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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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zugestimmt, ich hätte nicht erlaubt, dass du unserem Kind den Namen dieses Jungen gibst, und ich staune, wirklich, warum nicht? Amnon hat das überhaupt nicht gestört, und er sagt, es hätte mich bedrückt, dieses Festhalten an einer Vergangenheit, mit der man sich nicht messen kann, es ist etwas Herausforderndes an einem Liebhaber, der jung gestorben ist, ich halte das für nicht gesund, weder für dich noch für das Kind und ganz bestimmt nicht für deinen Partner, und ich schaue ihn wieder zornig an, es fällt mir schwer, mir einzugestehen, dass Amnon Vorzüge ihm gegenüber hat, aber wenn es ein Vorzug Amnons war, hat diese Namenswahl vielleicht unsere Geschichte bestimmt?
    Hast du noch andere tote Liebhaber auf Lager, will er wissen, und ich sage, nein, das ist der Einzige, und er lächelt erleichtert, gut, dann brauchen wir darüber wenigstens nicht zu streiten, wenn wir ein Kind bekommen, und mir verschlägt es den Atem, vor ihm, vor dem Bogenfenster, das auf die Stadtmauern hinausgeht, auf den Davidsturm, der von schwarzen Sturmwolken verhangen ist, ist es das, was er in mir sieht, eine neue Familie, eine späte Familie, während ich die Illusion einer Jugend sehe, schließlich wollte ich kein Kind, als ich Amnon verließ, und trotzdem kann ich mir einen Moment lang vorstellen, dass vor dem Tisch ein Babykorb steht, mit einem kleinen Kind, das fröhlich strampelt, wie Gili früher, und obwohl es in Wirklichkeit nicht existiert, kann man es nicht mehr ignorieren, nachdem das Wort ausgesprochen ist. Werden wir irgendwann einmal wieder so dasitzen, umringt von neuen und alten Kindern, wird das unser Trost sein, wird das unsere Niederlage sein, und ich lache und frage, du denkst schon an ein Kind, bevor wir überhaupt miteinander geschlafen haben, und er sagt, du hast Recht, das ist ein ernstes Versäumnis, das bald korrigiert werden wird, das verspreche ich dir, vielleicht isst du schnell deinen Teller leer, damit wir gehen können, und ich seufze vor den Resten von Fisch, Salat und Süßkartoffeln, vielleicht willst du es aufessen, ich habe keinen Hunger mehr.
    Ich hoffe, dass dein sexueller Appetit größer ist, er lächelt, zieht mein Gesicht zu sich, streut schnelle Küsse auf meine Lippen, als wäre das Restaurant leer, als würden uns jetzt nicht die Mauern der Altstadt anstarren, und ich habe das Gefühl, als würden meine Knochen weich, Türen werden mit einem leisen einladenden Rauschen geöffnet, diesmal wird er nicht sagen, es ist zu früh für mich, denn in diesem Moment ist sein Wille mein Wille und mein Wille seiner, und wenn wir davonrennen und die Geldscheine auf dem Tisch liegen lassen, ohne auf das Wechselgeld zu warten, werde ich die wenigen anderen Gäste mitleidig anschauen, wie armselig sie aussehen, wie besorgt, und ich meine eine tröstliche Botschaft für sie zu haben, eine Botschaft, die viele Monate Zeit gebraucht hat, um zu mir zu gelangen. Habt keine Angst, werde ich zu ihnen sagen, habt keine Angst vor der Veränderung, denn ihr werdet wieder und wieder geboren werden, wieder und wieder wird eure Geschichte geschrieben werden, und das neue Leben wird seinen Schatten über das alte werfen, schaut mich an, ihr würdet nicht glauben, wo ich vor kurzem noch war und wo ich jetzt bin, gekleidet in das Gewand einer neuen Liebe, statt in Fetzen, die kaum meine Blöße bedeckten, eine neue Liebe, die sich eine Zeile nach der anderen in mir eingeschrieben hat, mit geheimnisvollen alten Buchstaben, und nun, da sein Gesicht vor mir strahlt wie ein schmeichelhafter Spiegel, verbinden sich die Buchstaben, an diesem Freitagnachmittag, vor der Stadtmauer, vor den milchigen Sonnenstrahlen, die durch den Wolkenschirm dringen.
    Auf dem Parkplatz grüßt ihn eine junge Frau, ihre Haare sind zusammengebunden und so sorgfältig gekämmt, dass man die Zähne des Kamms darin noch zu erkennen meint, sie lächelt ihn bedeutungsvoll an, ihre großen geschminkten Augen begleiten uns, und ich frage, wer ist das? Keine Antwort, sagt er, und ich frage weiter, eine Patientin? Keine Antwort, sagt er, und ich ziehe ihn am Arm, gut, sag mir nur, dass sie keine Geliebte von dir ist. Nein, sagt er böse, sie ist keine Geliebte von mir, aber was ist mit dir los, am Ende wirst du noch wie Michal, möchtest du, dass ich jeden Mann, den du auf der Straße grüßt, verdächtige, dein Liebhaber zu sein? Nein, natürlich nicht, sage ich, ich habe Amnon nie verdächtigt, ehrlich, aber dich kenne ich noch nicht gut genug,

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