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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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hinunter in die Wohnung, wo sie Robert durch die Diele, dann ins Bad und schließlich in die Küche gehen hörte. Es waren durchweg vertraute, längst lieb gewordene Geräusche – seine Schritte, die hierhin und dorthin wanderten, das Rauschen des Wassers, während er unter der Dusche stand sowie das Klappern des Geschirrs in der Küche, wo er sich irgendetwas zu essen machte…
    Es war überflüssig, zu erschrecken, erkannte Sarah. Robert beabsichtigte nicht, die Treppe herauf zu kommen, um ein Gespräch mit ihr zu beginnen – das Erste seit Wochen. Es hätte auch nicht zu ihm gepasst, denn er war nicht der Mann, der um Gnade bettelnd zur Kreuze kroch.
    Also erlaubte sie sich, wieder ganz normal zu atmen und damit fortzufahren, ihre Liste zu überprüfen. Nachdem sie festgestellt hatte, dass ihr kein Fehler unterlaufen war, beschloss sie, sich nun selber Entspannung unter der Dusche zu gönnen.
    Das Badezimmer, das sich ihrem Studio anschloss, war klein, aber komfortabel, und als Sarah erst das kalte, dann warmes Wasser und schließlich wieder das kalte an ihrem Körper herab laufen ließ, fühlte sie ganz allmählich ihre innere Anspannung weichen.
    Sie ließ sich viel Zeit, bis irgendwann der Moment kam, in dem sie ihren eigenen Leib plötzlich mit anderen, neuen Augen sah. Sie wurde mit sich selbst so vertraut wie noch nie zuvor, während sie an sich herunter blickte.
    Dies war ihr Körper. Eigen, einzeln, einzigartig. Ihr geschenkt und das einzige Zuhause, das sie je haben würde. Viel zu lange hatte sie ihn ignoriert, vergessen.
    Dies war ihr Körper, und während sie sich abtrocknete, begriff sie, dass er wach und ungestüm war. Er wollte keinen trügerischen Halbschlaf, kein Dahindämmern, keine Beschwichtigungen mehr.
    Dies war sie. Sarah stellte sich vor den hohen schmalen Spiegel und betrachtete sich. Sie sah, dass sie noch jung war, dass Ellbogen, Schlüsselbein und Hüftknochen zwar mit täuschend jugendlicher Eckigkeit hervor traten, doch ihr Bauch war flach, ihre Schenkel glatt und konnten dennoch das beginnende Verdorren nicht verleugnen.
    Die schmale weiße Narbe in der Mitte ihres Unterleibes war kaum noch zu erkennen. Vielleicht hatte sie sie deshalb irgendwann vergessen.
    Sie sah sich erneut im Spiegel an. Kein Fettansatz, nirgends schlaff und bei allen Bewegungen einer Amazone ähnlich. Und dennoch: Im Innern begann sich Trockenheit auszubreiten.
    Dies war ihr Körper, ihr Haus.
    Sie warf sich einen Morgenmantel über, den Robert ihr einst geschenkt hatte, ein federleichter Traum aus Seide. Darin eingewickelt, legte sie sich auf das Sofa und dachte immer wieder:
    Dies waren ihr Zimmer, ihr Bett und ihr Leib. Darüber schlief sie irgendwann ein, um viel später mit einem jähen Erschrecken hoch zu schrecken. Sie lauschte, hörte Musik, den 2. Satz aus Beethovens 5. Klavierkonzert, Roberts Lieblingsstück, und Sarah begann sich vorzustellen, wie Robert unten im Wohnzimmer saß, alleine, mit geschlossenen Augen, den Kopf zurückgelehnt, so, wie er immer Musik zu hören pflegte.
    Auf einmal begann Sarahs kleines Studio zu glühen. Um sie herum schien alles zu funkeln. Sie lag auf dem Sofa, ihr Körper bebte wie ein Trommelfell, auf das jemand regelmäßig schlug, während sich Angst, Hass und ein gleichzeitiges Hochgefühl in rascher Reihenfolge in ihr abwechselten.
    Hier war ihr Körper und er war lebendig. Unaufhörlich und unaufhaltsam stürzte nun ihre Vergangenheit über sie herein, überflutete sie so, wie ein Sturm eine einsame Insel im Meer überflutete, und jetzt, da sie all ihre Missgeschicke, ihre falschen Entscheidungen und Irrtümer erkannte, erkannte sie die verlorene Vergangenheit.
    Und als die wenigen Tränen versiegt waren, lag sie einen Moment lang ganz still. Dann erhob sie sich mit einem Ruck, raffte ihren dünnen Morgenrock etwas, um nicht auf den Saum zu treten, und verließ barfüßig den Raum, ging die Treppe hinunter wie eine Schlafwandlerin, aber dennoch geradewegs und ohne zu zögern auf die Tür zu, hinter der das Schlafzimmer lag, das sie bis vor einiger Zeit mit Robert geteilt hatte.

17. Kapitel
    R obert schlief noch nicht.
    Er saß im Bett, das Kopfkissen im Nacken, und blätterte in irgendwelchen Geschäftsunterlagen.
    Als Sarah plötzlich in der Tür stand, wollte er eigentlich gerade weiter blättern, erstarrte bei ihrem Anblick jedoch in dieser Bewegung.
    „Du?“ fragte er ungläubig. „Ist was passiert?“
    Sarah ließ die Tür sacht hinter sich ins Schloss

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