Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
knallt die Pfanne aufs Feuer, dann koch doch selbst, wenn du alles besser weißt, schreit er, ich habe die Nase voll von deinen ewigen Klagen, nie kann ich es dir recht machen, und schon ist er im Schlafzimmer und schlägt die Tür hinter sich zu, und ich renne hinter ihm her und versuche, seine Worte zu übertönen.
Du bist doch nicht normal, schreie ich, du bist unfähig, ein Wort der Kritik zu hören, was habe ich denn schon gesagt, ich habe doch nur gesagt, daß man erst die Zwiebeln in die Pfanne tut und dann den Knoblauch, und das reicht dir schon, um gleich alles kaputtzumachen? Doch da liegt er bereits im Bett und zieht die Decke über das Gesicht, seine Stimme klingt abgedämpft, ich habe was kaputtgemacht, ich? Endlich geht es mir ein bißchen besser, und ich versuche, dich zu überraschen und zusammen mit Noga was zu kochen, und du kommst mit diesem genervten Gesicht herein, und statt dich zu freuen, daß ich überhaupt auf den Beinen stehen kann, stört es dich, daß ich die Zwiebeln nicht vor dem Knoblauch in die Pfanne getan habe. Man könnte glauben, es handle sich dabei um ein Kapitalverbrechen, schau dich doch selbst mal an, du glaubst wohl, du machst immer alles richtig und die anderen immer alles falsch, aber ich sage dir, in Wirklichkeit ist es ganz anders!
Traurig betrachte ich die Decke, die ihn verbirgt, schwarz-rote Karos untermalen seine Worte, und sie haben recht, diese Karos, wieso wollte ich ihm ausgerechnet jetzt, da er zum ersten Mal aufgestanden ist, beibringen, wie man kocht, und schon beuge ich mich zu ihm, möchte ihn besänftigen, aber da kommt ein Schrei aus der Küche, Mama, hier brennt was, und ich renne hin, das Feuer hat schon den Pfannenrand erfaßt, alles verbrennt, jetzt kann nicht einmal ich mehr zwischen Zwiebeln und Knoblauch unterscheiden.
Was ist mit dir, hättest du nicht das Gas ausmachen können, schreie ich sie an, du bist schon fast zehn, andere Mädchen in deinem Alter kochen ganze Mahlzeiten, und sie versucht ungeschickt, den Schalter umzudrehen, reißt ihn fast dabei heraus. Ich hab’s schon ausgemacht, hast du nicht gesehen, daß ich es schon ausgemacht habe, brülle ich und renne zum Balkon, man kann hier nicht atmen vor lauter Rauch, sie rennt mir nach, aus ihren Augen treffen mich Strahlen von grünblau gesprenkeltem Haß mit goldenen Pünktchen, warum bist du überhaupt zurückgekommen, fährt sie mich an, es ist uns gutgegangen, bevor du gekommen bist. Noch nie habe ich so etwas von ihr gehört, aber eine seltsame Erleichterung packt mich, als sie die Worte ausgesprochen hat, sie sind zweifellos viel leichter zu akzeptieren als ein Kompliment. Du hast recht, flüstere ich, ich hätte dort auf dem Rasen bleiben und die Wolken betrachten sollen, statt so schnell heimzukommen, niemand braucht mein Opfer, und wieder erfüllt mich ein Gefühl der Schuld, so wie der Rauch die Wohnung erfüllt, ich huste mit einer fremden Kehle, schaue in den warmen Nachmittag auf dem Balkon, schade, daß es noch nicht Nacht ist, was fangen wir mit dem Rest dieses Tages an, wie ein verletztes Bein wird er hinterhergezogen, man muß ihn bandagieren, sich um ihn kümmern, und ich habe keine Kraft mehr.
Mir scheint, als habe das Telefon geklingelt, nur ganz kurz, dann war es wieder still, vermutlich hat er abgenommen, ich höre seine gedämpfte Stimme und bin angenehm überrascht, denn seit dem Tag, als er krank wurde, hat er das Klingeln des Telefons ignoriert. Da kommt er schon auf uns zu, er bahnt sich einen Weg durch den Rauch und setzt sich neben mich, und ich lege besänftigend meine Hand auf sein Knie und frage mit weicher Stimme, wer war das, der gerade angerufen hat, und er sagt, Awner, er soll morgen eine Gruppe durch den Negev führen, aber er hat Grippe und möchte, daß ich mit ihm tausche. Ich bin gekränkt, bei der ersten Gelegenheit flieht er schon wieder vor uns, kaum daß es ihm ein bißchen besser geht.
Aber du mußt dich doch noch ausruhen, Papa, sagt Noga drängend, du bist noch nicht gesund, und er sagt, es wird mir helfen, gesund zu werden, ich muß ein bißchen raus. Ich schaue ihn an, und mir ist klar, wenn wir jetzt zusammen am Tisch gesessen und das Essen gegessen hätten, das er für uns kochen wollte, hätte er Awner eine andere Antwort gegeben, und auch Noga weiß das, sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu und sagt, ich habe Hunger, vielleicht gehen wir was essen. Geht ihr beiden nur, sagt er, ich ruhe mich lieber ein bißchen aus, und ich
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