Liebesnacht auf Kefalonia
Schlimmeres vorstellen. Außer vielleicht einen Abstecher nach Ithaka.“ Sie warf einen geringschätzigen Blick in Kates Richtung.
„Dann ist es ja gut, dass wir dich nicht eingeladen haben“, konterte Kate betont liebenswürdig und stand auf.
In der Halle begegnete ihr Yannis. „Ein Anruf für Sie, kyria .“ Mick? Mit klopfendem Herzen griff sie zum Hörer. Zu ihrer maßlosen Enttäuschung meldete sich jedoch Linda.
„Wir müssen die Tour nach Ithaka verschieben, Liebes. Ich habe einen Migräneanfall und werde mindestens zwei Tage nicht ansprechbar sein.“
„Oh Linda, das tut mir so leid. Kann ich etwas für dich tun?“
„Nein, danke. Ich verkrieche mich in ein abgedunkeltes Zimmer und schlucke meine Pillen. Sobald es mir wieder besser geht, melde ich mich.“
Nachdem Kate aufgelegt hatte, blieb sie einen Moment unschlüssig stehen. Sie könnte den Tag daheim verbringen, aber dann wäre sie unweigerlich Ismenes Klagen über die Tyrannei ihres Vaters ausgesetzt. Außerdem würde es schwer werden, Victorias Bosheiten aus dem Weg zu gehen.
Kate entschied sich, die freie Zeit für einen Ausflug zu nutzen, und einige der Orte zu besuchen, die Mick ihr gezeigt hatte.
Sie fuhr zum Mount-Enos-Nationalpark, stellte den Wagen ab und wanderte hinauf zum Gipfel. Da an diesem Tag kein Nebel herrschte, konnte sie die Nachbarinsel Zakynthos erkennen, die sich majestätisch aus der türkisfarbenen See erhob. Weiter im Osten schimmerten die Berge des Peleponnes.
Das ferne Brummen eines Flugzeugs durchbrach die friedliche Stille. Kate beschattete die Augen mit der Hand, um seine Route zu verfolgen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, Michael wäre bei ihr. Sie sah sein Bild so deutlich vor sich, dass sie meinte, ihn berühren zu können.
„Mikis mou “, flüsterte sie sehnsüchtig.
In dieser Sekunde wurde ihr klar, dass sie alles tun würde, um die Differenzen beizulegen und ihre Ehe zu retten. Durch ein paar kleine Zugeständnisse von beiden Seiten würden sich sämtliche Probleme lösen lassen.
Hoffnungsvoll wie seit Wochen nicht mehr ging Kate zum Auto zurück und fuhr zum Lunch in einen Küstenort. Beim Kaffee beschloss sie, sofort nach ihrer Rückkehr in die Villa mit New York zu telefonieren und notfalls am Apparat sitzen zu bleiben, bis sie mit Mick gesprochen und ihm ihre Liebe gestanden hatte.
Oder, besser noch, sie würde nach Amerika fliegen, um es ihm persönlich zu sagen!
Ich werde Yannis bitten, mir einen Platz in der ersten Maschine zu reservieren – und zwar gleich, überlegte sie aufgeregt.
In der Taverne hing ein Fernsprecher, aber bevor Kate Yannis von ihren Plänen erzählen konnte, unterbrach er sie.
„Gut, dass Sie anrufen, Kyria Katharina. Kyrios Mikis ist vor zwei Stunden eingetroffen. Er hat sich nach Ihnen erkundigt, und ich habe ihm mitgeteilt, dass Sie auf Ithaka sind.“
„Ich habe umdisponiert und bin jetzt in Assos. Natürlich komme ich sofort zurück. Bitte, verraten Sie ihm nichts, ich möchte ihn überraschen.“
„Sie kommen aus Assos zurück und möchten ihn überraschen“, wiederholte er. „Verstehe. Ich werde nichts verraten.“
Auf der Rückfahrt erinnerte sie sich an das Flugzeug, das sie auf dem Berg gehört hatte, und die Vision, dass Mick bei ihr wäre. Offenbar hatte sie gespürt, dass es seine Maschine war.
Kate parkte den Wagen vor der Villa und lief dann den Pfad zum Strandhaus hinunter. Atemlos und lachend öffnete sie die Schlafzimmertür – und sah sich den Trümmern ihrer Ehe gegenüber. In dieser schicksalhaften Sekunde endeten ihr Glück und alle Hoffnungen, die sie je gehabt hatte.
10. KAPITEL
Kate stöhnte auf. Sie sah die schockierende Szene noch immer deutlich vor sich: Victoria mit einem spöttischen Lächeln, ein Handtuch um den nackten Körper geschlungen. Mick, ebenfalls nackt, ausgestreckt auf dem breiten Bett, erschöpft vom ausgedehnten Liebesspiel.
Kein Wunder, man hatte geglaubt, ich wäre auf Ithaka, dachte Kate. Und Ari war mit seinem Freund Angeln gefahren. Die perfekte Gelegenheit. Aber wie oft hatten sie sich zuvor schon in Sicherheit gewiegt? Wie viele diskrete Treffen hatte es gegeben?
Eines natürlich in Athen. Victoria hat praktisch mit einem roten Tuch vor meiner Nase herumgewedelt. So viele Hinweise. So viele Signale, und ich war zu naiv, zu vertrauensselig, zu dumm, es zu merken!
Die erschütternde Erkenntnis hatte Kate verarbeitet, aber der Schmerz hielt an. Die Verzweiflung darüber, dass ihre Ehe nur eine
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