Liebesnacht auf Kefalonia

die Fotografen entdeckt. Sie wollten einen Beweis, dass unsere Ehe intakt ist. Es schien mir klüger, ihnen den zu liefern. Ich habe meine Gründe“, fügte er kühl hinzu.
    „Gründe?“, wiederholte sie ungläubig. „Welche Gründe könnten das sein?“ Mit zitternden Fingern versuchte sie, die Knöpfe zu schließen. „Du hast so getan, als hätten wir gerade Sex auf dem Rücksitz gehabt.“
    „Nein, nur das Vorspiel.“
    „Ein Riesenunterschied“, spottete sie.
    Er lächelte sie an. „Aber ja. Wie du dich vielleicht erinnerst, bevorzuge ich Komfort und Abgeschiedenheit. Ich finde die Anwesenheit einer dritten Person als störend.“
    Es hat immer eine dritte Person gegeben, dachte sie, obwohl ich es damals nicht bemerkt habe. Jedes Mal, wenn wir einander berührt oder geliebt haben, war Victoria dabei. Victoria …
    Trotzig hob sie das Kinn. „Hoffentlich hast du keine weiteren Fototermine arrangiert, denn ich kann nicht garantieren, dass ich mitspielen werde.“
    „Ach, unten im Wagen hast du ‚mitgespielt‘?“, erkundigte Mick sich ironisch. „Darauf wäre ich nie gekommen.“
    „Ich habe nie behauptet, eine gute Schauspielerin zu sein.“
    „Du unterschätzt dich.“ Er blickte auf die Uhr. „Wann soll das Dinner serviert werden?“
    „Ich bin nicht hungrig.“
    Mick seufzte. „Würde dein Appetit sich bessern, wenn ich dir sage, dass du allein essen wirst?“
    Sie war erstaunt. „Du gehst aus?“
    „Warum nicht?“
    „Ich bestelle mir später etwas – vielleicht ein Sandwich.“
    „Der Küchenchef wird enttäuscht sein, aber es ist deine Entscheidung.“
    Kate öffnete die Reisetasche. „Wir wissen beide, dass das nicht stimmt, sonst wäre ich nicht hier.“ Sie nahm die Dienstuniform und die dazu passende Jacke heraus und hängte sie auf einen Bügel.
    „Was ist das?“
    „Meine Arbeitskleidung.“
    „Warum hast du die Sachen mitgebracht?“
    „Weil ich morgen früh zur Arbeit muss.“
    „Du hattest einen Job“, erklärte Mick stirnrunzelnd. „Schreib deine Kündigung, und ich sorge dafür, dass sie zugestellt wird.“
    „Das kann und werde ich nicht tun“, entgegnete sie empört. „Wenn diese … Farce vorbei ist, brauche ich meinen Beruf.“
    „Diese ‚Farce‘ wird noch lange dauern. Und in dieser Zeit arbeitet meine Frau nicht.“
    „Für wie lange gilt dieses Verbot? Bis nach der Hochzeit?“
    „Für immer. Ob verheiratet oder geschieden, ich werde weiterhin für deinen Unterhalt aufkommen. Dein Anwalt hat dich gewiss darauf hingewiesen.“
    „Ja. Aber ich will nichts von dir – außer meiner Freiheit. Du brauchst mich nicht abzufinden oder für mein Schweigen zu bezahlen.“ Kate atmete tief durch. „Unsere Ehe hätte nie geschlossen werden dürfen, trotzdem werde ich keine schmutzige Wäsche waschen oder die unseligen Details an die Presse verkaufen. Ich unterschreibe jede Klausel, die sich deine Juristen ausdenken.“
    „Unselige Details? Ist das alles, woran du dich erinnerst, matia mou ?“
    Eine Vielzahl unterschiedlichster Bilder kam ihr in den Sinn. Mick Hand in Hand mit ihr bei einem Bummel durch den Central Park. Mick bei dem Versuch, sie Schlittschuhlaufen zu lehren – am Ende waren sie beide atemlos vor Lachen. Mick, der sie Nacht für Nacht in den Armen hielt, während sie schlief …
    Immer wieder Mick. Die Nähe zu ihm. Das Gefühl völliger Sicherheit. Und ich habe geglaubt, es wäre Liebe, dachte sie.
    Trotzig sah sie ihn an. „Woran sonst?“
    „Dann bleibt nichts mehr zu sagen“, meinte er müde und wandte sich ab.
    „Bevor du gehst … Kann ich bitte meine Haarspange wiederhaben?“
    „Tut mir leid.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe sie wohl im Wagen fallen lassen – oder vielleicht auf der Straße. Ist es schlimm?“
    „Nein. Es ist nicht wichtig.“ Kate blickte ihm nach, als er die Tür hinter sich schloss. „Nichts ist wichtig“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. Dann setzte sie sich aufs Bett und schlug die Hände vors Gesicht.
    Sie war bereits in Michael Theodakis verliebt gewesen, bevor er sie zum ersten Mal zum Dinner eingeladen hatte; sie hatte ihn geliebt und sich während der folgenden Wochen nach ihm gesehnt. Wann immer er in London gewesen war – und das war sehr häufig der Fall –, hatte er sie nach Feierabend abgeholt. Sie besuchten elegante Restaurants, Theateraufführungen und Konzerte, unternahmen Ausflüge aufs Land oder Spaziergänge im Park.
    Allerdings versuchte er nie, sie zu verführen,