Liebeskind
den Händen öffnete.
Kurz darauf saßen die Kommissare in einem Wohnzimmer, das aussah, als wäre es nicht das von Robin Hollstein, sondern das eines alten Menschen.
„Können Sie uns sagen, wie wir Ihre Schwester Elsa erreichen können, Herr Hollstein“, begann Anna.
„Es ist gut, dass Sie da sind. Ich habe selbst schon überlegt, Kontakt zur Polizei aufzunehmen. Ja, wegen Elsa, ich glaube, sie hat sich da in eine schlimme Sache hineinmanövriert.“
Robin Hollstein berichtete den Kommissaren von seinen Befürchtungen, die mit dem Mord an Torsten Lorenz begonnen hatten. Anschließend meinte er: „Und nun hat sich herausgestellt, dass Elsa schon viel länger in der Gegend ist, als sie mir weismachen wollte. Das heißt, sie könnte also auch für den Mord an Rainer verantwortlich sein. Möglicherweise hält sie sich sogar noch immer irgendwo im Landkreis Harburg auf. Zuletzt hat sie mir erzählt, dass sie sich in einem kleinen Hotel in der Nähe von Maschen einquartiert hat.“
„Wir brauchen unbedingt ein aktuelles Foto von Ihrer Schwester, Herr Hollstein“, erklärte Anna. „Und wenn es Ihnen recht ist, werden wir Ihr Telefon anzapfen, damit wir stets auf dem Laufenden sind, was Ihre Schwester betrifft. Wann hatten Sie denn zuletzt Kontakt zu ihr?“
„Gestern Abend, nachdem ich von Doreens Tod erfahren habe. Ich konnte sie allerdings nur über ihr Handy erreichen. Elsa hat behauptet, längst wieder im Taunus zu sein, aber das ist, wie ich jetzt weiß, nicht die Wahrheit gewesen. Leider sind die Fotos, die ich von meiner Schwester besitze, schon ziemlich alt. Da hat sie noch ganz anders ausgesehen. Versuchen Sie es doch mal bei ihrem Arbeitgeber, die müssten vielleicht noch ein Bewerbungsfoto haben.“
Weber verließ den Raum, um die Überwachung des Telefons in Angriff zu nehmen, anschließend kümmerte ersich um die Frankfurter Firma, in der Elsa Hollstein beschäftigt war. Anna blieb allein mit Elsas Bruder zurück und stellte ihm nun die Frage, die ihr seit ein paar Minuten unter den Nägeln brannte.
„Wären Sie eventuell bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, Herr Hollstein?“
„Sie meinen, ob ich in der Lage bin, meine Schwester in eine Falle zu locken und zu verraten?“
„Wenn Sie es so nennen wollen. Aber bedenken Sie, dass es hier um drei Morde geht. Und vielleicht ist es ja auch noch nicht vorbei. Wir müssen Ihre Schwester stoppen, Herr Hollstein und Sie sind der einzige Mensch, der uns dabei helfen kann.“
Als Anna und Weber anschließend wieder in ihr Büro zurückkamen, warteten Günther Sibelius und auch Sigrid Markisch bereits auf sie.
„Monika Diebach ist gerade hier gewesen, aber ich habe sie erst einmal in unser ,Wartezimmer‘ geführt“, begann die Giraffe.
„Frau Possel, die Mutter von Doreen Rost, hat bestätigt, dass ihre Tochter früher einmal gut bekannt mit einem Mädchen namens Elsa Hollstein gewesen ist“, ergriff Günther Sibelius nun das Wort. „Elsa Hollstein soll sogar eine Zeit lang Doreens beste Freundin gewesen sein. Der kleinen Martha ist aber leider nichts Neues zu unserer Verdächtigen eingefallen. Sie macht einen ziemlich verstörten Eindruck, kein Wunder, wenn man mit kaum fünf Jahren bereits zur Halbwaise wird.“
„Ja, die Kleine kann einem wirklich leidtun“, entgegnete Weber ernst. „Übrigens laufen jetzt die Vorbereitungen für die Überwachung von Robin Hollsteins Telefon. Aber dasFoto seiner Schwester werden wir leider nicht vor morgen früh auf dem Tisch haben.“
„Trotzdem schadet es nicht, schon einmal mit der Überprüfung aller infrage kommender Hotels im Landkreis Harburg zu beginnen. Ich habe das bereits an die örtlichen Dienststellen weitergeleitet, die Suche nach Elsa Hollstein kann beginnen. Schicken Sie Frau Diebach einstweilen nach Hause, Frau Markisch“, wies Günther Sibelius sie an. „Wir werden später wieder auf sie zurückkommen. So, und damit sollten wir endlich einmal pünktlich Feierabend machen“, Günther Sibelius lächelte in die Runde. „Nutzen Sie Ihre Zeit auch für letzte Weihnachtsvorbereitungen, denn ich befürchte, dass uns die Suche nach Elsa Hollstein in den nächsten Tagen noch jede Menge Überstunden bescheren wird.“
Während Anna in ihrem Dienstwagen wieder einmal im Schritttempo die Autobahn 7 in Richtung Süden entlangschlich, überlegte sie, was sie mit ihrem unverhofft frühen Feierabend anfangen sollte. Dabei wurde ihr bewusst, dass sie überhaupt keine Lust hatte, schon jetzt
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