Liebesmaerchen in New York
Umgang mit Kindern. Kommen Sie aus einer großen Familie?«
»Nein. Ich war Einzelkind.«
»Tatsächlich? Das hätte ich nie vermutet.«
»Sagen Sie bloß nicht, Sie gehören zu den Leuten, die behaupten, nur Frauen könnten mit Kindern umgehen.«
»Nein.« Aber bis jetzt hatte Hester genau diese Erfahrung gemacht. »Ich meine nur, weil Sie so besonders nett zu ihnen sind. Haben Sie selbst Kinder?« Die Frage war ihr peinlich, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte, aber sie konnte sie jetzt schließlich nicht mehr zurücknehmen.
»Nein. Ich glaube, ich war viel zu sehr damit beschäftigt, selbst Kind zu sein, um mir eigene anzuschaffen.«
»Da sind Sie kein Einzelfall«, versetzte sie kühl.
Er bog den Kopf zurück und betrachtete sie nachdenklich. »Werfen Sie mich etwa mit Reds Vater in einen Topf?« Ein seltsamer Ausdruck trat in Hesters Blick. Mitch schüttelte den Kopf und nippte an seinem Kaffee. »Meine Güte, Hester, was hat der Kerl Ihnen angetan?«
Sie erstarrte. Als sie dann aufstehen wollte, legte Mitch ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Einverstanden. Keine Fragen mehr zu diesem Thema, bis Sie bereit sind, etwas dazu zu sagen. Ich entschuldige mich, wenn ich einen wunden Punkt berührt haben sollte. Ich bin jetzt zwei Abende mit Red zusammen gewesen, aber er hat seinen Vater nie erwähnt.«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihn nicht danach fragen würden.«
»Ich hatte auch nicht die Absicht, das Kind auszuhorchen.«
Hester war versucht, aufzustehen und sich zu entschuldigen. Aber es war nun einmal so, dass sie diesem Mann nachmittags ihren Sohn anvertrauen wollte. Deshalb hielt sie es für richtiger, ihn über gewisse Dinge zu informieren. »Red hat seinen Vater fast sieben Jahre nicht gesehen.«
»Überhaupt nicht?« Mitch konnte seine Überraschung nicht verbergen. Er selbst hatte kein besonders enges Verhältnis zu seiner Familie, dennoch verging kein Jahr, ohne dass er seine Eltern besuchte. »Das muss hart für den Jungen sein.«
»Sie haben sich nie besonders nahegestanden. Ich glaube, Red wird gut damit fertig.«
»Das sollte keine Kritik an Ihnen sein.« Mitch legte seine Hand wieder auf die ihre, dieses Mal so fest, dass Hester sie nicht abschütteln konnte. »Ich kann sehr wohl erkennen, wenn ein Kind glücklich ist und geliebt wird. Sie würden für Red durchs Feuer gehen.«
»Für mich ist nichts auf der Welt so wichtig wie Radley.« Sie versuchte sich wieder zu entspannen, aber Mitch saß ihr viel zu nahe, und seine Hand lag immer noch auf der ihren. »Ich habe Ihnen das alles nur erzählt, damit Sie ihm keine Fragen stellen, die ihn durcheinanderbringen könnten.«
»Kommt das schon mal vor?«
»Manchmal.«
»Und was ist mit Ihnen? Wie haben Sie sich daran gewöhnt?«
»Gut. Ich habe Red und meine Arbeit.«
»Keine engere Beziehung?«
Sie wusste nicht, ob das Gefühl, das sie übermannte, Verlegenheit oder Zorn war, jedenfalls war es sehr stark. »Das geht Sie nichts an.«
»Wenn die Leute immer nur über Dinge redeten, die sie etwas angehen, kämen sie nicht weit. Sie wirken eigentlich nicht so, als wären Sie eine Männerfeindin, Hester.«
Sie runzelte die Stirn. Wenn es denn unbedingt sein muss, kann ich das Spiel auch nach seinen Regeln spielen, dachte sie. »Es gab eine Zeit, da habe ich Männer aus Prinzip verachtet. Erst allmählich kam ich dann zu der Erkenntnis, dass nicht alle männlichen Wesen unmöglich sind.«
»Das klingt ja vielversprechend.«
Sie lächelte, weil er es ihr leicht machte. »Ich mache also durchaus nicht alle Männer für die Fehler eines einzigen verantwortlich.«
»Wie rücksichtsvoll.«
»Nicht wahr?«
»Eins ist sicher, ich mag Ihre Augen. Nein, sehen Sie nicht zur Seite.« Er bog ihren Kopf zurück. »Sie sind fabelhaft – vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet.«
Sie zwang sich, Haltung zu bewahren. »Ich nehme das als Kompliment.« Am liebsten wäre sie weggelaufen. »Die Jungs müssen jeden Moment zurück sein.«
»Wir haben noch ein bisschen Zeit. Kommt es jemals vor, dass Sie sich amüsieren, Hester?«
»Was für eine idiotische Frage. Natürlich.«
»Ich meine, nicht als Reds Mutter, sondern als Hester.« Er strich ihr durchs Haar.
»Ich bin Reds Mutter.« Sie stand abrupt auf, und er erhob sich gleichzeitig.
»Sie sind aber auch eine Frau. Und zwar eine ganz bezaubernde.« Er sah ihr in die Augen und fuhr mit dem Daumen ihre Wange entlang. »Das können Sie mir ruhig glauben. Ich bin ein
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