Liebeserwachen in Virgin River
alt“, hatte er einmal im Scherz gemeint.
Er umwarb sie mit Speisen, und häufig kochten sie zusammen, entweder in ihrem Restaurant oder in einer seiner Küchen. Manchmal fütterte er sie bei diesen Gelegenheiten und schob ihr einen kleinen Bissen zwischen die Lippen. Er verriet ihr seine geheimsten Rezepte, und sie kochte für ihn nach den besten Rezepten ihrer Urgroßmutter. Unter Köchen kam das schon fast einem Vorspiel gleich.
Er pries ihre Talente und versprach, ihr dabei zu helfen, Küchenchefin zu werden, vielleicht sogar ihr eigenes Restaurant zu bekommen … und das war etwas, wofür sie seit Jahren lebte und arbeitete. Wenn jemand es schaffen konnte, das in die Tat umzusetzen, war das Luca, denn er war sehr einflussreich und sehr reich.
Sie träumte davon, wie es wäre, Sex mit ihm zu haben. Bestimmt würde es ein wahrer Sturm der Lust sein. Von ganzem Herzen sehnte sie sich nach ihm; sie schienen wie füreinander geschaffen.
Allerdings gab es ein kleines Problem. Er war verheiratet.
Tatsächlich war es besser für Kelly, in diesen Tagen nicht dort zu sein, der Familie Brazzi stand eine hektische Woche bevor. Lucas Kinder, die entweder verheiratet waren oder irgendwo studierten, würden alle nach Hause kommen, und damit wurde Luca für sie absolut unerreichbar. Nicht einmal eine Unterhaltung am Telefon war dann noch möglich, geschweige denn gemeinsames Kochen.
Von Colin hatte Kelly alles erzählt bekommen, doch ihre Geschichte mit Luca hatte sie größtenteils für sich behalten. Weder hatte sie seinen vollen Namen in einem Gespräch fallen lassen, noch die Details ihrer beruflichen Freundschaft. Gut möglich, dass Jillian von ihm gehört oder seinen Namen auf einem Feinkost-Behälter gelesen hatte.
Es war noch nicht ganz vier Uhr nachmittags, als Kelly das viktorianische Haus erreichte. Sie parkte und folgte dem Weg ums Haus herum nach hinten, wo sie glaubte, ihre Schwester am ehesten anzutreffen. Und sie hatte recht, denn schon sah sie, wie sie in einem riesigen Garten herumwerkelte, der von einem eineinhalb Meter hohen Maschendrahtzahn eingefasst war und durch zwei große Tore an beiden Enden betreten werden konnte. Kelly beobachtete sie. Jillian ging ein paar Schritte, hockte sich und untersuchte eine Pflanze, knipste eine Knospe oder Blüte ab, stand wieder auf, lief weiter, kniete sich wieder hin und so fort.
Sowie sie näher kam, stellte Kelly fest, dass der Garten sich gut entwickelte. Einige Pflanzen waren groß, prall und dunkelgrün. Andere rankten sich an verschiedenen Stellen am Zaun oder kleinen Gittern hoch. Manche Pflanzen waren angepflockt, um sie zu stützen, andere hatten kräftige Stiele; manche wurden von porösen Planen geschützt, andere wuchsen in dichten Büschen. Die Reihen waren makellos gepflegt, und der Boden hatte eine satte Farbe.
„Es scheint ganz so, dass du genau weißt, was du tust“, sagte sie laut.
Jillian zuckte zusammen und wirbelte herum. „Kelly!“, rief sie und rannte in roten Gummistiefeln und Cargohose die Reihen entlang auf sie zu und durchs Tor, warf sich ihrer Schwester in die Arme und drückte sie fest.
Lachend erwiderte Kelly die Umarmung. Dann hielt sie ihre Schwester ein Stück von sich weg und musterte kritisch ihre Gartenkleidung. „Nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet hatte“, meinte sie, „aber nah dran. Wann hast du das letzte Mal einen BH getragen oder eine Feinstrumpfhose?“
„Strumpfhose … einmal. BH … hin und wieder. Ich hab so ein Sport-Ding an, das reicht völlig.“
Kelly lachte nur und drehte sich einmal komplett um die eigene Achse, um den Garten zu betrachten. Seit sie ihn vor fast einem Jahr gesehen hatte, während sie im Urlaub mit Jillian und ihren beiden Freundinnen hier war, hatte sich wahrhaftig einiges verändert. Vor allem wirkte das Haus, das frisch gestrichen in der späten Nachmittagssonne glänzte, wunderbar gepflegt. Versteckt zwischen zwei großen Bäumen standen zwei neue Geräteschuppen aus Aluminium, und es gab den neuen Weg, der durch die Bäume weiter nach hinten führte. Im selben Moment entdeckte sie einen jungen Mann auf diesem Pfad, der in einem Golfcart auf sie zusteuerte.
Als er vor Jillian anhielt und heraussprang, stellte sie ihn vor: „Denny, das ist meine Schwester Kelly. Kelly, mein Assistent Denny Cutler.“
Kelly reichte ihm die Hand, er jedoch schielte nur verlegen auf seine. „Hm“, murmelte er und wischte sie an einem Hosenbein ab. „Verzeihung, aber ich bin ein
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