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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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dich hin«, befahl Treeske. Ihre Hand tastete nach dem PNG, dem Personennotrufgerät, an ihrer Hüfte.
    Lukas ignorierte ihre Anweisung, ging zum Fenster und schaute stumm hinaus. Dann drehte er sich um. »Wissen sie hier eigentlich Bescheid?«
    »Nein«, sagte Treeske. »Nach dem Prozeß warst du keine gute Referenz mehr.« Er sieht immer noch verdammt gut aus, registrierte sie.
    »Ich denke oft an früher, kleine Marie. Gerade jetzt wieder.«
    »Willst du mich erpressen? Das wird nicht klappen, auf die Phantasien eines Frauenmörders gibt hier niemand etwas.«
    Lukas spielte scheinbar geistesabwesend an den Jalousien herum. Plötzlich wurde es dämmrig im Büro.
    »In diesem Licht siehst du wunderschön aus. Man sollte Frauen überhaupt nur im Zwielicht betrachten.«
    »Laß das sein!«
    »Hast du Angst vor mir, Treeske?« Er stand nun mit dem Rücken zum Fenster, sein Gesicht lag im Dunkeln. »Du hast doch alle Macht. Ein Wort von dir, und ich leide wie ein Hund. Außerdem kannst du jederzeit den Alarmknopf an deinem PNG drücken.«
    Da hatte er recht. In ihrer Position konnte sie ihm allerhand Unannehmlichkeiten bereiten, von der Streichung kleiner Vergünstigungen bis hin zur Unterbringung in der Sicherheitsabteilung. Vielleicht sollte sie eine Verlegung nach Sehnde vorschlagen und befürworten. Aus Sicherheitsgründen.
    »Du trägst keinen Ring. Bist du nicht verheiratet? Kein Reihenhäuschen? Keine Kinder?«
    »Nein«, antwortete sie, und es klang wie das Eingeständnis einer Niederlage.
    »Du hast sicher einen netten Freund, der dich anbetet.«
    Nett, harmlos – Peter. Verdammt, wieso traf Lukas immer ins Schwarze? Es reichte. Sie würde jetzt einen Bediensteten rufen, damit man ihn zurückbrachte.
    Er stand noch immer am Fenster, sah sie unverändert an und sagte mit seiner leisen, tragenden Stimme: »Aber er gibt dir nicht, was du brauchst, nicht wahr, Marie? Er erscheint nicht in deinen Träumen, er öffnet dir keine Türen zu neuen Erkenntnissen, hat keine Ahnung zu welcher Phantasie und Leidenschaft du fähig bist. Ich bin der einzige, der weiß, wer du wirklich bist.«
    Treeske verdrehte die Augen. »Wenigstens hat deine Überheblichkeit nicht gelitten. Und jetzt mach bitte …«
    Es war eine schnelle, knappe Bewegung. Sie wurde zurückgestoßen, taumelte gegen den Schreibtisch und sofort legte sich sein Arm wie ein Schraubstock um ihren Oberkörper. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen, ihr Mund füllte sich mit etwas Haarigem. Er hielt die Enden des Zopfes in ihrem Nacken wie einen Zügel gefaßt, und sein Atem strich über ihre Kehle, als er sagte: »Marie, Marie. Weißt du denn nicht, daß sie hier drinnen aus Menschen Bestien machen?«

3
     
    Der Weg führte an parkenden Autos und einer von Stacheldrahtrollen gekrönten Mauer entlang. Dahinter ragten mehrere hohe, blockartige Sechziger-Jahre-Bauten auf. Nichts, was Mathilde nicht erwartet hätte, aber dennoch beeindruckend. So nah war sie einem solchen Ort noch nie gekommen. Zu ihrer Beklemmung gesellte sich das erregende Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Sie betrat eine Schattenwelt, deren Existenz sie bisher kaum zur Kenntnis genommen hatte.
    Der Pförtner, dem sie noch draußen ihr Anliegen vortrug, schickte sie um die Ecke durch eine Tür, wobei er feststellte: »Ich bin die Pforte für Autos, und Sie sind ja keines.«
    Mathilde betrat das Pförtnerhäuschen und blieb vor einer Tür stehen, die mit den Worten Bitte nur einzeln eintreten beschriftet war. Daß man hier auf Diskretion achtete, beruhigte sie. Hinter der Tür waren Stimmen zu hören, also wartete sie. Sie fuhr sich noch einmal mit der Bürste durchs Haar. Eine Hutfrisur, glatt, gerade, klassisch. Heute trug sie allerdings keinen Hut, denn Hüte zogen Aufmerksamkeit auf sich, und sie wollte lieber nicht erkannt werden. Aber wer sollte sie hier schon erkennen? Nie zuvor war sie mit Angehörigen einer Haftanstalt in Berührung gekommen, weder mit einem der Insassen noch mit dem Personal. Keiner ihrer ehemaligen Schüler, deren Karrieren sie nach Möglichkeit verfolgte, war im Vollzugsdienst gelandet, und soviel sie wußte, saß bis jetzt auch keiner im Gefängnis.
    Die Tür ging auf, und eine dünne, kurzhaarige Blondine in einem knappen Rock erschien, begleitet von einem Beamten.
    »Ohne Besuchsschein geht hier gar nichts«, erklärte der gerade sehr bestimmt.
    Der Mund der jungen Frau kräuselte sich zu einer verzweifelt flehenden Miene. »Können Sie nicht wenigstens auf der

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