Liebesfilmriss
Patty Carson packte sie am Arm. »Mit Ben ist es durchgegangen. Wir haben die große Salatschüssel aus Glas vom Küchentisch gestoßen.«
Patty und Ben, beide schon reichlich angetrunken, waren eher eine Gefahr als eine Hilfe. Nachdem sie sich drei Mal geschnitten hatten, verbannte Jem sie aus der Küche und machte sich daran, die Scherben allein einzusammeln. So war es sicherer für alle. Außerdem hatten Patty und Ben die letzten Pflaster aufgebraucht.
»Nicht hereinkommen«, rief Jem, als der Türknauf gedreht wurde.
»Ich bin’s nur.« Davy ließ sich ein. »Brauchst du Hilfe?«
Ein nüchterner Helfer, was für ein Luxus. Jem nickte dankbar. »Was ist mit Suze?«
»Sie redet auf Patty ein. In deinem Haar ist ein Salatblatt.«
»Überall sind Scherben und Salatblätter. Und Olivenöl. Vorsicht mit der Tür, sie ist glitschig vom Dressing. Patty und Ben haben ausgesehen, als hätten sie ihre erste Rollschuhstunde hinter sich.« Jem schob sich das Pony mit dem Ellbogen aus dem Gesicht. »Ich musste sie hier herauskriegen, bevor sie sich jede einzelne Arterie durchtrennten.«
Gemeinsam räumten sie auf. Als sie schließlich wieder zur Party stießen, unterhielt sich Rupert mit Suze Carson. Davy nahm eine Flasche Bier aus dem Eimer mit den schmelzenden Eiswürfeln. »Ich bin offensichtlich aus dem Bild.«
»Das hat nichts zu bedeuten. Er ist nur freundlich.«
»Hm.
Sehr
freundlich.« Davy hob eine Augenbraue und als Jem wieder hinsah, entdeckte sie zu ihrem Entsetzen, dass die beiden sich küssten. Suzes Kopf lag im Nacken, und ihre Arme waren ekstatisch um Ruperts Hals geschlungen.
Rasch wandte Jem den Blick ab und nahm einen großen Schluck Wein. Im nächsten Moment schwankte Lucy zu ihr und nahm sie an der Hand. »Lass uns tanzen«, rief sie glücklich über die lärmige Musik. »Komm, Davy. Du auch.«
Gegen vier Uhr pfiff die Party aus dem letzten Loch. Leute lagen auf den Sofas und quer über den Stühlen. Wer nicht schnell genug gewesen war, musste auf dem feuchten Boden schlafen.
»Bett.« Lucy gähnte, schaltete das CD -Gerät aus und wäre beinahe über einen schnarchenden Körper hinter der Tür gestolpert. »Nacht, Davy, Nacht, Jem, Nacht, all ihr Besoffenen.«
Normal zu tun, brachte Jem fast um, aber dennoch hatte sie die letzen Stunden damit zugebracht, so zu tun, als wäre nichts, und sie würde auch jetzt nicht damit aufhören. Rupert hatte den ganzen Abend mit Suze Carson geflirtet und sie leidenschaftlich geküsst. Um zwei Uhr hatten Patty und ihr salatschüsselwerfender Rugbyspieler die Party verlassen. Kurz darauf waren Rupert und Suze in Ruperts Zimmer verschwunden, und sie brachte ihm sicher keine Erste Hilfe bei. Jem hatte derweil die Rolle der unbekümmerten Singlefrau gespielt. Aber ihr Magen hatte sich zusehends verknotet.
Jetzt war ihr mehr als elend zumute. Sie sah zu Davy. »Soll ich dir ein Taxi rufen?«
Davy zögerte. »Also, du hast mal gesagt, ich könne hier schlafen, wenn es nötig sein sollte. Und es ist ziemlich spät.«
Das war es. Und das hatte sie zum ihm gesagt. Es war nur so schwer, sich zu konzentrieren, wenn man nichts weiter wollte, als den Flur entlangzulaufen und an Ruperts Tür zu hämmern und zu brüllen: »Hört auf, hört auf mit dem, was ihr da tut. Hört auf!«
Jem nickte. »Natürlich kannst du hier schlafen. Tut mir leid. Ich dachte, du wolltest nach Hause.«
»Ich habe meiner Mum gesagt, dass ich hierbleibe. Angesichts der Umstände war sie damit einverstanden. Ein kleiner Schritt für die Menschheit. Ein großer Schritt für mich.« Davy lächelte selbstironisch.
»Das ist toll, Davy.« Jem wünschte, sie könnte mehr Begeisterung für seinen Triumph aufbringen, denn es war wirklich eine große Sache. »Gut für dich.«
»Mach dir keine Gedanken, wo du mich unterbringen sollst.« Er zeigte auf eine Stelle vor dem Sofa. »Das reicht für mich.«
Der Teppich unter seinen Füßen schmatzte vor Nässe und Tommy Beresford-Smith schnarchte wie ein Walross auf dem Sofa. Sollte er sich im Schlaf umdrehen, würde er vom Sofa fallen und Davy unter sich zerquetschen.
»Du kannst hier nicht schlafen.« Jem rieb sich die müden, rauchgeröteten Augen. »Schlaf in meinem Zimmer. Da ist der Teppich trocken, und ich schnarche nicht.«
22. Kapitel
Jem hatte das Gefühl, dass erst fünf Minuten vergangen waren, als sie aufwachte, aber ein Blick auf den Wecker zeigte, dass es elf Uhr dreißig war. Davys Stegreifbett aus Kissen und Decken auf dem Boden war
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