Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Nicht einmal einen One-Night-Stand. Er hatte ihr bisher nicht erklärt, warum nicht und er würde ihr auch in Zukunft niemals nur einen einzigen Grund dafür nennen. Das musste er auch gar nicht, denn sie erkannte es in dieser Sekunde ja selber:
Sie hatte ihn zu sehr und er hatte sie nie geliebt.
Alles, was sie jetzt tun konnte, war, neu anzufangen. Sonst nichts.
Und sie wusste gleichzeitig, dass es niemals und nirgendwo auf der ganzen Welt und in den vielen Jahren, die ihr Leben wahrscheinlich noch dauerte, wieder einen Mann geben würde, der so war wie Robert Debus. Robert, der sich in diesem Moment erneut bei Maren Schellhorn einhakte, um Seite an Seite mit ihr weiter zu schlendern, bis sie aus Kittys Blickfeld verschwanden.
Kitty warf die Reste ihrer Zigarette aus dem Autofenster, dann strich sie mit den Fingern über das silberne Etui, das in ihrem Schoß lag, ließ den Verschluss aufschnappen und starrte sekundenlang auf das, was sie sah.
Es war eine Pistole.
Eine Pistole?
Wofür?
Für den Ernstfall, hörte sie ihren Vater sagen, obwohl er doch gar nicht da war.
Der Ernstfall ist jetzt, Papa, antwortete Kitty daraufhinmit der Stimme des kleinen Mädchens, das sie irgendwann einmal gewesen war.
28. Kapitel
M aren musste schon lachen, als sie und Robert in dem Augenblick, da sie den „Ratskeller“ verließen, beinahe mit Julian und seiner bildschönen Freundin Tina zusammenstießen, die eben zur Tür herein kamen.
„Hallo, Vater“, hatte Julian gesagt, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Hallo, Sohn“, hatte Robert im gleichen Tonfall geantwortet, und als die Tür hinter den jungen Leuten zugefallen hatte, stimmte die Gästeschar eben die Hymne auf Paul Cornelius an: „For he´s a jolly good fellow, for he´s a jolly good fellow…“ und da fing Maren an zu lachen und konnte gar nicht wieder aufhören damit.
Nachdem sie eine Weile gegangen waren, sagte Robert amüsiert: „Ich wette, Julian ist nur gekommen, um zu kontrollieren, ob ich tatsächlich mit dir zusammen bei dieser Party bin. Seitdem Sarah ihn gebeten hat, sich um mich zu kümmern, fühlt er sich für mich verantwortlich. Nicht mehr lange und er wird mich jeden Morgen fragen, ob ich auch warm genug angezogen bin.“
Marens Lachen, das inzwischen zu einem kleinen Kichern geworden war, erwachte ein weiteres Mal in voller Lautstärke und schallte weithin durch den späten Abend. Es war fast Mitternacht und die Beckergrube mitsamt dem inzwischen dunklen Theatergebäude, den Geschäften und kleinen Kneipen wirkte irgendwie melancholisch um diese Zeit, obwohl in den zurückliegenden Stunden leichter Schnee gefallen war, der jedoch kaum ausreichte, die Bürgersteige zu bedecken.
Schließlich hörte Maren auf zu lachen, sie blieb unter einer Straßenlaterne stehen, um den Babysitter anzurufen und zu melden, dass sie auf dem Weg nach Hause sei.
In einer knappen Viertelstunde würde sie da sein, hatte sie versichert, was Robert mit einem skeptischen Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm, doch er wollte sich dazu nicht äußern.
Als sie am „Einstein“ vorbei kamen, stieß Maren Robert leicht an. „Weißt du noch, wie wir beide hier total versackt sind?“
Er schmunzelte. „Ich hatte am nächsten Tag einen Kopf, der sich anfühlte wie ein Medizinball.“
„Das lag nur an Emilia Galotti“, behauptete sie. Und fügte dann ganz sachlich hinzu: „ Robert, du brauchst mich nicht bis zu meinem Auto zu bringen. Das steht gleich an der MuK. Die paar Schritte kann ich wirklich alleine gehen.“
Sie hatten die Beckergrube inzwischen hinter sich gelassen, überquerten die Straße An der Untertrave und nahmen direkten Kurs auf die kleine, sehr stabile Holzbrücke, die an dieser Stelle die Stadt-Trave überquerte.
Zweifellos war dies der bequemste Weg, um direkt von der Beckergrube hinüber zur Musik- und Kongresshalle zu gelangen, wo Marens Wagen ziemlich einsam auf einem riesigen Parkplatz wartete.
Noch ehe Robert den Fuß auf die Brücke setzen konnte, hielt Maren ihn zurück. „Nein, Robert, lass es. Ruf´ dir endlich ein Taxi, die sind um diese Zeit an der Untertrave mühelos zu kriegen.“
Er zögerte. „Ich möchte dich nicht alleine gehen lassen.“ „Ich erlaube dir“, sie seufzte einmal tief, „ mich bis zur Mitte der Brücke zu begleiten, okay? Und dann renne ich ganz schnell zu meinem Auto. Ich werde einmal hupen, wenn ich losfahre, auch okay?“
Robert resignierte. „Also gut. Bis zur Hälfte der Brücke. Und ich bleibe hier so
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