Liebesnacht auf Kefalonia
einfach nur so.“
Seine Miene war undurchdringlich. „Ist es eine Frage des Prinzips, agapi mou, oder möchtest du sie lediglich nicht mit mir tun?“
„Ich habe es noch nie getan.“ Endlich war es heraus.
Er schwieg einen Moment. „Aber du hast dich mit einem Mann getroffen. Mit einem Mann, den du heiraten wolltest.“
„Ja, doch wir haben nicht zusammengelebt. Wir hatten beschlossen, bis zu meiner Rückkehr aus Griechenland zu warten.“
„Und vor ihm?“
„Es gab niemanden, der mir genug bedeutet hätte. Ich hatte mir geschworen, flüchtigen Sex zu vermeiden und nur mit einem Mann ins Bett zu gehen, wenn ich nicht anders könnte. Wenn die Alternative unerträglich gewesen wäre. Es sollte etwas ganz Besonderes …“ Sie verstummte.
„Und nun?“
„Ich bin mir nicht mehr sicher.“ Kate sah ihn an. „Es tut mir leid. Ich hätte niemals herkommen dürfen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wir sind schließlich Fremde.“
„Wohl kaum. Immerhin hast du schon eine Nacht in meinem Bett verbracht“, erinnerte er sie lächelnd.
„Ja, aber damals war ich allein. Heute wäre es nicht so.“
„Richtig.“
Versonnen blickte er sie an. Er strich mit dem Daumen über ihre Wange, dann fuhr er über ihr Kinn die Kehle hinab bis zum Ausschnitt ihres Pullovers. Ihr stockte der Atem.
„Möchtest du nicht von mir berührt werden?“, fragte er leise.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Glaubst du, ich wäre rücksichtslos im Bett oder würde dir kein Vergnügen bereiten?“ Es klang so beiläufig, als würde er sich erkundigen, ob sie klassische Musik oder Jazz bevorzugte.
„Nein. Ich fürchte, dass ich keine Ahnung habe, wie ich mich verhalten soll. Dass du enttäuscht sein könntest. Du hattest so viele andere Frauen.“
„Aber noch nie dich, matia mou. Nicht bis zu diesem Moment. Und obwohl ich mich mit vielen Frauen in der Öffentlichkeit gezeigt habe, bin ich nur mit wenigen ins Bett gegangen. Vielleicht ist es für mich auch etwas Besonderes“, fügte er hinzu.
„Warum ausgerechnet ich?“
Er drehte sie um, sodass sie ihr Spiegelbild in der Scheibe sah. Dann entfernte er die Spange aus ihrem Haar und ließ es in voller Pracht über ihre Schultern fallen.
„Sieh dich an. Dies ist das Bild von dir, das ich all die Wochen in meinem Gedächtnis und in meinem Herzen getragen habe. Es hat mich tagsüber gequält und nachts am Schlafen gehindert. Und jetzt will ich dich leibhaftig, und zwar nackt in meinen Armen. Wenn es sein muss, kann ich warten, bis du bereit bist.“
„Und wenn du lange warten musst?“, fragte sie zögernd.
Er drehte sie wieder zu sich und umfasste ihr Gesicht. „Bist du damit einverstanden, dass du eines Tages – oder eines Nachts –, wenn du nicht anders kannst, zu mir kommen wirst, Katharina?“ Sein durchdringender Blick schien sich bis in ihre Seele zu bohren.
„Ja.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Lächelnd gab er sie frei und trat einen Schritt zurück. „Dann fängt es an.“
5. KAPITEL
Und an diesem Punkt hätte es auch enden müssen, überlegte Kate bitter. Sie hätte den kurzen Aufschub, den Michael Theodakis ihr gewährt hatte, nutzen und verschwinden sollen. Da ihr noch Urlaub zustand, hätte sie überallhin reisen und fortbleiben können, bis er des Wartens überdrüssig geworden und nach Griechenland zurückgekehrt war. Er hätte sich eine andere suchen müssen, die ihm als Alibi diente.
Ihr Haar war inzwischen getrocknet, und sie machte sich erschöpft für die Nacht zurecht. Trotz der Müdigkeit konnten sich ihre Gedanken nicht aus der emotionalen Zwickmühle befreien.
Ich war so leicht zu täuschen, dachte sie, als sie in der Dunkelheit lag. So bereit, ihm jedes Wort zu glauben und alles zu akzeptieren, was er mir vermeintlich bot.
Er war so clever gewesen, sie in dem Glauben zu lassen, dass sie alles unter Kontrolle – und somit die Wahl – hatte. Stattdessen hatte er mit ihr gespielt wie mit einem Fisch an der Angel.
Angefangen hatte es an jenem ersten Nachmittag …
Der Champagner wurde zusammen mit einer Schale Erdbeeren und einer Platte mit kleinen Mandelplätzchen serviert.
„Komm und trink ein Glas mit mir“, forderte Michael sie auf. „Lass uns miteinander reden.“
Zögernd setzte sie sich ans andere Ende des Sofas, auf dem er sich niedergelassen hatte.
„Ist die Entfernung sicher genug?“, erkundigte er sich spöttisch und reichte ihr einen Kristallkelch.
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