächelte sie mich an. Sie war wirklich eine schöne
     reife Frau, sie trug nur Jeans und eine kurzärmelige Bluse, und dann mußte ich überdenken, was ich über sie gedacht hatte:
     schöne reife Frau, ich war eindeutig altmodisch.
    Tanzt du?
    Überhaupt nicht, sagte ich, leider.
    Das ist aber schlecht. Ich bin nicht zum Reden gekommen. Tut mir leid.
    Sie ging weg, sie machte sich auf die Suche nach einem aufregenderen Mann, ich kam nicht in Frage. Es wurden bekannte Sehnsuchtslieder
     gespielt, und immer mehr Frauen drängten auf die Tanzpiste, und ich sah Gabriel mit der Frau einen Engtanz versuchen, ihre
     Gretchenschnecken wippten hin und her, bald tanzte sie mit dem Rücken zu ihm, er war nun einmal ein miserabler Tänzer, er
     hielt ein weiteres Lied aus und steuerte den Tresen an.
    Sie kann mich gerne haben, sagte er, sie tanzt einen anderen Mann an. Und weißt du, wer dieser Mann ist? Ihr Ex-Freund.
    Sie versöhnen sich wohl gerade, sagte ich.
    Dafür habe ich mich also gewaschen und geputzt.
    |170| Woher kennst du sie? sagte ich.
    Sie ist die Ex-Freundin des Kumpels eines Kumpels, sagte Gabriel.
    Und was sollte das mit der Wäscheklammer?
    Ich kenne sie, aber sie gab vor, mich nicht zu kennen. Wir haben uns erst am Telefon unterhalten. Ich dachte, Mensch, die
     Frau hat aber wirklich eine tolle Stimme … Übrigens, die Südländerin, sie konnte wie ein Meisterkoch ein Ei am Pfannenrand
     zerschlagen.
    Dich hat’s erwischt.
    Gib mir zwei Wochen, und ich habe diese Liebe ausgeschwitzt.
    Bleiben oder gehen? sagte ich.
    Natürlich wollte er bleiben, es wäre ihm wie ein überstürzter Rückzug vorgekommen, hätte er jetzt das Feld geräumt, ich griff
     nach einem freien Barhocker und legte meinen Mantel auf das Sitzpolster, dann bestellte ich zwei große Gläser Mineralwasser,
     es war furchtbar heiß, es gab viele mißmutige Männer, die keine Frau an ihrer Seite hatten und das Bier in großen Schlucken
     tranken, man mußte aufpassen, daß die Stimmung nicht umschlug, ich mußte mich vor Männern in acht nehmen, die einem Umstehenden
     das Leben herauspressen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Sie wollten sich nicht schon wieder einen Wunsch versagen müssen.
     Vier Lieder später kam die Frau mit der grünen Wäscheklammer zurück, diesmal blieb sie am Tresen stehen, ihr Ex-Freund schaute
     aus einiger Entfernung finster herüber, er sah aus, als wollte er beim geringsten Anlaß eingreifen. Ich rückte von der Frau
     ab, sie bat Gabriel einen Schritt zur Seite, wir bewegten uns wie Straßenpantomimen, die ein modernes Ritual nachtanzten,
     sie legte ihre Hand um Gabriels Nacken und sprach ihm ins Ohr, und da ich in ihrer Nähe war, konnte ich jedes Wort verstehen.
     Mein Ex-Freund ist |171| sehr mühsam, sagte sie, ich werde mit ihm alleine nicht fertig, er verfolgt mich, ich versuche mich ihm zu entziehen, aber
     es klappt nicht. Sie wollte weiterreden, doch Gabriel löste sich vom Tresen und ging zu dem Mann, der in ihm einen Nebenbuhler
     sah, er sprach zu ihm, und sehr bald fing der Mann an zu nicken, dann kam Gabriel zurück, hakte sich bei mir unter und zog
     mich mit sich ins Freie, aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Frau und der Mann auf der Tanzpiste zueinanderfanden. Bald saßen
     wir im Auto, und Gabriel fuhr ziellos durch die Stadt.
    Erzähl, sagte ich.
    Es ist doch alles klar, sagte er, die Frau sucht irgendeinen Mann für ihren

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