Liebesnacht im Wuestenpalast
wie eine leichte, warme Brise auf Megans Haut, und sie bekam Gänsehaut. „Wie romantisch.“
„Manchmal gibt es hier nichts als Schönheit.“
„Und keine Gefahr, keine Härte?“
„Genau.“
„Wahrscheinlich starb er bald, nachdem sie hierhergekommen war … oder sie starb im Kindbett. Solche Geschichten haben meist ein trauriges Ende.“
„Nein, sie lebten lange und glücklich.“
„Und dabei teilte sie ihn mit den anderen Frauen des Harems.“ Megan machte eine weit ausholende Armbewegung, die den ganzen ummauerten Garten einschloss.
„Man sagt, dass sie ihm mehr geben konnte als tausend Frauen. Ihretwegen verzichtete er auf alle anderen.“
„Das ist wirklich beeindruckend.“
Shafir lächelte. „Endlich sind Sie beeindruckt.“
Die Stille, die folgte, war gespannt. Sie sah ihn an. „Werden Sie das auch schaffen?“
„Wegen einer Einzigen auf alle anderen Frauen verzichten?“
„Ja.“
„Wenn ich einmal heirate, wird meine Frau die Einzige sein.“ Er musterte sie aufmerksam. „Und Sie? Könnten Sie für einen Einzigen auf alle anderen Männer verzichten, Megan?“
Bevor sie antwortete, zögerte sie. Sie spürte Neid in sich aufsteigen, wenn sie an seine zukünftige Braut dachte. Dann sagte sie: „Wenn ich ihn genug liebe – natürlich.“
„Haben Sie jemals jemanden genug geliebt?“
Unwillkürlich musste sie an ihre Brüder denken. Keiner von ihnen würde zögern, die Frage zu beantworten. Sie alle hatten diese einzige Liebe gefunden. Aber sie nicht.
Noch nicht.
Jacques …
Doch jetzt war nicht der richtige Moment, an Jacques zu denken und an ihren Vorsatz, sich in ihn zu verlieben. Dabei hatte es sich so richtig angefühlt. Er war so charmant und bemühte sich so sehr, sie glücklich zu machen. Und genau wie ihre, hatte sich seine Familie völlig ihren Weinbergen verschrieben. Es wäre die perfekte Verbindung gewesen.
Aber sie wusste nicht, ob sie Jacques jemals so sehr lieben würde, wie Shafir es mit seiner Frage meinte.
„Und?“
Megan seufzte. „Nein, ich habe denjenigen noch nicht getroffen.“
Langsam ließ sie den Blick zu ihm schweifen. Shafir war hart und unnachgiebig. Ein Wilder. Ein Wüstenscheich. Ein Entführer. Sie dürfte eigentlich nichts mit ihm gemeinsam haben.
Aber trotz all der Unterschiede war da ein Einverständnis, das sie miteinander verband. Und das verwirrte sie.
Inzwischen hatte sich die Dunkelheit wie schwarzer Samt über die Gärten gelegt. Megan nahm Orangenblüten und einen unbestimmbaren exotischen Duft wahr. Von der Wüste wehte eine Brise herüber, die sanft über ihre Arme strich. Megan wartete, dass er etwas sagte, irgendetwas, das die Spannung zwischen ihnen löste.
Sie konnte kaum noch atmen. Und auch er spürte offenbar diese besondere Verbindung.
Plötzlich bewegte er sich langsam und vorsichtig, wie die Raubkatzen, denen er so oft ähnelte. Etwas in seinen Augen verriet ihr, was er vorhatte. „Ich denke nicht …“
„Denk nicht.“ Er neigte den Kopf.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass sie ihn aufhalten müsste. Aber sie wollte es nicht.
Und dann küsste er sie. Es war ein unglaublich sinnlicher Kuss. Sein Mund berührte ihren, und Hitze durchströmte sie. Lust. Oder war es Sehnsucht? Gerade als sie begann, seinen Kuss zu erwidern, hob er den Kopf.
Jetzt war sie noch verwirrter. Sie wollte nicht, dass er aufhörte. Es war so aufregend, so wunderbar gewesen.
Als er den Kopf wieder senkte, schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie spürte seinen warmen Atem und wusste, dass Shafir sie wieder küssen würde.
Mit einer Hand hielt er ihren Kopf, mit der anderen streichelte er ihren Rücken und zog sie an sich. Megan seufzte, als er seinen kräftigen Körper an ihren presste. Die Seide ihres Kleids war so dünn, dass sie die Hitze spürte, die von ihm ausging. Und Megan sehnte sich so sehr nach dem Kuss, der nun folgen würde.
Aber es war nicht richtig. Als ihre Lippen sich trafen, siegte das Schuldgefühl. Zitternd legte Megan ihm beide Hände auf die Brust und schob ihn von sich weg. Fest. Dann wand sie sich aus seiner Umarmung. „Wie konntest du das tun?“
„Was tun?“
„Mich küssen!“ Sie war ärgerlich, enttäuscht, verletzt und durcheinander, alles gleichzeitig. Aber sie würde nicht weinen. Nicht seinetwegen und ganz sicher nicht vor ihm.
„Was ist los?“
Beinah hätte sie ihn geohrfeigt. „Du bist so ein Macho. Weißt du denn nicht, was los ist?“ Wieso hatte sie das nur zugelassen?
Er
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