Liebeslied für einen Prinzen
wohnte, konnte sie sich die Reise nach New York leisten. Elena seufzte tief. Früher hatte sie sich als eiserne Realistin gesehen, jetzt verwandelte sie sich in eine Träumerin, die nach den Sternen griff. Ob sie es hinterher bereuen würde? Durchaus möglich, aber …
„Sie sind wie die Schlange im Paradies, wissen Sie das?“, fragte sie nüchtern.
„Wie meinen Sie das?“, erkundigte Adam sich misstrauisch.
„Ich spreche von Versuchung. Sie halten mir quasi einen saftigen roten Apfel unter die Nase.“
Vermutlich hatte sie recht, doch der Vergleich erschien ihm sonderbar angesichts der Tatsache, dass sie blind war. „Welche Rolle spielt es für Sie, welche Farbe der Apfel hat?“, fragte er leise.
„Oh, eine sehr große Rolle“, versicherte sie. „Glauben Sie mir, ich fühle den Unterschied. Dieser Apfel ist groß, rot und saftig. Jetzt ist nur noch die Frage, ob ich meinen Widerstand aufgebe und hineinbeiße.“
Er fand die Art, wie sie das sagte, ungemein sexy. Nicht zum ersten Mal war er froh, dass sie nicht sehen konnte, welche Wirkung sie auf ihn ausübte.
„Natürlich lockt mich das Geld“, räumte sie ein.
„Geld regiert die Welt“, bemerkte er beiläufig.
„Ich bin an Geld nicht so stark interessiert“, sagte sie abweisend. „Zumindest normalerweise nicht.“
„Jeder Mensch handelt aus unterschiedlichen Gründen. Wie wäre es denn mit Mitgefühl oder Freundschaft?“
„Sie sind nicht mein Freund“, entgegnete sie kühl. „Ich kenne Sie schließlich kaum.“
„Wer mich kennt, muss mich einfach lieben“, behauptete er lächelnd. „Machen Sie sich also deshalb keine Gedanken.“ Als sie verärgert die Stirn runzelte, bereute er sofort den gedankenlosen Scherz. Adam musste ihr etwas Besseres bieten, um sie umzustimmen. „Sie stellen die Regeln auf, Elena“, sagte er schnell. „Ich verspreche Ihnen, dass ich mich an alle Ihre Wünsche halten werde.“
Langsam nickte Elena. „Ich denke darüber nach“, räumte sie ein. „Aber ich stelle eine Bedingung.“
„Und die wäre?“
Sie atmete tief ein, bevor sie ruhig und entschieden erklärte: „Ich muss Sie vorher sehen.“
Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. „Wie meinen Sie das?“
„Ich muss Sie sehen, weil ich Sie sonst nicht gut genug kenne und nicht entscheiden kann, ob Sie bei mir wohnen dürfen.“ Elena kam auf ihn zu und deutete auf einen schlichten Holzstuhl. „Setzen Sie sich.“
„Wozu?“ Ein unerklärliches Unbehagen beschlich ihn.
„Setzen Sie sich“, wiederholte sie. „Dann zeige ich es Ihnen.“
Während er ahnte, was sie vorhatte, verstärkte sich sein Unbehagen. „Wollen Sie mein Gesicht abtasten? Ich glaube nicht, dass Ihnen das weiterhilft. Ich meine …“
„Setzen Sie sich!“
Adam sah rasch auf die Uhr. Dann warf er einen Blick zu seinem Sohn, der noch immer auf der Couch schlief, ohne sich zu rühren. „Hören Sie, ich habe in einer Stunde einen Termin im Palast und …“
„Es dauert nicht lange, also machen Sie schon!“
Ihm war nicht wohl bei der Sache. Doch Elena schien es sehr ernst zu sein. Sie ließ keine Ausflüchte gelten. Widerstrebend nahm Adam Platz.
Zielstrebig kam sie auf ihn zu. Adam hatte plötzlich einen trockenen Mund. Seit Ewigkeiten war diese furchtbare Angst nicht in ihm aufgestiegen. Seit bei Melissa damals die Wehen eingesetzt hatten und Jeremys Geburt unmittelbar bevorgestanden hatte, war Adam so etwas nicht mehr passiert. Doch daran wollte er jetzt nicht denken.
Er blickte starr geradeaus, und Elena blieb neben ihm stehen. Ihm kam es so vor, als würde sie sich ein Bild von ihm machen, vielleicht anhand der Körperwärme und des Geruchs. Adam hatte keine Ahnung. Und nun bekam er zusätzlich noch Herzklopfen. Einfach albern! Wenn das so weiterging, brach ihm bestimmt der Schweiß aus, und das wäre ihm höchst peinlich gewesen. Elena würde es fühlen, sobald sie ihn berührte.
Das Warten brachte ihn fast um den Verstand. Am liebsten hätte er sie angeherrscht, endlich anzufangen, damit er es hinter sich brachte. Warum bewegte sie sich nicht? Warum tat sie nichts?
Endlich ertasteten ihre Finger sachte sein Haar und strichen so sanft über seinen Kopf, dass Adam es kaum spürte. Es fühlte sich an wie die zarte Berührung eines Schmetterlingsflügels. Elena schien mehr seine Aura zu erforschen, als richtigen Kontakt zu suchen. Erleichtert schloss Adam die Augen und beruhigte sich allmählich. Sein Herz schlug langsamer. Das Ganze war gar
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