Liebeslist und Leidenschaft
rausgekommen?“
„Das spielt keine Rolle. Aber es muss aufhören, Nicole. Sofort.“
„Du kannst mich nicht davon abhalten“, erklärte sie kämpferisch und erhob sich. „Wenn du mich schon zwingst, hier zu arbeiten, bekomme ich natürlich einiges mit. Und du wirst wohl kaum verhindern können, dass ich davon etwas weitergebe. Ich habe schließlich keine Geheimhaltungsklausel unterschrieben.“
„Ach nein? Ich bin davon ausgegangen, dass unsere pikante DVD mindestens genauso wirksam ist wie deine Unterschrift unter einer Geheimhaltungsklausel.“
Sie wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war, und er musste gegen den Impuls ankämpfen, sie zu trösten, sie liebevoll in die Arme zu nehmen und ihr zu versichern, dass er die DVD auf keinen Fall gegen sie verwenden würde. Aber das durfte er ihr nicht sagen. Er musste sie unter Kontrolle halten, damit sie blieb, wo sie hingehörte, wo man sie zu schätzen wusste – bei ihm.
„Denk doch mal nach, Nicole. Jetzt, wo ich weiß, was Sache ist, könnte ich dir klammheimlich Fehlinformationen unterjubeln. Das würdest du gar nicht merken. Stell dir mal vor, du mailst deiner Freundin bei Wilson Wines freudestrahlend Infos, die in Wirklichkeit der Firma schaden, die Wilson vielleicht sogar in den Ruin treiben. Wie würdest du dich dann fühlen?“
Erschrocken ließ sie sich auf ihren Bürostuhl fallen. „Hast du das etwa getan?“
„Diesmal noch nicht. Aber ich könnte es. Hör zu, Nicole, einmal ist keinmal, und ich bin ausnahmsweise bereit, deinen Verrat zu vergessen. Aber wenn so etwas noch mal vorkommt, muss ich andere Maßnahmen ergreifen. Und glaub nur nicht, dass ich das nicht tun würde.“
„Ich …“
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Als sie aufs Display sah, zuckte sie zusammen.
„Wahrscheinlich deine gute Freundin?“, höhnte er.
Statt einer Antwort drückte sie den Anruf weg, doch wenige Sekunden später klingelte es erneut.
„Geh lieber ran“, forderte Nate sie auf. „Bei dieser Gelegenheit kannst du Miss Garrick gleich mitteilen, dass euer Saftladen in Zukunft wieder ohne hilfreiche Tipps aus dem feindlichen Lager auskommen muss.“
Mit diesen Worten wandte er sich um und verließ das Büro.
Erst als die Tür sich geschlossen hatte, nahm Nicole den Anruf entgegen. Schlechter konnte der Tag eigentlich schon gar nicht mehr werden, trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl.
„Hallo …?“
„Nicole, ich bin’s, Anna. Charles ist vorhin zusammengebrochen. Ein Krankenwagen hat ihn in die Klinik gebracht, und Judd ist gleich mitgefahren. Bitte komm so schnell wie möglich in die Notaufnahme des Auckland City Hospitals. Es sieht nicht gut aus …“
„Aber du hast doch neulich noch gesagt, es ginge ihm gar nicht so schlecht.“
„Wahrscheinlich hat er sich nur nichts anmerken lassen. Nicole, ich muss jetzt los. Wir sehen uns dann im Krankenhaus.“
Anna legte auf, bevor Nicole noch etwas sagen konnte. Mit zitternden Händen griff Nicole nach ihrer Handtasche und lief zu den Fahrstühlen. Nervös presste sie den Knopf, immer und immer wieder.
Schließlich öffnete sich die Fahrstuhltür, und sie trat ein und drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss.
Als die Tür sich gerade schloss, drängte sich plötzlich eine Hand dazwischen, und die Tür ging wieder auf.
„Na, wo wollen wir denn hin?“, fragte Nate und betrat ebenfalls den Fahrstuhl.
„Mein … mein Vater“, stammelte Nicole. „Er ist zusammengebrochen. Ich muss sofort ins Krankenhaus.“
„Um Himmels willen“, sagte Nate erschrocken. „Wie willst du hinkommen?“
„Was weiß ich, ein Taxi oder so.“ Ihre Stimme überschlug sich fast.
„Ich fahre dich hin.“
„Das brauchst du nicht …“
„Keine Diskussion. Ich fahre dich. In deiner Verfassung kann man dich nicht allein lassen.“ Entschlossen drückte er den Knopf für die Tiefgarage.
„Vielen Dank“, murmelte sie matt.
Die Fahrt zum Krankenhaus dauerte nur zehn Minuten, aber Nicole kam die Zeit wie eine Ewigkeit vor. Kaum hatte Nate vor der Notaufnahme angehalten, sprang sie aus dem Auto und rannte hinein. Im Flur sah sie schon ihren Bruder und Anna.
„Wo ist er? Ich will zu ihm.“
„Die Ärzte sind noch bei ihm“, erwiderte Anna leise. „Sie sind mit der Untersuchung noch nicht fertig.“
„Was ist denn passiert?“, wandte sich Nicole an Judd und blickte ihn vorwurfsvoll an. Das Leben war so einfach gewesen, bevor er gekommen war. Vielleicht auch nicht immer glücklich, aber auf
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