Liebeslist und Leidenschaft
es schon besser. Die Zeit für ein Baby war einfach noch nicht gekommen. Vielleicht würde sie nie kommen.
Am Sonntagnachmittag fühlte Nate sich irgendwie unwohl. Unruhig. Aus irgendeinem Grund hatte er böse Vorahnungen, was die folgende Woche betraf. Auch Nicole verhielt sich so … anders. Vielleicht lag es immer noch am Treffen mit ihrer Mutter, aber er wurde das dunkle Gefühl nicht los, dass es noch einen anderen Grund gab.
Selbst heute Nacht, als sie miteinander geschlafen hatten, war es nicht so wie sonst gewesen. Sie war auf ihre Kosten gekommen, das schon, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie innerlich nicht ganz bei ihm gewesen war.
Sonst hatten sie sich – bei allen Meinungsverschiedenheiten – wenigstens im Bett hundertprozentig verstanden. Jetzt war ihnen nicht mal das geblieben.
Was lief nur schief? Irgendetwas war geschehen, was sie verändert hatte, und er wusste nicht was. Immer wenn er das Thema vorsichtig anzusprechen versuchte, wich sie aus. War er im Begriff, sie zu verlieren? Das ging nicht, das durfte er nicht zulassen!
Um sich abzulenken, beschloss er, sich um den Müll zu kümmern. Er hatte sich angewöhnt, die Müllsäcke von hier immer mit in die Stadt zu nehmen, um sie dann im Müllcontainer seines Stadtapartments zu entsorgen, nachdem die Müllabfuhr in diesem abgelegenen Teil mehrfach ausgefallen war.
Gerade als er in der Garage den Müllsack im Kofferraum seines Autos verstauen wollte, riss das Plastik, und alles fiel heraus. Fluchend wollte er alles in einer anderen Tüte unterbringen, als ihm plötzlich etwas auffiel. Eine zusammengefaltete Pappschachtel.
Was war das? Ein Schwangerschaftstest? Der konnte nur von einer Person stammen, so viel war klar! Er versuchte das Ergebnis festzustellen, aber offenbar war schon zu viel Zeit vergangen; die Markierung war bereits verblasst. Doch allein die Tatsache, dass Nicole so einen Test gemacht hatte, ließ sein Herz schneller schlagen.
Am liebsten wäre er sofort zu Nicole gelaufen, um sie nach dem Testergebnis zu fragen, aber er hielt es für klüger, sich erst einmal zu beruhigen.
Nicole … schwanger? Ein warmes, angenehmes Gefühl durchströmte ihn. Er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als sich gemeinsam mit ihr auf das Kind zu freuen. Und dann eine Familie zu haben. Eine Familie mit der wunderbaren Nicole als Mittelpunkt.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Eine Familie, zusammen, für alle Zeiten. Das hatte er sich insgeheim immer gewünscht. Aber nicht einmal den Gedanken daran hatte er sich offen zugestanden, weil er unfähig war, einem anderen Menschen zu trauen. Weil er Angst davor gehabt hatte, eine andere Person so nah an sich heranzulassen, dass sie ihm wehtun konnte. So sehr hatte das Schicksal seines Vaters ihn verkorkst. Aber jetzt hatte er die Möglichkeit, all das hinter sich zu lassen, all diese Verbitterung. Die Möglichkeit, ganz neu anzufangen. Wie wunderbar!
Kein Wunder, dass Nicole das Wochenende über so distanziert gewesen war. Wahrscheinlich hatte sie sich Gedanken gemacht, wie sie ihm die Neuigkeit am besten beibringen sollte; wahrscheinlich war sie sich auch nicht sicher, wie er sie aufnehmen würde. Aber da brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, das würde er ihr schon zeigen. Er würde immer für sie und das Baby da sein.
Nachdem er den Müll umgetütet hatte, ging Nate zurück ins Haus und wusch sich die Hände. Gleichzeitig dachte er darüber nach, was er Nicole sagen sollte. Einfach war das nicht. Schließlich hatte er sie geradezu erpresst, bei ihm zu sein. Wie sollte er ihr jetzt beibringen, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte?
Nicole war nirgends im Haus zu finden. Schließlich sah er sie zufällig, als er aus dem Fenster blickte. Sie war am Strand, ihre Kleider flatterten im Wind. Sie stand einfach nur da. Allein. Wahrscheinlich dachte sie über das junge Leben nach, das sie unter ihrem Herzen trug. Wie konnte er ihr nur beibringen, dass alles in Ordnung war, dass sie ihm trauen konnte?
Am besten einfach raus damit, dachte er. Ihr einfach alles sagen, ohne Umschweife. Manchmal musste man einfach etwas riskieren – gerade bei einer so wichtigen Angelegenheit.
Kurz entschlossen ging er zum Strand hinaus. Nicole musste sein Kommen gespürt haben, denn sie wandte den Blick von den Möwen ab, die sie beobachtet hatte, drehte sich um und sah ihn an.
„Nicole, wir müssen reden.“
„Was? Worüber denn?“
Nate vergrub verlegen die Hände in den
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