Liebesnacht mit einem Mörder
auf dem Damm.«
»Allerdings. Ich sollte dir die Eier bis in die Ohren rammen, du hinterhältiger Hurensohn.«
»Na, wenigstens haben wir beide vorher noch einmal von ihnen profitiert.« Auch wenn die Gefahr, in der er sich befand, dadurch noch größer wurde, grinste er frech, strich mit seinen Fingerspitzen über ihre Wange und lenkte sie dadurch weit genug ab, um sich mit ihr herumzurollen und sie nun seinerseits fest auf das Bett zu pressen.
»Jetzt hör mir mal gut zu.« Sein Grinsen war verflogen. »Was auch immer getan werden muss, um dir zu helfen, wird von mir getan. Wann auch immer es getan werden muss, wird es von mir getan. Du brauchst es nicht zu mögen, aber du wirst damit leben müssen. Also gewöhnst du dich besser irgendwann einmal daran.«
Er stand auf und wippte, als er bemerkte, wie sie die Augen zusammenkniff, startbereit auf den Fersen. Dann jedoch seufzte er, vergrub die Hände in den Taschen seines Morgenmantels und erklärte: »Verdammt. Ich liebe dich.«
Diese beiden frustrierten und zugleich erschöpften Sätze trafen sie wie ein Pfeil ins Herz. Er stand da mit vom Schlaf, vom Sex und auch vom Kampf wild zerzausten Haaren, und seine leuchtend blauen Augen drückten gleichermaßen kalten Ärger wie heiße Liebe aus.
Alles in ihr geriet in Bewegung und verschob sich zu einem, wie sie annahm, schicksalhaften Muster. »Ich weiß. Es tut mir Leid. Du hattest Recht.« Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und übersah dabei die Überraschung in seinem Gesicht. »Auch wenn mir deine Methoden nicht gefallen, hattest du eindeutig Recht. Ich habe mich erneut verausgabt, bevor ich vollständig genesen war. Du hast mir seit Tagen gesagt, ich sollte eine kurze Pause machen, doch dafür war ich taub.«
»Warum nicht?«
»Ich hatte einfach Angst.« Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, selbst einem Menschen gegenüber, bei dem jedes Geheimnis, das sie hatte, völlig sicher war.
»Angst?« Er kam zu ihr zurück, setzte sich und griff nach ihrer Hand. »Wovor?«
»Dass ich es nicht schaffen würde, meinen Job zu machen genau wie vor dem Unfall. Dass ich nicht mehr dieselbe Kraft und Weitsicht hätte wie zuvor. Und wenn ich meine Arbeit nicht mehr hätte machen können…« Sie kniff unglücklich die Augen zu. »Ich muss einfach Polizistin sein. Ich brauche diese Arbeit. Wenn ich den Job nicht machen kann – verliere ich mich selbst.«
»Du hättest mit mir darüber reden können.«
»Ich habe ja nicht mal mit mir selbst darüber geredet.« Zornig auf die Tränen, die sich hinter ihren Augen sammelten, presste sie die Finger vor die Lider. »Seit ich die Arbeit wieder aufgenommen habe, saß ich die meiste Zeit entweder am Schreibtisch oder bei Gericht. Dies ist mein erster Mordfall, seit ich aus dem Krankenstand zurück bin. Wenn ich damit nicht zurechtkomme – «
»Du kommst damit zurecht.«
»Whitney hat mir gestern Abend befohlen, nach Hause zu fahren, wenn ich nicht von dem Fall abgezogen werden will. Also habe ich gehorcht, und dann hast du mir damit gedroht, mir irgendwelche Medikamente in den Hals zu kippen.«
»Tja.« Er drückte ihr mitfühlend die Hand. »Der Zeitpunkt war unglücklich gewählt. Aber ich glaube, dass es in beiden Fällen weniger darum ging, deine Arbeit zu kritisieren, als dich dazu zu bringen, dass du dich erholst und neue Kräfte sammelst.«
Er strich mit dem Daumen über das kleine Grübchen in der Mitte ihres Kinns. »Eve, es gibt Situationen, in denen du dir überraschend wenig bewusst bist. Bei jedem deiner Fälle gehst du bis an die Grenze. Der einzige Unterschied zwischen diesem und allen bisherigen Fällen ist der, dass du dieses Mal bereits zu Anfang körperlich nicht völlig auf der Höhe warst. Du bist nach wie vor dieselbe engagierte, hervorragende Polizistin wie die, die ich im letzten Winter kennen gelernt habe. Auch wenn das ein Gedanke ist, der mich ab und zu erschreckt.«
»Das will ich doch hoffen.« Sie blickte auf ihrer beider verschränkten Finger. »Aber ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie im letzten Winter. « Sie drückte seine Hand, hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Der will ich nicht mehr sein. Mir gefällt die Frau, die ich inzwischen bin, und das Paar, das wir inzwischen sind.«
»Gut.« Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. »Denn das, was wir inzwischen sind, ist nicht mehr zu ändern.«
Sie ballte scherzhaft eine Hand in seinem Haar. »Ich denke, wir haben beide ein ziemlich gutes Geschäft dabei gemacht.
Weitere Kostenlose Bücher