Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
Engagement zu bekommen.“
„Und heute hättest du die Chance gehabt.“
„Hätte ich, jawohl! Aber ich konnte plötzlich nicht das zeigen, was von mir erwartet wurde. Ich war schlimmer als jede blutige Anfängerin. Alles, woran ich immerzu nur denken konnte, war, wie sehr ich diesen Job brauche und…“
„… das war falsch“, ergänzte Robert trocken. „Weil du nicht locker, sondern total verkrampft und angestrengt gewesen bist.“
Sie lächelte, obwohl sie Tränen in den Augen hatte. „Ach, Robert, du bist der einzige Mensch, der mich immer verstanden hat. Und ich wusste das nie zu schätzen.“
Damit machte sie ihn verlegen. „Wir wollen doch jetzt nicht sentimental werden, oder? Wie sieht´s aus? Gehen wir da jetzt ´rein und kaufen ein Paar Schuhe für dich oder nicht? Und danach essen wir bei uns zu Abend, okay?“
Verena schluckte, suchte nach Worten, schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Freude. „Du willst mir Schuhe schenken? Robert, du warst niemals zuvor mit mir in einem Schuhgeschäft!“
„Deshalb bestehe ich jetzt darauf, diese heiligen Hallen endlich betreten zu dürfen!“
„Und essen bei euch? Glaubst du, dass Sarah sich darüber freut, wenn du mit mir im Schlepptau…“
„Sarah…“ begann Robert und musste einmal tief atmen, um hinzufügen zu können: „Sarah ist zurzeit auf Reisen.“
Verena stutzte. „Du und ich wären ganz alleine?“
Robert lächelte nach langer Zeit wieder einmal sein winziges Lächeln, das immer nur im linken Mundwinkel stattfand, als er antwortete:
„Nein. Es ist noch jemand da. Unser Sohn. Julian. Und er wollte etwas ganz Besonderes kochen. Jedenfalls hat er das heute Morgen angekündigt.“
19. Kapitel
R ebecca Redfern war schön.
Schön war das einzige geeignete Adjektiv für sie.
Mit keinem anderen Wort konnte man ihr echtes, goldblondes und natürlich gelocktes Haar treffender beschreiben, das wie Meereswellen über ihren Rücken strömte und den Betrachter sofort an wogende Kornfelder, einst von Van Gogh gemalt, denken ließ.
Selbst in einer schlichten weißen Bluse und knallroten, ausgefransten Jeans war Rebecca bildschön, während sie jetzt mit einem kleinen Tablett in den Händen über den Rasen schritt, ruhig und die großen blauen Augen gelassen geradeaus gerichtet.
Rebecca erinnerte unbestritten an eine skandinavische Göttin. Wo immer sie auftauchte, drängten sich Männer jeden Alters in atemloser Hingerissenheit darum, ihr nahe zu sein und sandten ihr ebenso sehnsüchtige wie vergebliche Blicke hinterher, weil sie alle ruhig und unbeeindruckt stehen ließ.
Sarah sah Rebecca über den Rasen auf das Gartenhaus zu schreiten und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, um den Anblick zu genießen, den die junge Neuseeländerin bot. Selbst wenn sie, wie in diesem Augenblick, lediglich einen Becher Tee und eine Schale mit Gebäck auf einem einfachen Tablett trug, bewegte sie sich anmutig, irgendwie feenhaft. Das war angeboren, wusste Sarah. So kam man zur Welt, das konnte man nicht trainieren.
Die Tür zu Sarahs kleinem Arbeitszimmer öffnete sich geräuschlos. Rebecca schwebte herein. „Zeit für den Tee, Sarah“, sagte sie mit heller Mädchenstimme. „Bist du wieder fleißig gewesen?“
„Ach, nein, eher nicht. Heute wollen die Wörter einfach nicht fließen“, seufzte Sarah, während sie sich ausgiebig streckte.
„Das tut mir leid“, sagte Rebecca und blickte Sarah mit ihren blauen Augen, die von langen, dunklen Wimpern umsäumt wurden, mitfühlend an.
Sarah lachte auf. „Das muss es nicht. Ich brauche wahrscheinlich nur eine Denkpause.“
Rebecca nickte ernsthaft. „Und du solltest dich nicht unter Druck setzen. Schließlich bist du nicht hier, um jeden Tag irgendein Ergebnis vorzuweisen, das niemand von dir erwartet und du auch niemand schuldest.“
Solche Worte aus dem Munde einer so jungen Frau – Rebecca war gerade mal Mitte Zwanzig – machten Sarah nachdenklich.
„Ja, da hast du wohl recht“, murmelte sie. „Aber du“, wurde sie dann energisch, „sollst mich nicht so verwöhnen, indem du mir Tee und Gebäck bringst, das Dinner servierst und was weiß ich noch alles für mich tust. Ich kann mich alleine um mich kümmern.“
„Frederik hat gesagt, wir sollen darauf achten, dass du regelmäßig isst und trinkst“, unterbrach Rebecca sie, immer noch mit dem gleichen ernsthaften Gesichtsausdruck. „Und ich werde mich hüten, seine Anweisungen zu ignorieren.“
„Ja, ich weiß, er ist hier der
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