Liebeskind
auf das Kinderbett. Dann nahm sie eine der auf dem Kopfkissen liegenden Plüschmäuse in die Hand und betrachtete diese aufmerksam. Sofort löste sich das Mädchen von der Alten und starrte Anna an.
„Das ist Mia, und die daneben heißt Mauz.“
Die Kleine zeigte auf eine blaue Stoffmaus, die ein buntgeblümtes Kleid anhatte.
„Eine lustige Idee, dass du ihr einen Katzennamen gegeben hast.“
„Is nicht von mir. Mama nennt sie immer so.“
Nun ging Anna zum Schreibtisch des Mädchens hinüber und begann in einem Malbuch zu blättern.
„Martha heißt du? Das ist aber ein schöner Name.“
Anna entdeckte ein rosafarbenes Kästchen, das verschlossen neben dem Malbuch lag, und fragte: „Darf ich hier mal hineinsehen?“
Jetzt funkelten Marthas Augen für einen Moment lang. „Kann ich dir zeigen, wenn du willst.“
„Oh ja, gerne.“
Als sie den Kasten öffnete, kamen verschiedene Dinge zum Vorschein. Martha hielt Anna mehrere Tuben glitzernden Klebstoffs unter die Nase, die allesamt in kräftigen Farben leuchteten. Anna wusste von den Klassenkameradinnen ihres jüngeren Sohnes, dass diese Klebe auch zum Malen verwendet wurde.
„Das kenne ich von meinem Sohn. Damit kann man ganz tolle Sachen basteln.“
„Wie heißt er?“
„Sein Name ist Paul, aber jetzt spielt er mit anderen Dingen. Er ist nämlich schon zwölf Jahre alt.“
„Guck mal hier!“
Martha nahm eine kleine Metallfigur aus der Schatulle heraus. Es war eine silberfarbene Brosche in Form eines Elefanten.
„Den kann man sich an die Jacke machen.“
Plötzlich stand Martha auf und rannte in das Schlafzimmer ihrer Eltern hinüber. Kurz darauf kam sie mit einer Silberkette in der Hand in ihr Zimmer zurück.
„Und das Kleeblatt hier hat der Schneemann von Sabine geschenkt bekommen. Damit er keine Angst hat im Dunkeln.“
Die alte Frau auf dem Bett räusperte sich.
„Zeig mal her Martha, die kenn ich ja noch gar nicht. Und wer ist denn Sabine, mein Schatz?“
Nach ihren Gesprächen mit den Angehörigen der ermordet aufgefundenen Doreen Rost waren die drei Kommissare in den „Maschener Hof“ eingekehrt und hatten sich dort in einem Nebenraum niedergelassen, um die ersten Ergebnisse untereinander auszutauschen.
Anna ließ die Silberkette mit dem grün emaillierten Kleeblattanhänger durch ihre Finger gleiten. Wie Weber herausgefunden hatte, war Doreen Rost mit Rainer Herold und Torsten Lorenz bekannt gewesen, auch sie hatte früher dieselbe Klasse des Merschenfelder Gymnasiums besucht. Darüber hinaus hatte Arno Rost, von dem Weber diese Information erhalten hatte, aber keine weiteren, für sie hilfreichen Angaben machen können. Allerdings hatte der herbeigerufene Tischlerlehrling ausgesagt, in den Tagen vor dem Mord des Öfteren einen ihm unbekannten dunkelblauen Kleinwagen mit fremdem Kennzeichen in der Nähe des Hauses bemerkt zu haben. Weiter berichtete die Mutterder toten Frau, Irmgard Possel, den Kommissaren von einem Anruf, den sie ein paar Tage vor dem Verbrechen bekommen hatte. In diesem Gespräch mit einer angeblichen Angestellten des Geräteherstellers Elektrofox, war es um eine kostenlose Reinigungsaktion von Teppichen und Polstermöbeln gegangen. Frau Possel erinnerte sich, der fremden Frau auch die Adresse und Telefonnummer ihrer Tochter Doreen gegeben zu haben. Am Interessantesten aber war die Aussage der kleinen Martha über die ihr unbekannte Frau gewesen, die mit ihr zusammen einen Schneemann gebaut hatte. Auf einmal glaubte Anna Greve wieder an die Existenz jener vierten verdächtigen Person, die sie schon lange auf die Liste der Verdächtigen gesetzt hatte. Es ging um die schöne, rothaarige Wirtshausbekanntschaft von Rainer Herold, die dieser allerdings nicht Sabine, sondern Angela genannt hatte. Auch in der Nähe des ermordeten Torsten Lorenz war ein langes rotes Haar auf dem Fußboden gefunden worden. Aber erst Marthas Geschichte von der ebenfalls rothaarigen Frau, die dem Schneemann eine Silberkette umgehängt hatte, hatte das Bild abgerundet. Anna hielt die Kette mit dem grün emaillierten Kleeblattanhänger in ihren Händen und dachte über die Frau nach, die sich Sabine genannt und von der Martha gesagt hatte, sie habe „wie ein Engel“ ausgesehen, „nur dunkler“. Nein, das alles musste mehr sein als ein Zufall und die rothaarige Frau höchstwahrscheinlich die gesuchte Täterin. Anna ließ ihre Kollegen an ihren Gedanken teilhaben, und als sie geendet hatte, sagte niemand mehr ein Wort. Selbst
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