Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
nicht, sagt er, und seine Stimme kränkt, weil sie so weich ist, als teilte er meine Trauer, ich kann dich nicht retten und zugleich mit dir schlafen, das passt nicht zusammen. So wenig war alles, so knapp bemessen, von vornherein verfehlt, worüber war ich so gekränkt dort im kalten Park, ich habe um die Vergangenheit getrauert, und nun hält auch die Zukunft den Hals zum Schlachten hin, warum habe ich es nicht geschafft, still neben ihm zu sitzen, schließlich war seine Trauer nicht gegen mich gerichtet, er hat mich einer Art Prüfung unterzogen, und ich habe versagt. Was ist schon von mir verlangt worden, ein wenig Verständnis, ein wenig Unterstützung in seiner schweren Situation, gegen unsere bevorstehende Trennung kommt es mir so leicht vor, wie trostlos liegt die Zukunft vor mir, ohne ihn, Abend um Abend werde ich auf dem Karussell gegenüber dem Haus seiner Kinder sitzen und darauf warten, dass das Licht ausgemacht wird, meine Hingabe wird seine übersteigen, keinen einzigen Abend werde ich auslassen, und vielleicht werde ich ihn manchmal treffen, wenn er sich heimlich mit einer neuen Frau in den Park schleicht und prüft, ob sie den Schmerz seiner Hingabe an die Kinder aushält. Wie bei einer feierlichen Uraufführung werden die Frauen neben ihm sitzen, ihre frisch gewaschenen, wohlriechenden Köpfe an seiner Schulter, und so tun, als ob sie die Wanderung des Lichts beobachten, so leicht war die Prüfung, niemand außer mir wäre durchgefallen, aber da verwandelt sich der Zorn auf mich selbst in Zorn auf ihn, warum hat er nicht nachgeben können, an unserem ersten gemeinsamen Wochenende, warum hat er darauf bestanden, mich in sein privates Ritual hineinzuziehen, ein Ritual, das die Freude verdirbt, und zwischen dem einen Zorn und dem anderen wird unsere Chance erstickt, wie ein neugeborener Säugling, der von seinen liebenden Eltern im Schlaf zerdrückt wird, noch bevor er durch seine Beschneidung den Bund Abrahams geschlossen hat.
Es tut mir Leid, Oded, flüstere ich ins Kissen, erstaunt, dass meine Stimme zu hören ist, und er flüstert, mir auch, aber vielleicht antwortet er mir auch nicht, er schläft doch, er liegt auf dem Rücken, mit weichem Gesicht, die schönen Augen geschlossen, während meine, weit aufgerissen, die fremde Wohnung betrachten, das fremde Bett, neben dem Mann, den ich nicht mehr sehen werde, der so schnell aus meinem Leben verschwinden wird, wie er darin aufgetaucht ist, und um einzuschlafen, flüstere ich wieder und wieder in den Schnee des Kissens, als ich ein Kind war, hatte ich keinen Liebhaber.
Die Heizung wacht vor mir auf, verströmt die träge Wärme des Schabbatmorgens, und für einen Moment habe ich das Gefühl, zu Hause zu sein, als würde Gili im Wohnzimmer spielen und als würde Amnon ihn, während er Kaffee kocht, ermahnen, sei still, lass Mama noch schlafen, bestimmt ist Gili jeden Morgen ähnlich verwirrt, wenn er zu erkennen versucht, wo er gerade ist, und in dem Moment, als ich erkenne, wo ich bin, fällt mir auch unsere bevorstehende Trennung ein, und ich beschließe, das Urteil mit stolzer Gelassenheit anzunehmen, nicht zu betteln und nicht um mein Leben zu flehen, und als er das Zimmer betritt, ein Tablett mit Kaffee und ein paar Scheiben Kuchen in der Hand, lächle ich ihn verhalten an und fahre mir mit den Fingern durch die Haare. Er ist schon angezogen, als wollte er gleich weggehen, in einem schwarzen Rollkragenpullover und Jeans, mit feuchten Haaren und Wangen, die wieder angenehm duften und frisch rasiert sind, was seine Blässe betont, die dunklen Höhlen seiner Augen, mein Herz schlägt ihm entgegen, so hätte mein neues Leben aussehen können, und er hält mir eine Tasse hin und fragt, möchtest du darüber sprechen? Und ich trinke schweigend, zucke mit den Schultern. Hast du mir etwas zu sagen, drängt er, als handelte es sich um den letzten Wunsch eines zum Tode Verurteilten, der die Vollstreckung noch aufschieben kann, und als ich weiterhin schweige, sagt er, gut, dann hör mir zu, und er fasst mich sanft am Kinn und dreht mein Gesicht zu sich, dann fährt er fort, ich möchte dir etwas vorschlagen, ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, aber ich glaube, wir müssen es versuchen.
Vögel, die am Fenster vorbeifliegen, ritzen bleigraue Streifen in den hell gewordenen Himmel, und ich verfolge ihren Flug, was wirst du mir vorschlagen, eine Abschiedsparty im Bett, einen kurzen beherrschten Spaziergang an diesem erstaunlich schönen Schabbat,
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