Liebesnacht im Wuestenpalast
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Shafir warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Damit wollen Sie wohl das Gerücht bestätigen, dass ich Sie verhungern lasse?“
Aniya hatte ihm also erzählt, was sie über ihn gesagt hatte. „Ihr Personal spioniert also für Sie?“
„Unter anderem. Ich zahle gut.“ Der Anblick von Aniyas besorgtem Gesicht stimmte Megan etwas milder. „In Ordnung, ich esse mit Ihnen.“
Aniya sah erleichtert aus. Als Megan einen – wie sie hoffte – bewundernden Blick in Shafirs Richtung warf, lächelte sie sogar.
Megan tat das alles nur der freundlichen, mütterlichen Frau zuliebe, die sich keine Sorgen machen sollte. Aniya hatte wahrscheinlich Stunden damit verbracht, das Essen vorzubereiten.
Megan folgte Shafir zu einem maurischen Rundbogen, unter dem ein Tisch für zwei gedeckt war.
Kunstvoll geschnitzte Fensterflügel aus Holz standen weit offen, um die Abendluft hereinzulassen. Von ihrem Platz aus konnte Megan die wunderbaren Gärten sehen, in denen sie die letzten Tage verbracht hatte. Aus dem Blumengarten strömte das Aroma von Jasmin und Gardenie herauf und vermischte sich mit anderen Düften, die sie nicht kannte.
Ein junger Diener kam herein – nicht Hanif –, der mit Shafir aus der Stadt gekommen sein musste. Er stellte einen dampfenden Tontopf und mehrere kleine Schüsseln mit Gemüse auf den Tisch vor sie. Obwohl sie behauptet hatte, nicht hungrig zu sein, grummelte ihr Magen verräterisch.
Dann zog sich der junge Mann ebenso leise, wie er gekommen war, zurück und ließ Megan und Shafir allein.
Dieser Abend war ganz anders als die, die Megan allein im großen Speisesaal verbracht hatte. Aniya und Hanif hatten ihr jeden noch so kleinen Wunsch sofort erfüllt. Doch auf ihre Bitte hin hatten sie sich sofort diskret zurückgezogen.
Jetzt allerdings wünschte sie, sie wären da.
Da sie allein waren, musste sie jetzt wenigstens nicht so tun, als würde sie mit Shafir flirten.
Shafir unterbrach ihre Gedanken, indem er ihr eine Schüssel reichte.
„Was ist das?“
„Das ist fattoush .“
Sie betrachtete das Gericht aus Gurken, Tomaten und gehackter Minze, das er ihr anbot. „Ach ja, das hatte ich gestern Abend.“
Nach einer Weile brach Megan das unangenehme Schweigen. „Meinen Sie nicht, Sie sollten mir langsam sagen, warum Sie mich hier festhalten?“
Er sah sie an, ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie seufzte ungeduldig und legte die Gabel zur Seite. „Ach, kommen Sie, Shafir. Das geht jetzt schon so lange. Habe ich nicht verdient, die Wahrheit zu wissen?“
Schweigen.
Schließlich gab Megan auf. „Gut, dann sagen Sie es mir eben nicht. Ich werde reden … und Ihnen sagen, was ich denke. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, als Sie weg waren.“
Shafir hörte auf zu essen. Sie hatte also seine volle Aufmerksamkeit.
„Sie wollen mir nichts antun.“
„Was hat Sie davon überzeugt?“
Megan rollte die Augen zur Decke. „Allah sei Dank, Seine Hoheit spricht.“
„Keine Gotteslästerung.“ Doch während er das sagte, hatte sich der harte Zug um seinen Mund ein wenig entspannt. Sie hätte schwören können, dass sogar seine Augen belustigt aufblitzten.
„Ihr Personal hat mich überzeugt. Aniya, Naema und Hanif haben mich mit dem größten Respekt behandelt“, erklärte sie. „Sie benehmen sich, als ob ich Gast eines Fünfsternehotels wäre und lesen mir jeden Wunsch von den Augen ab.“
Er neigte den Kopf. „Ich bin froh, dass man sich gut um Sie gekümmert hat.“
„Genau das ist es ja.“
„Man hat sich nicht gut um Sie gekümmert?“
„Doch, doch.“ Megan warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Dank ihrer Schauspielkunst hielten die Diener sie für eine spezielle „Freundin“ des Scheichs.
Sie fragte sich, wo die Frau war, die er heiraten wollte. Die ihn mit der Familie von Jacques vereinen würde.
In den letzten Tagen war Megan zu dem Schluss gekommen, dass es sich wirklich um eine arrangierte Hochzeit handeln musste, genau wie sie vermutet hatte. Das Personal hatte seine Verlobte offensichtlich nie getroffen. Vielleicht wusste es nicht einmal, dass es sie gab.
Das hieß dann aber auch, dass Shafir sie nicht liebte.
Und das waren die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für eine Ehe.
„Woran denken Sie gerade?“
Megan blinzelte zerstreut. „Ach, an nichts Besonderes.“
Sie würde auf keinen Fall zugeben, dass sie gerade gedacht hatte, wie furchtbar es für sie wäre, in einer Ehe ohne Liebe zu leben.
Ihm machte es wahrscheinlich nichts aus. Er konnte
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