Liebesnacht mit einem Mörder
die Hände. »Das hatte wirklich nichts weiter zu bedeuten. Das können Sie nicht gegen uns verwenden.«
»Fein. Warum klären Sie mich nicht trotzdem einfach auf, damit wir diese Frage zu den Akten legen können?«
Ohne auf eine Einladung zu warten, schlüpfte Eve durch die Tür, setzte sich in einen Sessel und wartete, während Piper sichtbar mit sich kämpfte, schweigend ab.
»Donnie Ray hat lediglich für mich geschwärmt. Das war alles. Es war ohne jede Bedeutung. Völlig harmlos.«
»Weshalb wurden dann die Angestellten extra angewiesen, ihn daran zu hindern, Sie zu sehen?«
»Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mögliche… Unannehmlichkeiten zu vermeiden.«
»Gibt es häufig derartige Unannehmlichkeiten?«
»Nein!« Piper schloss die Tür. Auf ihren Wangen leuchteten hektische rote Flecken, ihr silberblondes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, und in ihrem Gesicht spiegelte sich der deutliche Kontrast zwischen der weltgewandten und der zerbrechlichen Frau.
»Nein, gewiss nicht. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Menschen auf der Suche nach Glück, nach einer Partnerschaft, Romantik, häufig sogar einer Ehe behilflich zu sein, Lieutenant.« Sie legte ihre Hände gegeneinander und klappte die Fingerspitzen vorsichtig nach innen. »Ich könnte Ihnen Dutzende von Dankschreiben zufriedener Kundinnen und Kunden zeigen. Von Menschen, denen wir geholfen haben, einander zu finden. Liebe, wahre Liebe, ist ein wichtiger Grundstein unseres Lebens.«
Eve fixierte sie starr. »Glauben Sie an wahre Liebe, Piper?«
»Absolut.«
»Was würden Sie tun, um Ihre große Liebe zu behalten?«
»Alles, was ich tun müsste.«
»Erzählen Sie mir von Donnie Ray.«
»Er hat mich ein paar Mal gebeten, mit ihm auszugehen. Er wollte, dass ich ihn Saxophon spielen höre.« Seufzend sank sie ebenfalls in einen Sessel. »Er war nur ein großer Junge, Lieutenant. Er war nicht… es war etwas völlig anderes als bei Holloway. Aber Rudy hatte, durchaus zu Recht, das Gefühl, dass es, um ihm als Kunden gerecht werden zu können, das Beste wäre, wenn er keinen Kontakt zu mir persönlich hat.«
»Hätten Sie Donnie Ray gerne spielen gehört?«
Der Hauch eines Lächelns flatterte um ihren Mund. »Wenn das alles gewesen wäre, sicher. Aber es war klar, dass er sich Hoffnungen auf etwas anderes machte, und ich wollte seine Gefühle nicht verletzen. Ich habe es noch nie ertragen, einem anderen Menschen, egal in welcher Weise, wehzutun.«
»Und wie steht es mit Ihnen selber? Tut Ihnen die Beziehung, die Sie zu Ihrem Bruder haben, nicht auch ein wenig weh?«
»Darüber kann und will ich nicht mit Ihnen sprechen.« Sie setzte sich kerzengerade hin und faltete die Hände.
»Wer hat die Entscheidung getroffen, dass Sie sich haben sterilisieren lassen, Piper?«
»Jetzt gehen Sie eindeutig zu weit.«
»Tue ich das? Sie sind achtundzwanzig Jahre alt.« Da sie merkte, dass Pipers Lippen bebten, fuhr sie rasch fort: »Und Sie haben sich die Chance auf eigene Kinder aus dem Grund nehmen lassen, dass Sie es nicht riskieren können, ein Kind von Ihrem eigenen Bruder zu bekommen. Sie sind seit Jahren in therapeutischer Behandlung. Sie haben keine Möglichkeit, eine Beziehung mit einem anderen einzugehen. Sie verheimlichen die Beziehung, die Sie haben, und haben sogar einen Erpresser bezahlt, damit Ihr Geheimnis auch weiterhin gewahrt bleibt, denn Inzest ist eine Schande.«
»Das können Sie unmöglich verstehen.«
»O doch, das kann ich.« Doch sie war gezwungen worden, erinnerte sich Eve. Sie war noch ein Kind gewesen. Sie hatte keine Wahl gehabt. »Ich weiß, womit Sie leben.«
»Ich liebe ihn. Und auch wenn es falsch, wenn es verderbt, wenn es eine Schande ist, wird dadurch nichts geändert. Er ist für mich das Leben.«
»Weshalb haben Sie dann solche Angst?« Eve beugte sich nach vorn. »Weshalb haben Sie eine solche Angst, dass Sie ihn selbst jetzt noch decken, obwohl Sie sich die Frage stellen, ob er einen oder sogar mehrere Morde begangen hat? Bringt Ihre Liebe Sie dazu, so weit zu gehen? Sie haben zugelassen, dass sich Holloway an Ihren Kundinnen vergeht, und haben sich dadurch wie Zuhälter aufgeführt.«
»Nein, wir haben unser Möglichstes getan, um Frauen mit ähnlichen Neigungen für ihn zu finden.«
»Und wenn ihre Neigungen doch nicht ganz so ähnlich waren und sie sich beschwert haben, haben Sie sie für ihr Stillschweigen bezahlt. War das Ihr Wunsch oder der von Rudy?«
»Es ging ums Geschäft. Davon
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