Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
auszugehen…“
Julians Gesicht wurde plötzlich ganz hell. „Dr. Schellhorn“, sagte er triumphierend. „Dr. Maren Schellhorn. Die ist richtig.“
„Ach, ich weiß nicht.“
„Du hast sie doch ein paar Mal getroffen.“
„Ein paar Mal? Wir sind uns zufällig irgendwann nach dem Theater begegnet und danach war ich einmal mit ihr im Kino“, Robert grinste matt. „Sie war so hingerissen von meinem männlichen Charme, dass sie nach einer Viertelstunde einschlief, während der Film lief.“
„Aber sie wäre die ideale Begleitung für die Party, Robert“, ereiferte Julian sich. „Ruf sie an. Jetzt. Sofort.“
„Julian, die Frau hat gerade erst ihre Scheidung überstanden!“
„Ruf. Sie. An.“ Sein Sohn blieb erbarmungslos, hielt ihm schon das Mobiltelefon hin. „Frag sie. Wenn sie Nein sagt, kannst du dich immer noch anderweitig orientieren.“
Er hatte Maren Schellhorns Telefonnummer bereits eingegeben, drückte Robert dann das Telefon ans Ohr und der erlebte überrascht, dass Maren Schellhorn sich nach dem zweiten Klingeln meldete.
„Hallo, Maren“, sagte er so gelassen wie möglich und innerlich schon auf eine Absage gefasst, „ich wollte dich eigentlich nur fragen… also, ich habe am 14. Dezember eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier und dachte, du könntest vielleicht, wenn du Lust hast, mich begleiten.“
Sekundenlang blieb es sehr still. Dann seufzte Maren Schellhorn tief auf. „Robert, du rettest mir das Leben. Ich hatte gerade darüber nachgedacht, ob ich aus dem Fenster springen oder mich vergiften soll, weil alles so total durcheinander ist, was hier abläuft. – Wann soll ich wo sein?“
Julian grinste zufrieden, nachdem sein Vater das Gespräch beendet hatte. „Na also, geht doch“, stellte er fest. „Wo findet die Megaparty eigentlich statt?“
„Im Ratskeller.“
„Im Ratskeller?“ stöhnte Julian da auf. „Da könnt ihr doch gleich ins Mausoleum gehen!“
Es war Anfang Dezember und auf der Nordinsel von Neuseeland herrschte eine so heiße und gleichzeitig feuchte Wärme, wie man sie nur hier an einem Mittsommertag fand. Die Luft flimmerte im Hauch der Hitze, die Hügel, aber auch die niederen Wiesen rings um „Blue Horizon“ standen in einem schimmernden, flirrenden Schleier.
Die Sommerregen waren erst einmal weiter gezogen, Bäche und Flüsse führten Hochwasser. Dürre kannte man hier nicht, es regnete oft und ergiebig, meistens aus einem völlig heiteren Himmel heraus – etwas, das Sarah bisher nirgendwo so erlebt hatte.
Frederik war mit ihr und Rebeccas gesamter Familie zur Bay of Plenty hinaus gefahren, um den Tag dort zu verbringen. Sarah wusste, dass Frederiks Segelboot hier irgendwo ankerte, das er ihr schon immerzu hatte zeigen wollen, ohne allerdings wirklich Zeit dafür zu finden.
Sie und Rebecca lagen im Schatten einer fröhlich bemalten Badekabine. Der feine, silbrige Sand war warm, Rebeccas Mann und ihre drei kleinen Söhne spielten in einiger Entfernung Fußball, während Frederik sich mit Freunden unterhielt, über die er buchstäblich stolperte, kaum, dass sie am Strand angekommen waren.
Es war Sarah sehr wohl bewusst, dass Frederik immer wieder verstohlen zu ihr hinüber sah. Seine Blicke taten ihr auf eine irritierende Weise gut, bewiesen sie doch, dass sie trotz aller blutjungen, bildschönen Mädchen, durchaus attraktiv wirkte.
Irgendwann kehrte Frederik zu den beiden jungen Frauen zurück, warf sich zwischen ihnen in den Sand, um dann mit einem Seufzer festzustellen:
„Ich hasse es, wenn frühere Patienten so an mir kleben und mir pausenlos versichern, wie dankbar sie mir sind für meine Hilfe. Mein Gott, das ist mein Job, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Ich bin ja nicht der Messias, der pausenlos Gutes tut, ohne dafür einen Cent zu verlangen.“
„Ich vermute, dass es aber genau das ist, was diese Leute in dir sehen wollen“, warf Sarah lakonisch ein. „Nimm ihnen also nicht ihre Illusionen.“
Rebecca kicherte, äußerte sich aber nicht dazu, während Frederik aufsprang. „Kommt, kühlen wir uns endlich ab!“
Sie rannten über den Strand und stürzten sich in die Wellen, lachten und bespritzten einander wie die Kinder, zwei junge Frauen gegen Frederik, der irgendwann restlos außer Atem hervorstieß:
„Mädels, habt Erbarmen mit einem schwachen Mann!“
Rebecca kehrte, immer noch lachend, zurück an den Strand, während Sarah und Frederik ausgelassen weiter umher tollten, Wellenreiten ohne Bretter
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