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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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zu verbreiten, seine Seminare seien teuer und nutzlos. Was hätte er da tun sollen? Einen schlechten Ruf hatte man sich in seiner Branche ganz schnell eingehandelt, deshalb mußte er diesem Geschwätz ein Ende machen, ehe es sich geschäftsschädigend auswirkte.
    Praktischerweise joggte sie oft im Herrengarten, quasi vor seiner Haustür. Wie bei Johanna, die als Fuchsfraß endete, ließ er auch dieser moralisch verkommenen Person, ehe sie starb, eine Vorbehandlung zukommen, die ihr Gelegenheit zur Reue gab. Er schlitzte ihren Leib auf wie einem Fisch, den man ausnimmt. Doch im Unterschied zu einem Fisch durfte sie ihre Eingeweide noch einmal betrachten, bevor er sie einzeln in die Leine warf. Der Körper folgte hinterher. Wie erwartet, vernichtete der Fluß alle Spuren.
    Diese aber hatte ihm nichts getan. Er kannte nicht einmal ihren Namen. Eine Nutte aus einem Wohnmobil, das zwischen Springe und Bad Münder auf einem Parkplatz stand und mit einem leuchtenden Herz an der Heckscheibe mautflüchtige LKW-Fahrer anlokken sollte. Er erwog, sie laufen zu lassen. Schließlich war er keiner dieser dumpfen Triebtäter, die von ihren perversen Zwängen gelenkt wurden. Wenn er tötete, dann mit kühlem Kopf. Bei ihm führte die Vernunft Regie – und die sagte ihm, daß es nicht ratsam war, ihre Leiche hier liegenzulassen. Für eine sichere, spurlose Beseitigung mangelte es ihm an Zeit, woran dieser verdammte Stau schuld war, der ihn fast zwei Stunden aufgehalten hatte. Was für Kleinigkeiten doch manchmal über Leben oder Tod entscheiden können, dachte er fast amüsiert. Letztendlich waren es praktische Überlegungen, das Abwägen der Risiken, die zu seiner Entscheidung führten.
    »Wenn ich dich laufen lasse, wirst du dann schweigen?«
    Sie nickte kaum merklich, den Blick noch immer gesenkt.
    »Was ist?« fuhr er sie ungeduldig an.
    Sie sah ihn an. Er suchte in ihren Augen nach einem Aufglimmen von Hoffnung, aber da war nur Resignation, als würde sie ihm ohnehin nicht glauben. Ein rätselhaftes Geschöpf.
    »Ja«, sagte sie.
    »Glaub mir, ich finde dich überall. Und dann wird dir das, was du heute erlebt hast, geradezu lächerlich vorkommen.«
    Wieder nickte sie.
    Sein Sadismus regte sich nun doch: »Ich lasse dich natürlich nicht einfach so gehen. Es wird ein Spiel, verstehst du? Ich mag Spiele.«
    Sie hob ihr Kinn, als wolle sie damit sagen, daß sie die Herausforderung annahm.
    »Ich gebe dir zehn Minuten Vorsprung. Wenn du mir entkommst – wie gesagt – hast du zu schweigen. Wenn ich dich kriege, wirst du sterben. Zehn Minuten. Das ist fair, oder?«
    »Ja«, antwortete sie mechanisch.
    Er schaut auf die Uhr. »Steh auf. Die Zeit läuft.«
    Die Baumrinde hatte ein unregelmäßiges Muster auf ihren nackten Oberschenkeln hinterlassen, das bemerkte er, als sie auf ihren billigen Hacken davonstolperte. Er wartete, bis sie hinter den Bäumen verschwunden war, dann setzte er sich in Bewegung.
    Seehafer ließ Mathilde an der Straßenbahnhaltestelle aussteigen.
    »Gehen Sie ganz normal nach Hause.«
    »Und Sie?«
    »Ich seh’ mich vorsichtshalber schon mal bei Ihnen im Haus um. Würden Sie mir den Schlüssel geben?«
    Mathilde reichte ihm das Etui.
    »Keine Angst, ich schnüffle nicht in Ihren Sachen herum.«
    »Glauben Sie, jetzt, wo die ganze Polizeidirektion die Geschichte meiner Ehe kennt, habe ich noch etwas zu verbergen?«
    Er fuhr davon.
    Mathilde ging langsam durch die Straßen ihrer Kindheit. Die Gegend hatte sich kaum verändert. Es ist, als wäre ich wieder am Anfang angekommen. Beileibe nicht viel, was ich vorzuweisen habe, nach fast vierzig Jahren.
    Ihr Golf stand vor der Tür, der Schlüssel lag im Briefkasten. Ebenso ein großer Umschlag. Sie zog ihn heraus, bestimmt die nächste Absage.
    Die Haustür war nur angelehnt, und sie fand Seehafer in der Küche, wo er gerade dabei war, Kaffee aufzubrühen.
    »Die Milch ist alle«, sagte Mathilde und legte den Umschlag und ihren Strohhut auf einem Umzugskarton neben dem Kühlschrank ab. Seehafer nahm zwei Tassen aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Brauchte sie wirklich einen Wachhund? Außerdem war sein Kommissariat doch nur für Todesfälle zuständig, nicht für Entführungen. Er hatte sie nur aus Gefälligkeit zu Kreuder gebracht, oder hatte sie das falsch verstanden?
    »Ignorieren Sie einfach die Unordnung«, bat Mathilde. »Es fehlen noch Schränke. Aber ich kann mir keine neuen Möbel leisten, mein Mann kommt mich schon teuer genug.«
    »Ein

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