Liebeslist und Leidenschaft
sein blöder Heiratsantrag! Sie wollte nicht heiraten, sie wollte einfach nur ihren Job machen. Einen Job, der ihr Befriedigung verschaffte und sie nicht – wie die Menschen – verletzte.
Trotzdem fragte sie sich, wie sie wohl reagiert hätte, wenn die Situation anders gewesen wäre. Wenn sie doch schwanger gewesen wäre, wenn Nate ihr den Heiratsantrag anders gemacht hätte. Wenn er gesagt hätte, es sei sein Herzenswunsch, mit ihr eine Familie zu gründen, wenn er ihr seine Zuneigung, vielleicht sogar seine Liebe gestanden hätte.
In dem Fall hätte sie Ja gesagt.
Genau wie er war sie der Ansicht, dass ein Kind in einer stabilen und liebevollen Umgebung aufwachsen sollte – mit beiden Eltern. Schon als Kinder hatten sie und Anna mit ihren Puppen immer Familie gespielt.
Aber man musste die Situation realistisch betrachten. Egal welche Gefühle sie für Nate empfand – sie konnte sie ja selbst nicht in Worte fassen –, wenn von seiner Seite keine Liebe im Spiel war, war eine feste Beziehung zum Scheitern verurteilt. Das war keine gute Umgebung für ein Kind. Eltern, die sich nicht liebten, boten keine stabile Einheit, wie ein Kind sie brauchte.
Ihre Situation war verfahrener als je zuvor. Sie war nichts weiter als die Figur in einem Schachspiel. Und sie musste tatenlos abwarten, wie Nate daran arbeitete, Wilson Wines schachmatt zu setzen.
Nein, sie musste hier raus. Sofort. Aber … wie?
11. KAPITEL
Nate lag im Bett und lauschte dem gleichmäßigen Atem der schlafenden Nicole. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, schon die ganze Zeit, seit sie sich hingelegt hatten. Seit dem Vorfall am Strand hatte sie kaum mit ihm gesprochen, und er konnte es ihr nicht verdenken. Er hatte sich dumm und selbstsüchtig verhalten.
Wenn er ehrlich war, hatte er sie ja wochenlang nur benutzt. Wie konnte er da erwarten, dass sie freudestrahlend seinen Heiratsantrag annahm, der ja eigentlich eher eine Art Befehl gewesen war? An ihre Wünsche und Bedürfnisse hatte er dabei überhaupt nicht gedacht.
Durch den Streit war ihm wieder einmal klar geworden, dass es ihm längst nicht mehr um Rache ging, sondern um seine Gefühle zu ihr, auch wenn er sich die nicht wirklich eingestehen wollte.
Diese Frau war alles, was zählte. Diese Frau, die neben ihm lag, ihn aber nicht berührte und auch nicht zuließ, dass er sie berührte. Diese Frau, die ihn am Strand brüsk zurückgewiesen hatte.
Normalerweise ließ Nate ein Nein nicht gelten, aber in diesem Fall hatte er keine Wahl. Er hatte alles, was zwischen ihnen war, kaputt gemacht und sah keine Chance, es wieder in Ordnung zu bringen.
Natürlich war sie noch immer bei ihm und würde auch bei ihm bleiben, solange er die DVD als Druckmittel hatte. Aber wenn sie die freie Wahl hätte, würde sie ihn verlassen. Und das schmerzte ihn unendlich.
Er wusste jetzt, dass er sie liebte. Ein Leben ohne sie konnte er sich nicht mehr vorstellen. Von Anfang an hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt, aber im Laufe der Wochen war daraus viel mehr geworden. Das hatte er sich nicht eingestehen wollen, aber ihre Ablehnung hatte ihn gezwungen, ehrlich zu sich selbst zu sein.
Nate wollte sie nicht nur heiraten, um für sie und das ungeborene Kind zu sorgen – ein Kind, das ohnehin nur in seiner Einbildung existiert hatte. Er wollte alles. Er wollte Nicole lieben – bis zum Ende seiner Tage. Und von ihr wiedergeliebt werden. Er wollte sie um ihrer selbst willen heiraten.
Im Berufsleben war er der Mann, der für jedes Problem eine Lösung fand. Aber in diesem Fall war er hilflos.
Wie konnte er sie nur davon überzeugen, dass er es wirklich ernst mit ihr meinte? Am Strand hatte er es völlig falsch angefangen. Er konnte ihr nichts befehlen. Er hätte sie bitten müssen.
Zum ersten Mal in seinem Leben war er vollkommen ratlos.
Vorsichtig erhob er sich aus dem Bett und verließ auf Zehenspitzen das Schlafzimmer. Im Mondlicht wirkte alles kalt und grau, genau wie seine Zukunft ohne Nicole. Wenn sie nur unter Zwang bei ihm bliebe – davon hätte er nichts. Aber sollte wirklich alles vorbei sein? Er musste eine Lösung finden. Um sein Lebensglück zu retten.
Immerhin gehen wir höflich und zivilisiert miteinander um, dachte Nicole, während sie am Abend in Nates Stadtapartment noch Akten durchsah. Das ist ja schon mal was. Aber können wir wirklich noch zusammenwohnen, wenn das so weitergeht? Die Stimmung zwischen uns ist schlecht, ganz übel. Ich habe nicht mal mehr Appetit.
Diesmal war
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