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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Kaffee?“
    „In Ordnung, aber beeil dich.“
    Doreen stand auf dem Bürgersteig vor dem Kindergarten und wartete auf Sylvia. Sie beobachtete das Treiben auf der Straße, an diesem Morgen war anscheinend nicht nur sie zu spät gekommen. Schräg gegenüber parkte ein dunkelblauer Kleinwagen, den Doreen noch nie zuvor hier gesehen hatte. Sie kniff ihre Augen zusammen, doch er war zu weit von ihr entfernt, als dass sie das Kennzeichen hätte erkennen können. Auf der Fahrerseite nahm Doreen den Umriss eines Menschen wahr und machte ein paar Schritte auf das Auto zu, um vielleicht doch noch erkennen zu können, wer darin saß, als der Wagen plötzlich startete. Er fuhr an ihr vorüber, und Doreen konnte dabei einen kurzen Blick auf das Gesicht einer Frau erhaschen,die sie noch nie zuvor gesehen hatte, eine Frau mit langem dunklem Haar. Es kam ihr außerdem so vor, als hätte sich die Dunkelhaarige noch nach ihr umgedreht. Elsa? Doreen spürte, wie sich ihr Magen bei dem Gedanken zusammenkrampfte, aber in diesem Moment hakte sich Sylvia bei ihr unter.
    „Wollen wir zu dir oder zu mir? Was ist denn los, Doreen du bist ja ganz blass.“
    „Hab noch nicht gefrühstückt.“
    Sylvia tätschelte ihr die Wange, dann fiel ihr Blick auf Doreens flachen Bauch.
    „Also zu mir, ich habe ein paar leckere Laugenbrezeln da. Morgendliche Übelkeit und ein Gesicht weiß wie ein Käse, na, ich weiß nicht. Verbirgt sich da nicht vielleicht ein süßes Geheimnis unter deinem ausgeleierten Pullover, meine Liebe? Martha würde ein Geschwisterchen sicher guttun, es ist doch traurig für sie, so als Einzelkind.“
    Doreen starrte noch immer dem blauen Wagen hinterher und beobachtete, wie dieser nun an der nächsten Ecke rechts in einer Seitenstraße verschwand.
    „Was? Nein.“ Doreen versuchte ein Lächeln. „Mir ist einfach nur schlecht, weil ich noch nichts gegessen habe. Komm, ich könnte jetzt wirklich einen heißen Tee vertragen.“
    Als Anna Greve an diesem Morgen ins Büro kam, warf sie Weber zur Begrüßung eine Brötchentüte zu, die dieser geschickt aus der Luft auffing.
    „Gute Parade, demnach scheint es Ihrem Rücken wieder besser zu gehen. Das sind Schokocroissants, die mögen Sie doch so gern. Und ich habe uns auch etwas Weihnachtliches mitgebracht.“

    Sie zog einen kleinen Tannenbaum aus Plastik aus ihrer Tasche und steckte dann das Kabel für die Lichterkette in die Steckdose. Die bunten Glühbirnchen waren dermaßen kitschig, dass sie schon wieder schön aussahen.
    „Meine Freundin Paula hat mich gestern auf eine Idee gebracht, Weber.“
    „Lassen Sie hören.“
    „Je intensiver wir im Umfeld der beiden Ermordeten, also bei Freunden, Verwandten, ehemaligen Mitschülern, Lehrern und weiteren Personen, ermitteln, desto mehr Hinweise erhalten wir auch zu Monika Diebach, Hajo Wieland und Dirk Adomeit. Und je mehr wir über sie erfahren, desto weniger kommen sie für mich als Täter noch infrage, Weber. Dirk Adomeit ist meiner Meinung nach zu solch einer Brutalität, wie die Morde sie voraussetzen, gar nicht in der Lage, und Hajo Wieland hätte viel zu viel zu verlieren gehabt. Und auch wenn ich mir Monika Diebach da schon eher als Täterin vorstellen kann, halte ich sie vor allem für eine kluge Frau. Auch sie würde von heute auf morgen alles verlieren, wofür sie hart gekämpft, und wenn man den Gerüchten glauben will, sogar ihre Ehe aufs Spiel gesetzt hat. Nein, Weber, ich glaube, wir müssen noch einmal ganz von vorne beginnen. Möglicherweise sind wir zwar mit unserer Theorie, dass der Täter in der Vergangenheit von Rainer Herold und Torsten Lorenz zu suchen ist, auf der richtigen Fährte. Allerdings hat mich meine Freundin Paula darauf gebracht, dass wir unser Augenmerk auf der Suche nach unserem Täter auch auf die Jahre vor der Oberstufe richten sollten.“
    „Wie meinen Sie das, Anna?“
    „Wenn der gesuchte Täter das Merschenfelder Gymnasium bereits vor der Oberstufe verlassen hat, ist er uns beiden bisherigen Ermittlungen durch die Lappen gegangen. In jedem Fall kann es nicht schaden, noch einmal in der Schule nachzufragen, ob Rainer Herold und Torsten Lorenz ihre Mitschüler schon während der Mittelstufe schikaniert haben. Wenn Sie Ihr Croissant aufgegessen haben, müssen wir uns sputen. Frau Gerber hat bald eine Freistunde.“
    Astrid Gerber saß im Lehrerzimmer und korrigierte einen Stapel Deutscharbeiten, als die beiden Kommissare eintrafen. Sie sah Anna Greve über ihre Lesebrille hinweg prüfend

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