Liebesnacht im Wuestenpalast
wie gefährlich für die, die sich nicht auskennen.“
Megan warf ihm einen Blick zu. War das eine Warnung? Seine herben Gesichtszüge sahen aus, als seien sie aus dem gleichen Stein gemeißelt wie die Palastmauern. Keine Spur von Milde. Genauso hart und unerbittlich wie das Land, das sie umgab.
Sie wandte den Blick ab und ging voraus in einen kleinen ummauerten Garten, in dem rosafarbene Blüten die Wände bedeckten und ihren köstlichen Duft verströmten. Sie hatte viele Stunden hier verbracht, während sie las oder nachdachte.
„Nicht überall ist es so.“ Neben einem Brunnen blieb sie stehen. Die Fontäne versprühte Wasser, das ihre Haut benetzte. Eine Wohltat nach der glühenden Hitze des Tages. „Hier lauert keine Gefahr.“
„Ich hätte gedacht, dass Sie diesen kleinen Garten für den grausamsten und furchtbarsten von allen halten.“
„Was meinen Sie damit?“
Seine Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an. „Die Mauern sind nicht ohne Grund da.“
„Und was ist der Grund?“ Noch während sie die Frage stellte, ahnte sie bereits die Antwort.
„In diesen Teil des Palastes brachten meine Vorfahren die Frauen, die sie gefangen genommen hatten.“
„Sexsklavinnen?“
Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein und sprach einfach weiter. „Und dieser ummauerte Duftgarten mit dem angrenzenden Obstgarten …“
„War ein Teil des Harems!“
Sie hatte so viel Zeit hier verbracht. Wenn sie geahnt hätte …
„Wie sind Sie darauf gekommen?“
„Die Mauern sind ziemlich verräterisch“, sagte sie.
„Die schönsten Gärten sind im Harem. Wie der Garten der 100 Teiche, den es seit Jahrhunderten gibt.“
„Der Rosenpalast … sollte er nicht vielmehr das Lustschloss heißen?“
„Genauso hieß er früher.“
Ihr Magen verkrampfte sich. „Und die Frauen? Die Ihre Vorfahren hier gefangen hielten? Was ist mit ihnen passiert?“
„Viele von ihnen lebten lange und glücklich.“
„Das glaube ich nicht!“
Er zuckte die Achseln. „Es gibt Tagebücher aus der Zeit. Einige von ihnen wurden ins Englische übersetzt. Sie können sie lesen.“
„Ich wette, die Frauen bekamen eine Gehirnwäsche“, antwortete sie achselzuckend. „Aber Sie können Naema später mit einem Buch zu mir schicken. Vielleicht lese ich es.“
Er nickte nur und schwieg.
Zu ihrem Ärger fühlte Megan sich hintergangen. Wenn er stur darauf bestanden hätte, dass sie die Tagebücher las, wäre es viel einfacher für sie gewesen, sich über ihn zu ärgern. Aber so bot er ihr keinerlei Angriffsfläche.
Inzwischen führte er sie zu einer Reihe von Mandelbäumen. Sie standen in voller Blüte, rosa und weiß.
„Diese Gärten sind ein Kunstwerk. Wer hat sie angelegt?“
„Einer meiner Vorfahren, König Aziz, für seine neue Ehefrau. Sie war Perserin und vermisste die üppig begrünten Terrassen, die hängenden Gärten, die es in ihrer Heimat gab.“
„Das hier ist also alles nur wegen einer einzigen Frau entstanden?“
„Ja.“ Er führte sie direkt ins Zentrum des duftenden Gartens. „Diese Rosen stammen alle von einem einzigen Rosenstock ab, den die Braut, Farrin, mitbrachte, als sie aus Persien nach Dhahara kam, um König Aziz zu heiraten. Das hier war sein Lieblingsort. Er verbrachte fast sein ganzes Leben in der Wüste. Er nahm seine neue Frau mit auf Reisen zu den Nomadenstämmen. Wenn sie zurückkehrten, arbeiteten sie gemeinsam an ihrem Garten, der immer größer und schöner wurde.“
„Das sind also die Rosen, nach denen der Palast benannt wurde.“
Shafir nickte und beugte sich vor. Er pflückte eine Blüte und roch daran. Dann hielt er sie ihr hin. „Riechen Sie.“
Sie nahm die zarte Blüte in die Hand und atmete tief ein. „Fantastisch.“
„Der Anblick und der Duft der Rosen erinnerten Farrin an ihre Heimat. Aber sie sind auch ein Symbol für Liebe und Zuneigung … sie drücken das aus, was sie für den Mann empfand, wegen dem sie ihre Familie und ihr Zuhause verlassen hatte.“
„Ja, aber sie hatte wahrscheinlich keine Wahl. Es war doch sicher eine arrangierte Ehe?“
„Das stimmt. Aber manchmal sind solche Ehen die besten.“
Sie spürte einen seltsamen Schmerz in der Brust. Würde auch Shafir lernen, seine Frau zu lieben?
„Empfand er dasselbe für Farrin wie sie für ihn?“
Shafir blickte auf die Rose in Megans Hand. „Ja“, sagte er sanft. „Er schrieb, dass sie die Geliebte seines Wüstenherzes sei. Sie war seine ain – die Quelle, die die Wüste ernährt.“
Die Worte waren
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