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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Station anrufen?«
    »Nein, zum wiederholten Mal, ich werde niemanden anrufen. Der Häftling muß einen Besuchsantrag stellen, und auf dem Antrag steht nicht Ihr Name. Klären Sie das mit dem Gefangenen selbst.« Er nickte Mathilde zu. »Bitte sehr.«
    Der Hauch eines Teenager-Parfums streifte Mathilde, als sie an der Frau vorbei durch die Tür ging. Hinter einem Tresen saß eine Beamtin, die auf einen Bildschirm starrte. Ihr Kollege nahm wieder seinen Platz neben ihr ein, wobei er murmelte: »Hält uns wohl für komplett bescheuert.«
    Dann schien der Ärger schlagartig von ihm abzufallen, und er wandte sich mit einem freundlichen Lächeln an Mathilde. »Guten Tag, meine Dame. Besuchsschein und Personalausweis, bitte.«
    »Der Besuchsschein müßte vorliegen. Lukas Feller«, sagte Mathilde. Die Miene des Beamten verfinsterte sich erneut, aber er sah an Mathilde vorbei und rief: »Jetzt reicht es wirklich! Gehen Sie jetzt bitte, und zwar sofort. Sonst gibt’s Hausverbot.«
    Mathilde wandte sich um. Die Blonde stand in der Tür. Ein wütender Blick traf Mathilde, als sei sie die Urheberin ihrer Probleme. Dann wurde die Tür zugeschlagen.
    »Hartnäckig«, meinte die Beamtin zu ihrem Kollegen. Der behielt Mathildes Ausweis und gab ihr dafür einen Besucherausweis, den sie an ihre Kleidung heften sollte.
    Mathilde hatte sich für eine Jeans entschieden, dazu flache Schuhe und eine weiße Bluse. Um diese Wahl zu treffen, hatte sie ihren halben Kleiderschrank durchprobiert. Die Kontrolle durch die Beamtin ähnelte der an einem Flughafen.
    »Möchten Sie Bargeld mitnehmen?«
    »Kostet es denn Eintritt?«
    »Sie können mit fünfzehn Euro Münzgeld für den Inhaftierten einkaufen.« Die Beamtin deutete auf drei Automaten mit Süßigkeiten und Getränken, die in dem angrenzenden Warteraum standen.
    »Nein, ich möchte nichts kaufen.«
    »Wollen Sie Papiertaschentücher mitnehmen?«
    »Ich habe auch nicht vor zu weinen.«
    »Gut. Warten Sie bitte hier. Da drüben…«, sie wies durch die offene Tür auf ein flaches Gebäude schräg gegenüber, »ist der Besucherraum. Der Gefangene müßte gleich gebracht werden. Wenn er da ist, rufen wir Sie auf, und Sie gehen rüber.«
    »Allein?«
    »Ja, allein. Die Tür für die Besucher ist auf der Rückseite, es steht angeschrieben. Sie dürfen den Gefangenen begrüßen, auch mit Körperkontakt, aber keine Gegenstände übergeben.«
    Welche denn auch, dachte Mathilde. Ihre Handtasche wurde weggeschlossen. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Der Gefangene müßte gleich gebracht werden. Als wäre er ein lebloses Paket. Sie setzte sich auf eine Holzbank. Ihr blieben fünf Minuten, in denen sie das Angebot der Automaten gründlich studieren konnte. Dann wurde sie über Lautsprecher aufgerufen.
    Im Besucherraum standen helle Möbel und ein hölzernes Schaukelpferd. Die Wände waren in einem munteren Türkis getüncht, das sich mit dem Grün zweier Yuccapalmen biß. An drei Tischen unterhielten sich Frauen leise mit jungen Männern in Sweatshirts und Sportschuhen. Niemand rauchte. Bestimmt war das verboten. Ein Wachmann saß auf einem Podest hinter Glas und schaute teilnahmslos drein.
    Als Mathilde eintrat, stand Lukas Feller auf und kam auf sie zu. Sein Gang war aufrecht und geschmeidig. Er trug Jeans zu schwarzen Ledermokassins und ein sorgfältig gebügeltes, nachtblaues Hemd. Sein Haar war kürzer als beim letztenmal, seine Züge schärfer als in ihrer Erinnerung. Er blieb zwei Schritte vor ihr stehen. Sie sahen sich an. Mathilde hatte auf einmal das Gefühl, im leeren Raum zu schweben. Sie ergriff die Hand, die er ihr entgegenstreckte, wie einen Rettungsring.
    Keine Handschellen.
    Sein Händedruck war wohldosiert, die Hand warm, trocken und ein wenig rauh. Sie setzten sich einander gegenüber an den kleinen Tisch.
    »Ich wußte, daß Sie kommen«, sagte er. »Ich wußte es, noch ehe Sie es selbst wußten.«
    »Ich wäre mir feige vorgekommen, wenn ich es nicht getan hätte.«
    »Demnach fürchten Sie sich vor mir?«
    »Sollte ich?«
    »Ihr Verstand sagt Ihnen, daß es ungefährlich ist, mich zu besuchen, weil ich ja eingesperrt bin. Aber ein wenig fürchten Sie sich schon.«
    »Es ist jedenfalls eine neue Erfahrung für mich.«
    »Eine gute oder eine schlechte?«
    »Ich habe es mir anders vorgestellt. Ist es hier immer so …« Sie machte eine umfassende Handbewegung. Dabei streifte ihr Blick das Paar schräg gegenüber. Die Frau weinte. Mathilde schaute rasch

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