Liebesnacht im Wuestenpalast
größten Vergnügen“, erwiderte er und nahm ihren Koffer.
Während sie neben ihm her zum Ausgang ging, fiel Megan auf, wie muskulös sein Körper unter dem maßgeschneiderten Anzug war.
Draußen schlug eine Woge unbekannter Düfte über ihr zusammen. Gewürze. Hitze. Staub. Der heiße, trockene Geruch der Wüste Dhaharas. Ein warmer Schauer rieselte Megan den Rücken hinunter. Es war eine wilde, ungezähmte Welt, die ihr, die sie aus einer ländlichen Gegend Neuseelands kam, völlig fremd war. Nomaden. Karawanen. Sie konnte es kaum erwarten, dieses Land mit Jacques gemeinsam zu entdecken.
„Hier entlang.“ Der heisere Befehl brachte sie zurück auf den Boden der Tatsachen.
Sie sah eine weiß glänzende Limousine, hinter der ein zweiter Wagen wartete. Ein Mann in Uniform, der gebaut war wie ein Kleiderschrank, lehnte an der Vordertür. Der Chauffeur hielt die Beifahrertür auf. Er trug ein weißes, langes Gewand und eine Kopfbedeckung, die mit einer schwarzen Kordel zusammengehalten wurde. Im Flugzeug hatte sie in einem Reiseführer gelesen, dass sie „agal“ hieß. Das ist wirklich etwas ganz anderes als die schwarze Uniform und die Schirmmütze, die ich von Chauffeuren gewohnt bin, dachte Megan, als sie in den Wagen stieg.
Nach der Hitze und den fremdartigen Düften draußen wirkte die kalte Luft der Klimaanlage ernüchternd. Megan lehnte sich gegen die schwarzen Samtkissen und warf einen verstohlenen Blick zu dem Mann, der sich neben sie gesetzt hatte. In der Enge des Wagens wirkte er wie ein wildes Tier, das in eine Falle gelaufen war. Ein Wolf, vielleicht. Sie sah in seine bronzefarbenen Augen. Nein, kein Wolf. Er war ganz sicher kein Rudeltier. Ein Panther. Oder ein Jaguar. Wild. Und sehr gefährlich.
Sie spürte, wie ihr Puls plötzlich schneller ging. Dann lächelte er, und die Gefahr war gebannt. Er war wieder ein Mann von Welt, elegant, höflich, aus dem 21. Jahrhundert. Bis auf den wild flackernden Schimmer seiner Augen, den sie im dämmrigen Licht sehen konnte.
Vielleicht nicht ganz aus dem 21. Jahrhundert.
Megan verdrängte schnell das seltsame Gefühl, das sie bei seinem Anblick beschlich. Egal aus welchem Jahrhundert, das war nicht ihr Problem. Zum Glück. In die Stille hinein fragte sie: „Sie und Jacques sind also Freunde?“
Schweigend nickte er.
Megan schluckte. Sie wollte Jacques unbedingt wiedersehen. Er war so … unbekümmert … so charmant. Zivilisiert.
Alles, was dieser Mann hier nicht war.
Sie holte tief Luft und atmete langsam aus. „Es war ein langer Flug“, sagte sie, als er sie ansah. „Wie lange fahren wir bis zum Hotel?“ Sie wollte sich endlich frisch machen. Morgen früh wollten sie und Jacques zu ihrem Wüstenhotel aufbrechen.
Der Mann, der sich nur als Shafir vorgestellt hatte, beugte sich vor und öffnete die Tür eines kleinen, gut versteckten Kühlschranks. „Verzeihen Sie. Ich hätte Ihnen gleich etwas anbieten sollen. Möchten Sie ein Glas Champagner?“
Er konnte sich also benehmen, wenn er wollte. Erst jetzt merkte Megan, dass ihre Kehle staubtrocken war. „Vielen Dank. Ein Mineralwasser wäre toll.“
Sie hatte auf dem Flug kaum etwas gegessen, und sie wollte jetzt keinen Alkohol trinken. Sicher würde sie morgen mit Jacques auf ihrer Terrasse eine Flasche Champagner öffnen, während sie in die Wüste blickten. Sie würden auf ihr Wiedersehen anstoßen und darauf, sich endlich besser kennenzulernen.
Shafir zauberte eine kleine grüne Flasche und ein Glas hervor. Er schenkte ein und reichte Megan das kühle, glatte Glas. Mit einem Plopp öffnete Shafir eine Dose Coca-Cola und führte sie sich an die Lippen.
Die schummrigen Deckenleuchten zauberten Reflexe auf sein Haar. Es reichte fast bis auf seine Schultern, was irgendwie nicht so recht zu seiner ansonsten konservativen Erscheinung passen wollte. Sie sah, wie sein Kehlkopf sich bewegte, während er durstig trank. Seine glatte Haut schimmerte golden.
Megan zwang sich wegzusehen und trank einen großen Schluck Wasser. Durch die getönten Scheiben blickte sie nach draußen. Die Straße schlängelte sich silbergrau durch die Wüste. Am Horizont sah sie unzählige, sanft gewölbte Sanddünen. Eine unbestimmte Erwartung stieg in ihr auf.
Hier war alles so aufregend und fremd.
Ganz anders als die saftig grüne Bucht Neuseelands, in der sie aufgewachsen war. Wo sie – bis auf die eine oder andere Geschäftsreise – ihr ganzes Leben verbracht hatte.
Sie lehnte sich vor und genoss den Ausblick.
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