Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
Kunststücken verblüfft, das Erstaunen auf ihrem Gesicht verwandelt sich schon fast in Worte, ich habe keine Wahl, ich muss ihr zuvorkommen, den Eindruck korrigieren, scharf, demonstrativ, und ich lächle sie an, ich benehme mich nicht immer so, sage ich ehrlich, es ist wirklich ein ganz besonderer Tag, und sie kichert, Sie müssen sich nicht entschuldigen, wenn man ein Baby zu Hause lässt, darf man keine Sekunde vergeuden, ihre Stimme ist dunkel, heiser vom Rauchen, und ich stottere, hören Sie, das stimmt nicht ganz, aber ihr Kichern verwandelt sich schon in lautes Lachen, in Ordnung, ich verstehe, Sie haben kein Baby zu Hause, und ich werde von ihrem Lachen angesteckt, wieso ist das eigentlich so klar, und sie wirft einen raschen Blick auf meinen mageren Körper, Sie sehen wirklich nicht aus wie kurz nach einer Geburt.
Ich habe nie im Leben ein Baby allein zu Hause gelassen, darauf können Sie sich verlassen, ich musste nur schnell eine Ausrede finden, um den Wachmann zu beruhigen, sage ich, und sie betrachtet mich mitleidig, ich hatte nicht den Eindruck, dass es geholfen hat, im Gegenteil, und ich klammere mich dankbar an ihren ermutigenden Blick, als wäre ich genau darauf angewiesen, auf das Verständnis einer fremden Frau. Gehen wir raus auf die Wiese, schlage ich ihr vor, wir haben noch eine halbe Stunde, und sie nickt, gern, und läuft mit schnellen Schritten neben mir die Treppe hinauf, bewegt ihre Arme beim Gehen, als würde sie im Fluss rudern, und ich versuche, mit ihr Schritt zu halten, ihre Anwesenheit beruhigt mich. Auch wenn sie etwas distanziert ist, etwas zerstreut, scheint sie die Welt der Vernunft zu verkörpern, von der ich mich für einen Moment entfernt habe und in die zurückzukehren sie mir hilft.
Der skeptische Blick des Wachmanns folgt mir, als ich leicht hinkend an ihm vorbeigehe, ihn ignoriere, ihm insgeheim eine neue Arbeit wünsche, um nicht Tag für Tag diesem vorwurfsvollen Blick begegnen zu müssen, doch sie grüßt ihn liebenswürdig, deckt mich mit ihrer Höflichkeit, und da haben wir schon den mickrigen Park vor uns, der an den Schulzaun angrenzt, umgeben von Ölbäumen, die so krumm sind wie rheumatische Greise. Früher sind wir mit Gili hierher gekommen, wenn es sehr heiß war, er liebte es, barfuß in den Bewässerungskanälen herumzulaufen und Spielsachen schwimmen zu lassen, aber nun sind die Kanäle trocken, der vergangene trockene Winter zwingt zu einem sparsamen Umgang mit Wasser. Wir suchen uns einen schattigen, sauberen Platz und strecken uns aus, der Schmerz in meinem Bein pocht, aber ich ignoriere ihn, lege mich neben sie und frage, wessen Mutter bist du, und gebe sofort traurig zu, ich kenne eigentlich noch kein Kind in der Klasse, auch mein Sohn kennt noch keines richtig.
Jotam ist mit Freunden aus dem Kindergarten gekommen, sagt sie und fügt schnell hinzu, und ich heiße Michal, sie zieht eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche, die hellorange geschminkten Lippen, die sich um die Zigarette schließen, verziehen sich plötzlich zu einem Lachen, das war ein toller Anblick, du da oben auf dem Tor, wie eine Katze, die auf einen zu hohen Baum geklettert ist, und während sie lacht, klatscht sie begeistert in die Hände, ihr Blick trifft meinen und lässt ihn nicht los, bis ich in ihr Gelächter einstimme, mit einem leichten Unwillen, ist es wirklich so komisch gewesen, ist ihr in der letzten Zeit nichts Witzigeres begegnet, dass sie sich mit einem solchen Vergnügen auf meine Demütigung stürzt? Ich entschuldige mich wieder, als wäre ich auf das Tor ihres Hauses geklettert und hätte versucht, dessen Schloss aufzubrechen. Ich musste meinen Jungen sofort sehen, sage ich, ich weiß, dass das seltsam klingt, aber ich hatte keine Wahl, ich war bereit, alles zu tun, um hineinzukommen, und sie sieht mich von der Seite an, ihre Augen haben die Farbe der ausgeblichenen Wiese, die uns umgibt und die den ganzen Sommer über kein Wasser bekommen hat, und ihre Lippen halten noch immer ein Lächeln fest, die Reste des breiten Lachens, und ich schweige, warte auf die Frage, die sie gleich stellen wird, bereite mich schon auf eine Antwort vor, überlege, wie weit ich in die Einzelheiten gehen will, und in mir erwacht das Bedürfnis, ihr alles zu erzählen, alles, von diesem Morgen, vom Fluch meines Vaters, und sie sogar um ihre Meinung zu fragen, ob eine Scheidung wirklich eine unheilbare Krankheit ist, die Kinder tötet, aber zu meinem Erstaunen fragt sie nichts, sie liegt
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