Liebeserwachen in Virgin River
Finger abschneiden konnte, falls man nicht damit umzugehen wusste. Sie nahm immer ihr eigenes Messerset mit auf Reisen, für den Fall, dass sie dazu kam zu kochen, und wenn sie vorhatte zu essen, war das höchstwahrscheinlich auch der Fall.
Nachdem Kelly ihm vorgestellt worden war und sie sich ein Weilchen unterhalten hatten, setzte Colin sich mit seinem Laptop an den Küchentisch und schaute und hörte den Frauen zu, während sie durch die Küche wirbelten. Ihr harmonisches Zusammenspiel aus Arbeit und Plaudern fand er höchst interessant; sie hatten ein ausgeklügeltes System. In diesem Fall hatte Kelly das Sagen: „Schneid die Tomaten sehr klein, nicht größer als der Nagel an deinem kleinen Finger. Hack die Petersilie … und ich meine Hacken. Dann hilft dieser Denny dir also im Garten? Ich kann mich gar nicht entsinnen, dass du ihn mal erwähnt hast.“
„Ist das klein genug?“, fragte Jillian. „Natürlich erinnerst du dich. Ich habe dir alles über ihn erzählt. Hatte ich dir nicht gesagt, dass ich mal dachte, er wollte mich zu einem Date einladen?“
Colin spitzte die Ohren.
„Die Größe stimmt. Nicht möglich! Ein Date?“
„Ich hatte ihn missverstanden. Er wollte mich nur mal zum Abendessen bei Jack einladen, weil er glaubte, dass ich nicht genug rauskäme. Also habe ich ihm erklärt, dass ich Colin habe.“ Lächelnd warf sie ihm einen Blick zu. „Inzwischen ist Denny auch nicht mehr verlegen wegen dieses peinlichen Vorfalls. Er hatte überhaupt nicht vor, mit mir anzubandeln. Was gut ist, denn das wäre für mich nie infrage gekommen, selbst wenn es Colin nicht gäbe. Und ich würde ihn auch nur ungern feuern. Er ist unentbehrlich.“
„Und furchtbar jung“, bemerkte Kelly.
„Ja, wirklich“, stimmte Jillian ihr zu. „Triffst du dich noch mit diesem Koch?“
„Chefkoch, nicht einfach Koch. Preacher ist Koch, Luca ist Chefkoch. Wir sind wirklich nur Freunde. Aber Freunde mit Potenzial. Wir telefonieren, schicken uns SMS und E-Mails, und manchmal kochen wir zusammen. Allerdings sind wir beide sehr eingespannt. Die Stücke werden zu groß, Jill.“
„Sorry. Vielleicht solltest du dir mal was einfallen lassen, damit du mehr Zeit hast. Ist er bekannt, dein Chefkoch?“
„Ja, in kulinarischen Kreisen, schätze ich mal. Wahrscheinlich ist es auch das, was mich am meisten an ihm reizt. Wir reden über Essen.“
„Hmm. Ich denke, das kann kaum langweiliger sein als über Samen zu reden …“
Colin musste laut lachen, und beide Frauen drehten sich zu ihm um. „Ist das so?“, fragte er grinsend. „Nur, dass du’s weißt, Jilly langweilt mich nie .“
Interessant fand er auch, dass Jillian ihm gesagt hatte, Kelly sei sehr schön. Als könnte Kelly schöner sein als sie selbst! Jedenfalls waren sie so unterschiedlich, dass man sie niemals für Schwestern gehalten hätte, wenn man ihre Augen und ihr Lächeln nicht sah. Jillian war groß und schlank mit kastanienbraunen glatten Haaren; sie hatte große braune Augen und, wie Colin sehr gut wusste, wurden diese noch eine Nuance dunkler, wenn sie erregt war. Im Vergleich dazu war Kelly kleiner und kurviger; sie hatte blonde, leicht gelockte Haare und blaue Augen. Aber der Schwung ihrer Augenbrauen war identisch. Und ihre Zähne standen wie bei Jillian in einer geraden, perfekten Reihe. Dagegen unterschied sich die Form ihrer Lippen, nicht jedoch ihr Lächeln.
Er fand es passend, dass eine Gärtnerin schlank, muskulös und braun gebrannt war, während eine Köchin etwas kurvenreicher und etwas voller war, und ihre Haut eher einen Elfenbeinton aufwies. Während sie in der Küche rumhantierte, konnte er sich gut vorstellen, wie viel harte Arbeit es sein musste, in einem florierenden Restaurantbetrieb ein Gericht nach dem anderen zu produzieren, dennoch glaubte er, dass Gartenarbeit physisch anstrengender war. Jillian wirkte wie eine durchtrainierte Sportlerin.
Colin erkannte, dass Jillian tatsächlich aussah, als könnte sie auf Skiern die Alpen runterjagen, aus einem Flugzeug springen, an einem Korallenriff tauchen … oder auf eine Safari gehen. Mit ihr könnte er tagsüber Spaß haben, heiße Nächte im Bett verbringen und in angenehmer Kameradschaft ruhige Zeiten genießen. Sie forderte ihn mit ihrem Esprit heraus und schätzte Qualitäten an ihm, für die sich bisher niemand die Zeit genommen hatte, sie auch nur zu bemerken … Was war das? Eine Seelengefährtin? Er sah in ihr eine Partnerin, eine Freundin, eine Geliebte, die er
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