Liebesmaerchen in New York
habe.«
»Au toll!«, riefen die Jungs wie aus einem Munde.
Da er das als Zustimmung auslegte, ging Mitch voraus.
Hester fand das Arbeitszimmer groß, hell und genauso chaotisch wie das Wohnzimmer. Sie selbst war sehr ordnungsliebend, und es war ihr unbegreiflich, dass jemand unter diesen Umständen arbeiten konnte. Aber dort stand tatsächlich ein Zeichentisch, und daran waren Skizzen und Zettel mit Schriftblasen geheftet.
»Hier, siehst du? Zark kriegt alle Hände voll zu tun, wenn Leilah sich mit ›Black Moth‹ zusammentut.«
»‚Black Moth‹, du meine Güte!« Die Fakten überzeugten und beeindruckten Josh. Dann dachte er nach und wurde wieder misstrauisch. »›Black Moth‹ hatte er doch schon vier Hefte früher ausgeschaltet.«
»Nachdem Zark den Zenith mit ZT-5 bombardiert hatte, war ›Black Moth‹ nur scheintot. Mit ihrem wissenschaftlichen Talent konnte Leilah ihn wieder lebendig machen.«
»Wahnsinn!« Das kam von Josh, der die übergroßen Zeichnungen und Beschriftungen betrachtete. »Warum machen Sie die so groß? Die können doch nicht in ein Comicheft passen.«
»Sie müssen erst kleiner gemacht werden.«
»Ich habe alles darüber gelesen«, erklärte Red fachmännisch. »Ich habe mir in der Bücherei ein Buch ausgeliehen, in dem alles über Comics steht. Seit 1930.«
»Dem Steinzeitalter.« Mitch lächelte, während die Jungen seine Arbeiten bewunderten.
Hester bewunderte andere Dinge. Sie glaubte unter dem Durcheinander einen original französischen Rokokoschrank entdeckt zu haben. Und sie sah Bücher. Hunderte. Mitch beobachtete sie, während sie im Zimmer herumging, und er hätte sie nicht aus den Augen gelassen, wenn Josh ihn nicht am Ärmel gezupft hätte.
»Bitte, würden Sie mir ein Autogramm geben?«
Mitch freute sich, als er das ernste Kindergesicht vor sich sah. »Na klar.« Er wühlte in seinen Blättern herum, fand ein leeres Blatt und signierte es. Dann malte er eine flüchtige Skizze von Zark hinzu.
»Toll.« Josh faltete das Papier sorgfältig zusammen und ließ es in seiner Tasche verschwinden. »Mein Bruder gibt dauernd an, weil er einen Baseball mit Autogramm hat. Aber das ist besser.«
»Hab ich’s dir nicht gesagt?« Red stellte sich demonstrativ neben Mitch. »Und nach der Schule bleibe ich jetzt immer bei Mitch, bis Mom von der Arbeit kommt.«
»Ehrlich?«
»So, ihr Burschen, jetzt habt ihr Mr Dempseys Zeit lange genug in Anspruch genommen.« Hester wollte die Jungen hinausscheuchen, als Taz ins Zimmer getrottet kam.
»Mann, ist der groß.« Radley wollte mit ausgestreckter Hand auf ihn zugehen, aber Hester hielt ihn zurück.
»Radley, du weißt doch, dass man fremde Hunde nicht einfach anfasst.«
»Deine Mutter hat recht«, warf Mitch ein, »aber in diesem Fall ist es in Ordnung. Taz ist harmlos.«
Und riesig, dachte Hester, während sie die beiden Jungen auf Abstand hielt.
Taz, der vor kleinen Menschen einen gesunden Respekt hatte, setzte sich und betrachtete die beiden. Kleine Jungen neigten dazu, rau mit ihm umzugehen und ihn an den Ohren zu ziehen, was Taz zwar heldenhaft erduldete, allerdings ohne Begeisterung. So blieb er vorläufig sitzen, wo er war, und wedelte mit dem Schwanz.
»Er ist alles andere als ein aggressiver Hund«, versicherte Mitch seiner neuen Nachbarin. Er trat um sie herum und legte Taz die Hand auf den Kopf. Hester bemerkte, dass er sich dazu nicht zu bücken brauchte.
»Kann er Kunststücke?«, wollte Radley wissen. Sein geheimster Wunsch war es seit jeher, einen eigenen Hund zu haben. Einen großen. Aber er hatte nie darum gebeten, weil er wusste, dass man ihn nicht den ganzen Tag allein in der Wohnung lassen konnte.
»Nein. Bloß sprechen.«
»Sprechen?« Josh bekam einen Lachanfall. »Hunde können doch nicht sprechen.«
»Er meint bellen«, sagte Hester und lächelte.
»Nein, ich meine sprechen.« Mitch gab Taz ein paar freundliche Klapse. »Na, alter Junge, wie geht es dir?«
Als Antwort darauf stieß Taz den Kopf kräftig an Mitchs Bein und fing an, zu stöhnen und zu brummen. Mit großen, ernsten Augen sah er zu seinem Herrn auf und jaulte und knurrte, bis beide Jungen sich kugelten vor Lachen.
»Der kann ja wirklich sprechen!« Radley ging mit ausgestreckter Hand auf Taz zu. »Er kann es tatsächlich!«
Der Hund war offensichtlich zu der Ansicht gekommen, Red sehe nicht wie ein Ohrenzupfer aus, und schmiegte seine lange Schnauze in die Hand des Jungen. »Er mag mich. Sieh doch, Mom.« Red warf dem Hund die
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