Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
vermutlich ist Michals Eifersucht ansteckend, und wieder denke ich an unser Gespräch beim Picknick im Park, ja, das hat sie beabsichtigt, sie wollte mich mit ihren Eifersuchtsbazillen infizieren, und ich versuche, nicht länger an sie zu denken, während ich in sein Auto steige, nicht an das düstere Wochenende, das sie erwartet, allein mit zwei Kindern, und daran, ob sie ihre Eltern zum Abendessen eingeladen hat, um sein Fehlen zu verschleiern, um die geschrumpfte Familie zu vergrößern.
Und jetzt sage ich, du fährst nicht richtig, du musst hier links abbiegen, und er lächelt, legt seine Hand auf mein Knie, es kommt darauf an, wo man hinwill, und ich sage, nach Hause, oder etwa nicht? Und er fragt, zu wem nach Hause, wir haben kein gemeinsames Zuhause, du lernst jetzt mein Zuhause kennen.
Ich dachte, du wohnst in der Praxis, sage ich überrascht, er lacht, du bist nicht auf dem Laufenden, und ich sage, du hältst mich ja nicht auf dem Laufenden, der Staub einer dumpfen Verletzung brennt mir in den Augen, er baut sein Leben auf, er unterschreibt Verträge, er überweist Geld, er macht Termine, er hält seine Füße in den Fluss des tobenden Lebens, während ich darum bete, ihn in jener Nacht nicht für immer vertrieben zu haben, und das Wochenende herbeisehne, und es kommt mir vor, als gehe der Weg zu diesem Wochenende über meine Kräfte, als wäre er zu lang und zu steinig, ein großes Glück erwartet jeden, der diesen Weg geht, aber wie groß ist die Anstrengung. Wann beginnt das Glück, dann, wenn er in meiner Wohnung auftaucht, oder dann, wenn er meinen Körper berührt, oder dann, wenn ich mir vorstelle, dass all jenes zwar geschieht, mich aber frage, wo ich mein ureigenes Glück finden werde, das nicht in der Tasche eines Mannes steckt, mit ihm kommt und mit ihm geht, vielleicht ist es das, was ich an diesem Wochenende suchen soll, denn als ich ein Kind war, hatte ich keinen Mann, ich hatte noch nicht einmal einen Sohn, ich schlief allein in meinem schmalen Bett und ich wachte allein auf.
Am Ende der Allee aus knotigen Johannisbrotbäumen mit den vom Alter gekrümmten Stämmen und den ungenießbaren Früchten, die sie wie Schatten umhüllen, parkt er sein Auto, nicht weit von meinem Haus, nicht weit von dem Haus, das er verlassen hat. Die Straße kenne ich, aber nicht die enge Gasse, die von ihr abzweigt.
Das erste Lächeln in den Mundwinkeln, als er die Tür zum Treppenhaus des alten Betonblocks aufstößt, die Wohnungstür, auf der sein Name noch nicht prangt und die sich in einen weißen, fast leeren Raum öffnet, in dem der Geruch von frischer Farbe hängt, das erste Lächeln macht das Atmen schwer. Ich habe es noch nicht geschafft, Möbel zu kaufen, sagt er, ich war erst vorgestern hier und habe sofort unterschrieben, es ist die erste Wohnung, die ich mir angeschaut habe, gefällt sie dir? Seine Stimme hallt zwischen weißen Wänden, verleiht seinen Worten eine gewisse Feierlichkeit, etwas leicht Gezwungenes, als hielte er mir eine Rede, und ich gehe durch die Zimmer, deren Zahl immer größer wird, ich habe das Gefühl, als führte jedes Zimmer in ein weiteres. Sie ist riesig, sage ich mit misstrauischem Erstaunen, wofür brauchst du so viele Zimmer, und er sagt, besser zu viele als zu wenige, nicht wahr? Und ich sage, ja, wenn es möglich ist, und trotzdem frage ich mich, was für ein Leben er sich hier vorstellt, schließlich ist er den ganzen Tag in der Praxis und die Kinder werden wohl nur ein- oder zweimal in der Woche kommen. Versucht er, mir etwas anzudeuten, zu zeigen, dass er uns schon einbezieht, mich und Gili, gehe ich gerade durch die Wohnung, die zukünftig mein Zuhause sein wird, wie ein Mensch, der, ohne es zu wissen, die Straße seiner Zukunft betritt?
Wem wird das gehören, frage ich und deute auf ein vollkommen leeres Zimmer, quadratisch und groß, mit einem schmalen Balkon, der von ihm abgeht wie eine aufgezogene Schublade, und er sagt, Maja hat es sich ausgesucht, und Jotam das daneben, zu meiner Freude haben sie es geschafft, sich nicht um die Zimmer zu streiten, und wieder die Kränkung in den Augenwinkeln, sie waren vor mir hier, seine Kinder, warum eigentlich nicht, schließlich soll das ihr Zuhause werden, und trotzdem, für wen ist das zusätzliche Zimmer bestimmt, auf der anderen Seite des Schlafzimmers, in dem schon ein Bett und ein großer Spiegelschrank stehen. Ich betrachte mich erstaunt darin, es ist ungewohnt, mich neben ihm zu sehen, von weißer Luft umgeben.
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