Liebesfluch
diese Zeit draußen zu suchen? Wir brauchen kein kleines Flitt…«
»Anja, bitte«, mischt sich Stefan von hinten ein, »jetzt lass sie doch erst mal zu Ende sprechen!«
»So eine Herumtreiberin, die die Kinder zu ihren billigen Treffen mitnimmt, hat mir gerade noch gefehlt!«, sagt Anja, ohne ihren Mann zu beachten, der genervt die Arme in die Luft wirft.
»Ich habe mich nicht heimlich mit jemandem getroffen«, sage ich und werfe Anja einen wütenden Blick zu, »sondern bin die Treppe runtergefallen und wollte zu einem Arzt fahren und die Kinder nicht allein lassen.« Die Lüge geht mir plötzlich ganz leicht über die Lippen.
»Aber warum hast du uns denn nicht angerufen?« Stefan legt seine Hand beschwichtigend auf die Schulter seiner Frau.
»Weil …«, jetzt denk nach, Blue, sag was echt Überzeugendes, »… weil ich dachte, ihr freut euch so auf diesen freien Abend. Ich habe geglaubt, ich würde das schon schaukeln. Aber ich habe keinen Arzt gefunden.«
»Dachtest du, da steht einer auf der Straße und wartet auf dich, oder wie genau hattest du dir das vorgestellt?« Anja hat die hintere Tür aufgemacht und holt Mia aus dem Auto.
»Ich habe nicht nachgedacht, es tut mir leid. Ich hab’s nur gut gemeint.« Die Erleichterung darüber, dass sie mir meine Lügengeschichte abzunehmen scheinen, treibt mir Tränen in die Augen. »Und ich wollte kein Umstände verursachen.«
»Ist ja schon gut«, sagt Stefan und klopft mir beruhigend auf die Schulter, während Anja Mia ins Haus bringt.
»Nimm Bennie!«, befiehlt sie Stefan, »und sieh zu, dass er ins Bett kommt. Mit Blue können wir später noch reden.«
Stefan zwinkert mir zu und zum ersten Mal finde ich diese Geste tröstlich. Dann holt er Bennie aus dem Wagen und verschwindet mit ihm im Haus.
Ich versuche aufzustehen, aber meine Beine zittern so sehr und der Knöchel ist elefantös dick, sodass ich es einfach nicht schaffe. Nach einer Ewigkeit, während der ich dasitze und einfach nur nach draußen starre, kommt Stefan wieder zurück.
»Zeig mal.«
Ich halte ihm das zitternde Bein mit dem dicken Knöchel hin.
»Oh, das sieht nicht gut aus. Das sollten wir schleunigst kühlen.«
»Es tut mir leid, aber ich kann nicht aufstehen.«
Er beugt sich zu mir und umschlingt meine Schulter, greift unter den Knien durch und trägt mich ins Haus. So freundlich und ohne jedes Murren, dass mir erneut Tränen in die Augen schießen. Aber ich will nicht weinen, kein Selbstmitleid jetzt, ich reiße die Augen weit auf und versuche, ruhig zu atmen. Ich muss unter allen Umständen verhindern, dass sie mich rauswerfen.
Ju kann stolz auf sich sein – ich habe ihm nicht wirklich geglaubt, aber er hat es geschafft, mich nervös zu machen, und nun muss ich mich davon überzeugen, dass er total falschliegt.
Anja ist noch oben bei den Zwillingen, als Stefan mich auf dem weißen Sofa ablegt. Sofort habe ich Angst, dort Flecken zu hinterlassen, aber Stefan besteht darauf, dass ich sitzen bleibe, und verschwindet dann in der Küche.
Er kommt mit einem blauen Eispack wieder, verstaut ihn in einer Stoffhülle und legt ihn auf meinen Knöchel.
»Dumm gelaufen!«, sagt er.
»Nein, ich bin gefallen«, erkläre ich, was ihn zum Lachen bringt.
»Werdet ihr mich jetzt nach Hause schicken?«, frage ich und muss mich räuspern, weil mir plötzlich ein Kloß im Hals steckt.
Er schüttelt den Kopf. »Nein, das sieht nur nach einer kleinen Prellung aus. Dann spielst du eben mit den Kindern auf dem Boden und krabbelst mit ihnen um die Wette«, meint er grinsend.
»Stefan gibt gerne den Arzt, ohne eine Ahnung zu haben«, kommentiert Anja, deren Näherkommen ich gar nicht bemerkt habe, spöttisch über seine Schulter. »Lass mich mal sehen.« Sie setzt sich zu mir und bewegt den Fuß hin und her. Besonders behutsam geht sie dabei nicht vor und ich ziehe scharf die Luft ein.
»Könnte sogar sein, dass Stefan ausnahmsweise mal recht hat.«
»Anja hat früher als Physiotherapeutin gearbeitet«, erklärt Stefan.
»Trotzdem ist ein verletztes Au-pair-Mädchen nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen, oder?«
Stefan funkelt seine Frau wütend an. »Lass uns das später besprechen.«
»Hast du Schmerzen?«, fragt Anja mich jetzt ein bisschen sanfter.
»Ja, aber es geht schon.« Ich bin so froh, dass ich es geschafft habe, die Kinder zurückzubringen, und so erledigt, dass ich sofort einschlafen könnte.
»Ich bringe dir ein paar Schmerztabletten und dazu empfehle ich dir
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