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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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dem anderen abriss und mit jedem Blatt weiter vorankam.
    Wenn sie doch ganz woanders wäre…
    Wenn doch nur die Zeit schneller verginge…
    Wenn doch diese grässliche Party schon Vergangenheit wäre…
    Sie ließ den Kopf für einen kurzen Moment in ihre Hände sinken, entschlossen, zu akzeptieren, was sie endlich akzeptieren musste – um gleichzeitig zu wissen, dass ihr genau das nicht gelingen würde.
    Denn auf einmal stand Robert in der Tür. Sie hörte seine Stimme, sein Lachen und sah: Robert, an seiner Seite eine sehr große, schlanke Frau mit karottenrotem, kurz geraspeltem Haar.
    Eine Frau, die alle anderen in ihren schicken Abendkleidern aus Seide, Chiffon, Brokat und Samt, in den Schatten stellte, denn sie trug weiter nichts als eine graue Flanellhose im Marlene-Dietrich-Stil, um die Taille einen breiten schwarzen Gürtel, dazu eine schlichte Bluse aus weißem Leinen mit Stehkragen, deren oberste Knöpfe gerade so weit geöffnet waren, dass man die rote Spitze ihres Büstenhalters hin und wieder aufblitzen sehen konnte.
    „Dr. Maren Schellhorn“, sagte Jens Schneider ungewöhnlich zurückhaltend. „Tolle Frau. Gerade frisch geschieden. Wusste gar nicht, dass Robert sie so gut kennt.“
    „Was macht sie?“ fragte jemand vom Tisch nebenan halblaut, und Jens antwortete: „Gynäkologin. Ich wette, neunzig Prozent aller weiblichen Wesen, die heute hier sitzen, sind ihre Patientinnen.“
    Kitty hatte ihre Hände, ohne dass es ihr bewusst war, zu Fäusten geballt, so fest, dass sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Handballen gruben. Dr. Maren Schellhorn, wiederholte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Maren Schellhorn trug keinen Schmuck, sondern lediglich eine Männerarmbanduhr am rechten Handgelenk. Sie war ungeschminkt und bewegte sich auf flachen schwarzen Schuhen rasch und ungezwungen, huschte hierhin und dorthin, um Bekannte zu begrüßen, die sie hier gar nicht erwartet hatte und wenn sie lachte, dann war es ein offenes, herzliches, ehrliches Lachen.
    Kitty wäre jetzt gerne tot vom Stuhl gefallen oder einfach weg gegangen, weil die junge Ärztin genau das besaß, was weder sie noch irgendeine andere Frau an diesem Abend hier aufweisen konnte, obwohl sie sich doch alle so bemüht hatten:
    Dr. Maren Schellhorn beeindruckte durch eine ganz eigene Ausstrahlung, einen Glanz, ohne dass sie dazu eine aufwändige Garderobe, viel edlen Schmuck oder Schminke nötig gehabt hätte.
    Kittys Blick flog indes auch immer wieder zu Robert hin, der sich ebenfalls für diesen Abend nicht besonders heraus geputzt hatte. Zu einer Jeans aus braunem Wildleder trug er ein schönes, weich fallendes Leinenhemd, dessen Ärmel er inzwischen bis über die Ellbogen hinauf geschoben hatte. Das graue Haar war wie gewohnt kurz, die Haut seines scharf geschnittenen Gesichts spannte sich über seinen Wangenknochen, und wann immer er lachte, bildete sich ein Kranz unzähliger feiner Fältchen um seine Augen.
    Ach, diese wundervollen tiefblauen Augen…
    Kittys Zehen gruben sich wie kleine furchtsame Tiere, die zu fliehen versuchten, in die Sohlen ihrer Schuhe mit den hohen Stiletto-Absätzen. Wäre ihr Körper imstande gewesen, diesem Drang nachzugeben, hätte sie sich tief und immer tiefer in einer Versenkung vergraben.
    Doch stattdessen war sie gezwungen, voller Bitterkeit und Sehnsucht zugleich hinüber zu Robert zu starren oder mit ihrem Blick seine wunderschöne Begleiterin zu verfolgen.
    Dr. Maren Schellhorn war die, die den Vorzug genoss, den Platz neben Robert einzunehmen, ihren Kopf für einen kurzen Moment an seine Schulter zu legen, ihm in die Augen zu sehen, mit ihm zu lachen, zu reden, worüber auch immer…
    Sie, Kitty, hatte auf das alles keinerlei Recht gehabt. Zu keinem Zeitpunkt. Sie hatte mit Robert einmal geschlafen, anschließend war er mit den Worten „Es tut mir leid“ weg gegangen und seitdem war sie alleine.
    So Gott verdammt alleine.
    Einmal sah Robert zu ihr hin. Über die Köpfe der anderen, über sein langes Schweigen ihr gegenüber hinweg, begegneten sich ihre Blicke und hielten sich sekundenlang fest. Kitty glaubte so etwas wie Mitleid in seinen Augen zu erkennen, aber wenn sie jetzt etwas ganz bestimmt nicht brauchte, dann war es Mitleid.
    Er erkannte seinerseits wohl die flehentliche Bitte in ihrem Blick, nahm sie aber nicht an, sondern wandte sich stirnrunzelnd ab, so, wie jemand eine bettelnd ausgestreckte Hand ignorierte.
    Inzwischen ging Paul Cornelius von Tisch zu Tisch, blieb stehen, unterhielt

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