Liebesfilmriss
anderen.«
In der Küche wurde es still. Es hatte den Anschein, als sei der Luft aller Sauerstoff entzogen worden. Carla brachte es nicht über sich, auch den Rest zu erzählen. Noch nicht. Eine Bombe nach der anderen. Ihre Fingernägel schmerzten, weil sie sich so fest in die Arbeitsplatte verkrallte. Das war die Hölle, aber es musste getan werden. Ginny starrte sie an, offensichtlich sprachlos und so geschockt, wie sie es unter diesen Umständen auch sein durfte. Gott allein wusste, sie … oh, dieses verdammte Telefon!
Aber als Carla das verdammte Telefon ansah und entdeckte, wer da anrief, wusste sie, dass sie das Gespräch annehmen musste.
»Hallo, ich bin’s. Hör zu, ich bin spätestens um Mitternacht wieder zurück«, sagte Perry. »Warte auf mich in der Wohnung.«
»Ehrlich gesagt bin ich zu Hause. Ginny ist hier.«
»Ach ja?« Er klang beeindruckt. »Ich dachte, du gehst ihr aus dem Weg?«
»Jetzt nicht mehr.« Carla hielt inne, sie hörte ihre eigene Stimme, die seltsam in ihren Ohren widerhallte. »Ich habe es ihr eben gesagt.«
»Was? Das kann nicht dein Ernst sein! Alles über uns?«
»Ja.« Na ja, fast alles. Sie stand jedenfalls kurz davor.
»Mein Gott, was hast du getan!«, brüllte Perry. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst den Mund halten.«
Und wohin hatte sie das gebracht? Das war eine Sache, die erledigt werden musste. Mit ruhiger Stimme erwiderte Carla: »Tja, das habe ich aber nicht.«
Sie schaltete das Handy aus. Ginny starrte sie an. Mit großen Augen.
»Wer war das?«
»Es tut mir leid.«
»War das Perry? Was läuft hier? Also gut, du hast ihn mit einer anderen gesehen.« Ginny schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber vielleicht hast du das missverstanden, dich geirrt?«
»Ich habe mich nicht geirrt.«
»Dann hat er es zugeben? Du weißt, dass er sich definitiv mit einer anderen trifft? Was für ein Mistkerl!« Mit zitternden Händen griff Ginny nach einem Glas und ließ kaltes Leitungswasser einlaufen. »Wann hast du es herausgefunden? Wo hast du ihn gesehen? Verdammt, ich habe ihn wirklich gemocht.« Das Glas stieß hörbar gegen ihre Zähne, als sie die Hälfte des Inhalts auf einen Schluck leerte. »Warum kann für mich nur ein einziges Mal nicht alles gut laufen? Weißt du, ich dachte wirklich, das mit uns wäre etwas Besonderes. Und jetzt stellt sich heraus, dass er nur ein weiterer mieser, dreckiger Betrüger ist. O nein, du Arme.«
»Was? Wie bitte?« Jetzt war Carla verwirrt.
»Dass du diejenige sein musst, die es mir sagt. Ich wette, dir hat davor gegraust.« Ginnys schiefes Lächeln konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. »Es ist immer besonders schrecklich für den Überbringer schlechter Nachrichten. Aber ich bin froh, dass du es mir gesagt, hast, ehrlich. Keine Sorge, ich werde den Boten nicht erschießen.«
Carla konnte nicht sprechen. Die letzten kostbaren Sekunden ihrer Freundschaft tickten dahin. Eine noch nicht explodierte Bombe befand sich hier in ihrer Küche, und jeden Moment würde sie auf den Zünder drücken.
»Hast du sie gesehen?« Ginny verlangte es nach weiteren Informationen. »Vermutlich ist sie jünger als ich. Wie sieht sie aus?«
Nur noch zwei Sekunden. Carlas Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte. »Sie sieht … nun ja, sie sieht aus wie ich.«
»Also das genaue Gegenteil von mir. Das hätte ich mir denken können.« Ginny betrachtete ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe und fuhr sich mit den Fingern durch ihr zerstrubbeltes Goldie-Hawn-Haar. Ginny sagte: »So teilt dir die Natur mit, dass es Zeit ist, zum Friseur zu gehen.« Sie klopfte sich auf ihren sanft gerundeten Bauch. »Und ein paar Sit-ups zu machen.«
»Mit dir ist alles in Ordnung!« Carla ertrug es nicht, wie Ginny sich selbst herabwürdigte. Leidenschaftlich rief sie: »Du bist herzlich, lustig, schön …«
»Aber nicht gut genug für Perry, weil er offenbar jemand bevorzugt, der aussieht wie du.«
Carlas Finger schwebte gefühlte Stunden über dem Zünder. Sie musste das nicht tun, sie könnte sich weiterhin heimlich mit Perry treffen.
Nein, konnte sie nicht. Das wäre hinterlistig.
Sie könnte aufhören, sich mit Perry zu treffen. Nein, konnte sie nicht. Das wäre unmöglich.
Sie könnte … sie könnte …
Nein, sie konnte nicht.
Carla drückte auf den Zünder. »Ich bin es.«
»Du bist was?«
»Ich bin diejenige, mit der er sich trifft. Und es tut mir unglaublich leid«, platzte es aus Carla heraus. »Ich hasse mich dafür, ich kann
Weitere Kostenlose Bücher