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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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hübsches Häuschen«, bemerkte Seehafer.
    »Tatsächlich?« wunderte sich Mathilde.
    »Sie sollten sich einen Hund anschaffen, der hätte es hier schön.«
    Mathilde dachte an den Hundekalender in seinem Büro. »Haben Sie einen?«
    »Nein. Nicht in einer Lister Mietwohnung im dritten Stock. So ein kleines Haus mit einem großen Garten war immer mein heimlicher Traum.«
    Noch nie war Mathilde der Gedanke gekommen, daß diese heruntergekommene Behausung für andere Menschen erträumenswert war. Für sie mußte es lichtdurchfluteter Edel-Altbau sein, alles andere zählte nicht. Beschämt gestand sie sich ein, daß sich hinter ihrer Sicht der Dinge eine großbürgerliche Attitüde verbarg, zu der es nie die geringste Veranlassung gegeben hatte. Wenn dieses Haus sogar für Merle gut genug gewesen war, mußte es doch auch für sie ausreichen, oder etwa nicht? Allerdings war es zu Merles Lebzeiten besser in Schuß gewesen.
    »Das Haus ist ziemlich verlottert«, gab sie zu bedenken.
    »Aber es hat Charme«, entgegnete Seehafer.
    So kann man es auch nennen, dachte Mathilde. Eine halb verfallene …. Sie ließ ihre Tasse sinken und starrte ins Leere.
    Seehafer fragte sofort alarmiert. »Ist was?«
    Sie hob die Hand wie einer ihrer Schüler, der etwas zu sagen hatte. »Mir ist gerade eingefallen, wo sich Lukas eventuell aufhalten könnte, oder wohin er Leona vielleicht gebracht hat.«
    »Ja?«
    »Er kennt sich gut aus in den Wäldern der Umgebung. Einmal sind wir zusammen gewandert, am Süntel. Dort gibt es eine verlassene Hütte, in der er anscheinend schon öfter übernachtet hat. Sie liegt sehr versteckt.«
    »Würden Sie sie wiederfinden?«
    »Niemals.« Abgesehen davon, daß ihr Orientierungssinn wirklich nicht der beste war, hatte Mathilde die Erinnerung an diese Hütte und den damit verbundenen demütigenden Zwischenfall eifrig zu verdrängen versucht.
    »Haben Sie eine Landkarte?« Mathilde ging aus dem Zimmer und kam mit einem Autoatlas zurück. Seehafer sah ihr über die Schulter, als sie die Karte studierte. »Wir sind hier von der Autobahn runter. Dann Richtung Süden. Glaube ich. Er hat den Wagen an einem Schuppen geparkt, daraufhin sind wir eine Weile einem kurvigen Waldweg gefolgt, zuletzt einem Höhenweg. Man konnte die Porta Westfalica sehen. Seehafer kreiste mit seinem Finger ein Gebiet ein. »Dann müßte es etwa hier sein.«
    »Schon möglich.« Mathilde klang nicht sonderlich überzeugt. »Der Waldweg war ein Stückweit befahrbar, aber nicht für einen Porsche. Irgendwann haben wir den Weg verlassen und sind quer durchs Gestrüpp gelaufen.«
    Seehafer zückte sein mobiles Telefon, informierte Oberkommissar Kreuder und fragte: »Wie sieht es bei euch aus? … Schade. … Ja, gute Idee.« Er steckte das Telefon wieder weg und erklärte: »Sie kontaktieren das Forstamt des Landkreises Schaumburg-Lippe, vielleicht kennt dort jemand die Hütte.«
    »Ihre Kollegen wissen aber hoffentlich, daß Lukas zehn Jahre lang bei der Fremdenlegion war?« vergewisserte sich Mathilde. »Er wird merken, wenn sich jemand nähert.«
    »Sie machen sich Sorgen um Ihre Freundin, nicht wahr?«
    »Natürlich. Möchten Sie schuld am Tod eines Menschen sein?«
    Seehafer antwortete mit einer Gegenfrage: »Was meinen Sie, käme man mit einem Geländewagen bis zu dieser Hütte?«
    »Nein. Höchstens etwas weiter in den Wald hinein. Wieso?«
    »Diese Treeske Tiffin besitzt einen Landrover. Aber der ist nicht auffindbar.«
    »Und der Porsche?«
    »Auch nicht.«
    »Vielleicht sollte man Frau Tiffin doch einmal intensiv befragen«, schlug Mathilde vor.
    »Die Kollegen werden entscheiden, wann das sinnvoll sein wird.«
    Mathildes Telefon läutete. Sie tauschten einen Blick.
    »Gehen Sie ran«, sagte Seehafer. »Und drücken Sie die Aufnahmetaste.«
    »Mathilde Degen.«
    »Ich bin es«, sagte Lukas.
    Mathilde winkte Seehafer aufgeregt zu.
    »Ich möchte mit Leona sprechen, sofort«, verlangte sie, während sie den Atem des Kommissars im Nacken spürte.
    »Du solltest mal wieder das Grab deiner Mutter besuchen, Mathilde.«
    Diesmal war er es, der auflegte.
    Mathilde fuhr mit ihrem Wagen langsam zum Friedhof. Die meisten Parkplätze waren leer. Es war Urlaubszeit. Sie parkte neben dem Lieferwagen einer Gärtnerei, stieg aus und ging jenen Weg zum Familiengrab, den sie immer nahm. Es war still, nur ein Amselmännchen saß in einer Baumkrone und flötete seine Sehnsucht in den Abend hinaus. Die Grabsteine glänzten feucht im milchigen Licht.

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