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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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denen von Wollknäueln bis hin zu Computerspielen alles Mögliche zu sehen ist.
    Eine Frau, die älter aussieht als Grannie, steht hinter einer Ladentheke und lächelt mir freundlich zu.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt sie und streicht ihr kurzes gewelltes elefantengraues Haar hinter die Ohren, wie um besser hören zu können.
    Doch als ich näher komme, holt sie hastig ihre Brille hinter der Kasse hervor, setzt sie auf, starrt mich an, nestelt am Gestell herum und dann friert ihr Lächeln ein und wird kantig wie Eiswürfel.
    Ich trete trotzdem an die Theke und setze Bennie dort ab, weil das die allermeisten Frauen wieder aufgetaut hätte. Aber sie schaut ihn nur kurz an, dann wieder zu mir. Als Bennie anfängt, mit der Dreizehn an meinem Bettelarmband zu spielen, schaut sie ein zweites Mal zu ihm hin und dann starrt sie mich so eindringlich an, als wäre ich ein Geist.
    Ein sehr hässlicher, unerwünschter Geist.
    »Guten Tag«, sage ich und gebe mir alle Mühe, trotz ihres feindseligen Blicks freundlich zu bleiben, »ich möchte gern eine Tageszeitung von hier kaufen.«
    »Haben wir nicht.« Sie wendet sich ab und verschwindet im hinteren Teil des Ladens.
    »Aber …« Fassungslos starre ich ihr hinterher. Kann es sein, dass die Leute hier in Deutschland alle ein bisschen irre sind? Oder habe ich irgendwelche ungeschriebenen Gesetze gebrochen? Darf man vielleicht ein Kind nicht auf die Theke setzen …? In Amerika würde jeder vor Entzücken halb verrückt werden!
    »Hallo?«, rufe ich noch einmal. Aber es bleibt so still, als würde ich mitten in der Wüste stehen.
    »Okay, Bennie, let’s go.« Ich versuche, meine Wut über die Unfreundlichkeit der alten Dame hinunterzuschlucken, nehme den Kleinen auf den Arm und gehe aus dem Laden.
    Ein wenig verloren stehe ich auf der Straße herum und spüre, wie mir plötzlich heiße Tränen in die Augen schießen. Erst diese merkwürdige Geschichte gestern Abend, dann der Trubel heute Morgen und nun auch noch diese unfreundliche Alte. Grannie hatte mir zwar erzählt, wie die Leute im Odenwald so sind, aber ich habe geglaubt, wenn ich den Menschen aufgeschlossen gegenübertreten würde, dann wäre alles halb so schlimm.
    Doch ich will mir nicht meine Laune verderben lassen, deshalb schlucke ich meinen Ärger hinunter und schaue mich um. Die Sonne blendet mich so, dass ich blinzeln muss, aber dann fällt mein Blick wieder auf die Bäckerei. Ich beschließe, Bennie und mir zum Trost etwas Süßes zu kaufen.
    Mit einem leisen Kling-klong geht die Tür auf. Mir steigt der Duft von frischem Brot und süßem Kuchen in die Nase und ich bilde mir ein, dass auch Bennie genüsslich schnuppert.
    Hier ist die Theke sehr hoch, vorne geschlossen und aus Glas, sodass man die vielen Kuchen, Torten und zuckrig glänzenden Hefeteilchen gut sehen kann.
    Eine ältere Frau in einem hellblauen Kittel sortiert gerade runde Brotlaibe in das Holzregal hinter der Theke und dreht mir den Rücken zu. Vor ihr steht ein junger Typ mit einem Pferdeschwanz und weißem T-Shirt, auf dem man Mehlspuren erkennen kann. Als er mich näher kommen sieht, strahlt er geradezu und fragt, was ich möchte. Wenn er lächelt, hat er Grübchen in den Wangen, und er wird rot, als ich zurücklächle.
    »Guten Tag«, sage ich.
    Die Frau vor dem Holzregal dreht sich ruckartig um und starrt mich an. Die restlichen Brote gleiten ihr aus der Hand und sie geht, ohne ein Wort zu sagen, einfach weg.
    Der junge Typ hebt eilig die Brote auf und legt sie auf die Seite. Na toll, schon die zweite verrückte Alte, der ich hier über den Weg laufe!
    »Also, ja, was möchtest du?« Er betrachtet mich neugierig. »Du kommst mir irgendwie bekannt vor.«
    »Das kann nicht sein, ich bin gestern erst aus Las Vegas hierhergekommen.« Doch noch während ich ihm widerspreche, dämmert es mir. Vielleicht haben die beiden Alten meine Ähnlichkeit zu Grannie erkannt. Aber warum laufen sie dann alle vor mir weg, als wäre ich der Teufel in Person?
    Er reißt die Augen auf – schöne hellgrüne Augen, fällt mir auf. »Wow, das ist ja echt cool. Aus Vegas.« Er reicht mir seine Hand über die Theke, die so hoch ist, dass ich mich auf die Fußspitzen stellen muss, um ihm meine entgegenzustrecken.
    »Ich bin übrigens Felix. Und was treibt dich an diesen öden Ort am Ende der Welt, Miss Vegas?«
    »Mein Name ist Blue.« Wir schütteln die Hände und grinsen wie Staatspräsidenten, die für die Weltpresse posieren.
    »Felix!«, kommt da ein

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